2011/07/31

[Neuigkeiten] Die Urgesteine Melvins kommen nach Deutschland!

Wer hätte das gedacht? Die Melvins, eines der Urgesteine der alternativen Musik aus den USA, kommen nach Deutschland. Nach Hessen kommen sie leider (noch) nicht, aber trotzdem stehen schon mal ein paar Termine fest:

9. Oktober - München / Hansa 39
14. Oktober - Erfurt / Stadtgarten
16. Oktober - Berlin / Volksbühne
25. Oktober - Bremen / Kulturzentrum
28. Oktober - Schorndorf / Manufaktur
29. Oktober - Köln / Gebäude 9

Wer weiß ob die alten Dinos nochmal nach Deutschland aufbrechen?

Wer Bock hat, den Weg nach Erfurt auf sich zu nehmen, der spitzt jetzt die Öhrchen:

Das Early-Bird-Ticket gibt es im Zeitraum vom 15. - 21. August in einer limitierten Auflage (60 Stück) für 20 Euro!
Schickt dazu einfach eine Mail an tickets@eineweltaushack.com oder schaut gleich im Woodstock Recordstore vorbei, wenn ihr mal zufällig in Erfurt seid.
Ansonsten könnt ihr aber auch im VVK ab dem 22. August zuschlagen, hier kosten die Tickets 24 Euro und kommen im schönen Siebdruck in eure Hände.
Natürlich wird es auch eine Abendkasse geben, darauf sollte man aber nicht vertrauen. Preis: 26 Euro

Hier nochmal alle Fakten:

Melvins, 14. Oktober, Erfurt Stadtgarten
Aftershow Party mit MoHa! und ein paar DJ's

Weitere Infos gibt es auf: http://www.eineweltaushack.com/


INFO: Habt ihr keine Lust auf Internetversand? Ihr könnt auch eine Mail an erik@benzol-mag.de schicken und mit etwas Geduld klappt das auch.

[Neuigkeiten] Heavy Rotation.

Das gefällt im Moment:

2011/07/28

[Platten] AWNS - AWNS

Erfurt ist ein wahrer Brutkasten für interessante Musik. Das dort ansässige Label Marbach Records scharrt einige ebenso illustre wie tolle Bands um sich. Zentralheizung of Death, Mukra oder Beagle Vieh. Schräge Namen, die ebensolche Musik repräsentieren. In Erfurter Gefilden wird in Lo-Fi experimentiert das der Schädel raucht.

Aus eben jenem Dunstkreis bildete sich nun auch AWNS heraus. Eine Zwei-Mann Kollabo, die auf ihrem selbstbenannten Album dreizehn Song und knapp 35 Minuten lang ihrem scheinbaren Lieblingsinstrument, dem Schlagzeug, viel Platz einräumt. Und das ist gut so. Drums, Bass, Samples, Gitarren und Gesang, eine simple Mischung mit großer Wirkung.

Vollständige Songs, wie das großartige "Only Lonely Zero",  das nah am Post-Rock gebaut ist, wechseln sich mit eher groben Entwürfen und eher skizzenhaften Soundkollagen ab.

Die Drums sind gewöhnungsbedürftig in den Vordergrund gemischt, der Gesang kommt wahrscheinlich gewollt eher dünn rüber. Nicht schlimm, sitzt mit dna ein überaus fähiger Mann hinterm Schlagzeug. Wer auf der Suche nach leicht zugänglicher Musik ist, der sollte einen Bogen um AWNS schlagen. Für Leute mit Sinn fürs Extravagante ist die Scheibe mehr als empfehlenswert. In den Zeiten von Online-Communitys wie Bandcamp sei einfach mal jedem angeraten in das komplette Album reinzuhören und sich sein eigenes Bild zu machen.

VÖ: 03.06.2011 auf  Deficiency

2011/07/13

[Platten] King Oliver's Revolver - Gospel Of The Jazz Man's Church

Ein ziemlich schickes, an mexikanische Folklore erinnerndes Cover ziert die Hülle von "Gospel of the Jazz Man's Church". Einem Album dessen Musik bunter und interessanter als eine Tüte voller Haribos ist. Doch wie beschreibt man dem unbedarften Leser (und potentiellen Hörer) die Musik der Stockholmer von "King Oliver's Revolver?

Eins steht fest, Artwork und Titel sind stark biblisch angehaucht. Ein Faktor, von dem ich selbst nach Lektüre der Lyrics, noch nicht vollständig sicher bin, ob das Ganze ironisch oder ernst gemeint ist. Ich tippe und hoffe  auf Ironie und gebe der Musik eine reelle Chance.

Und siehe, da öffnen sich interessante Klangwelten. Jazzpinte trifft auf staubigen Saloon trifft auf swingenden Sinatrasound. Minimale Instrumentalisierung wechselt sich mit orchestraler Besetzung ab. Keiner der 14 Songs gleicht dem anderen. Das klingt nicht mal gezwungen, sondern ziemlich lässig und aus einem Guss. Zwar kommt der Verdacht auf, dass dem Album ein roter Faden fehlt, aber genau dieses vermeintlich fehlende Konzept scheint das Konzept zu sein. Die Musiker toben sich aus, laden Gäste ein und fideln, blasen oder zupfen sich durch das Album.

Zwanzig Musiker, ein Album.

Wer vor dem Begriff Weltmusik und der Musik des frühen letzten Jahrhunderts nicht zurückschreckt, der sollte sich mal einen oder mehrere Hördurchgänge gönnen.


www.kingoliversrevolver.com

VÖ: 08.07.2011 auf Waggle Daggle / Broken Silence

[Platten] Kumpelbasis - Der Luxus unter wilden Tieren

"Wer das zum ersten Mal hört und nicht sofort mitgeht, hat keine Ohren, kein Hirn, kein Herz oder alles drei". So preist der Promozettel vom neuen Kumpelbasis Langspieler "Der Luxus unter wilden Tieren" das Teil an. Na da bin ich ja mal gespannt. Der Opener "Zyprinus" klingt stark nach Gassenmucke wie den Troopers oder 90er Jahre Onkelz.

Gerade Sänger Toxic Stevie klingt nach einer Mischung zwischen Atze und Kevin. Textlich gehts in bester Punkmanier gegen die Langeweile, den Staat und auch gerne mal gegen die deutsche Mentalität. Vermeintlich brisante Themen in simple Reimschemen eingepackt. Da zucken die Schultern. Und da gähnt der Mund. Hin und wieder schleicht sich auch mal ein spanischer Song ("Borracho") oder eine Dub-Trommel in den punkigen Musikalltag. Sicherlich ein Pluspunkt, um das Album in der grauen Masse untergehen zu lassen.

Vielleicht steht auf meinem gedanklichen Skateboard auch ein von Kumpelbasis besungener Blumentopf, doch unterm Strich bleibt ein rotziges aber auch verdammt langweiliges Album zurück. Themen und Melodien oft gekaut und ausgespuckt. Deutschpunk-Fans können hier dennoch gerne mal reinhören, finden hier sich nicht ihr Glück aber mit Glück den ein oder anderen interessanten Moment. 



www.kumpelbasis.de

VÖ: 24.06.2011 auf Destiny / Broken Silence

2011/07/12

[Platten] Grand Griffon - Protektor

Endlich haben sie es geschafft. Grand Griffon aus Kiel und Hamburg bringen ihr erstes Album heraus. Nach der Veröffentlichung der ziemlich guten Vinyl 7" schraubten sich die Erwartungen schon recht weit nach oben. Erwartungen die letztendlich nicht enttäuscht werden.

"Protektor" heisst das gute Stück und ist eine halbstündige Emo-Hardcore-Granate mit extrem intelligenten Texten geworden. Der erste Hördurchgang bläst die Gehörgänge frei, beim Zweiten merkt man plötzlich, dass Helge Jensen immernoch auf deutsch singt und beim Dritten stellt sich heraus, dass der Gute wie seiner Zeit als Sänger von Escapado einiges zu sagen hat.

Produktionstechnisch hat sich seit der EP auch einiges getan. Zwar merkt man den Songs den DIY - Charakter mehr als an, doch sind die Songs weit entfernt von der Qualität schlechter Demos. Da geht was. Veröffentlicht wird "Protektor" übrigens über Zeitstrafe, die auch in der Vergangenheit je nachdem Brutkasten oder Nest von Perlen wie Antitainment, Trip Fontaine oder aber jenen großartigen Escapado waren. Auch das neue Küken verspricht ein stolzer Flattermann zu werden. Toll.

http://www.myspace.com/grandgriffon

VÖ: 15.07.2011 auf Zeitstrafe/Cargo

2011/07/05

[Konzerte] William Fitzsimmons - 3.07.2011 - Support: Maria Taylor, Slow Runner - Mousonturm/Frankfurt

Wieso muss eigentlich jeder Konzertbericht aus Frankfurt damit anfangen, dass man nicht rechtzeitig da war, weil man sich entweder verfahren oder keinen Parkplatz gefunden hat? Das muss aufhören. William Fitzsimmons war allerdings Grund genug, um sich durch das verstricke Monster namens Frankfurt zu kämpfen. Mit im Gepäck hatte er das Trio Slow Runner“ und die nette Dame Maria Taylor. Das Konzert fand – absolut passend – im Mousonturm statt.

William Fitzsimmons. Quelle: www.tonspion.de
Maria Taylor konnte natürlich nicht komplett gesehen werden wegen eben genannten Gründen. Was man sah, war eine selten schöne, grazile Braunhaarige Frau, die mit Akustikgitarre und Stimme ein wunderbares Klangbild dahinzauberte. Allerdings klangen die gehörten drei oder vier Lieder nun etwas zu gleich, sodass man eine große musikalische Vielfalt nicht immer bemerken konnte. Ganz anders war das bei den Kollegen Slow Runner. Beim Trio, bestehend aus dem Gründgerüst Bass, Keyboard und Schlagzeug, kommen ab und zu auch mal ein zweites Keyboard, Einspieler, elektronische Beats und diverse andere Instrumente zum Vorschein. Michael Flinn, der Keyboarder war auch Sänger und machte seinen Job richtig gut. Wer bei der Besetzung anfangs an Keane gedacht hat, sollte sich jetzt ohrfeigen. Auch wenn Slow Runner nicht so bekannt wie Keane sind, haben sie definitiv mehr musikalisches Potential. So sehe ich das zumindest. Ziemlich geil war zudem der Schlagzeuger, der manchmal am liebsten gestanden und getanzt hätte. Als er und der Bassist ab und zu mit ihren Gesangseinsätzen Flinn’s Stimme unterstützten, war’s vorbei mit mir. Gutes Ding.

Das Schöne am Mousonturm ist, das die straffe Organisation eingehalten wird und gerade mal eine Zigarette möglich war, eh William Fitzsimmons die Bühne betrat. Und siehe da, wer ist denn die Begleitband? Es waren Slow Runner, die Typen die eben noch so überdurchschnittlich gut den musikalischen Vorgeschmack zu William Fitzsimmons bildeten. Auch hier haben sie wieder mehrere Instrumentparts übernommen. Und in der Mitte, da stand er, ab und zu mit einer schönen roten E-Gitarre, ansonsten mit Akustikgitarre gerüstet: William Fitzsimmons.
Wenn ich so einem Typen auf der Straße begegnen würde, ich glaube ich würde nur schlechtes über ihn denken, weil er einfach so aussieht wie er nun mal aussieht. Würde ich ihm wiederum auf einem Festival begegnen, ich glaube ich umarme ihn und grabe meine Hände in seinen riesigen Bart. Irgendwann passiert das schon noch. Aber egal wie der Mann nun mal aussieht, sobald er anfing zu singen, war es ruhig im Saal und alle hören zu, was er mit seiner wunderbar, leisen und zerbrechlich wirkenden Stimme so daher sang. Und wenn man das nur ein paar Sekunden erlebt hat, könnte man auch mit völliger Ruhe den ganzen Abend neben ihm sitzen und einfach zuhören. Denn was dieser Typ zwischen den Liedern so zu erzählen hat, bringt einen zum Lachen, zum Nachdenken oder einfach nur zum Schmunzeln.

Er kann es, diese Unterhaltung. Wunderbar in Szene gesetzt von seinen Bandmitgliedern trällerte er dem aufmerksamen Publikum im bis zum Rand gefüllten Muousonturm fast zwei Stunden die schönsten, traurigsten, lustigsten und nachdenklichsten Lieder entgegen. Und selbst als man dachte, es wäre vorbei und er nur so nebenbei erwähnte, dass sie noch ein paar Lieder spielten, verschwand er und die Band einfach. Sie kamen nach ein paar Minuten wieder, aber etwas war anders: Der Bassist hatte sich bis auf seine Speedo ausgezogen und wurde natürlich aus dem Publikum angespornt, alle Hüllen fallen zu lassen. „He will do it, i swear to god he well do it“ war die prompte Antwort von William Fitzsimmons, der sich zwischen den Songs gerne mal mit seinen Kollegen unterhielt und so den ein oder anderen Lacher hervorbrachte. Zum krönenden Abschluss betrat Maria Taylor abermals die Bühne und alle zusammen coverten „Sweet Home Alabama“ und trällerten voller Begeisterung weitere Lieder. Und dann stand er alleine auf der Bühne, der William. Er fragte sogar sein Publikum, welche Songs noch gespielt werden sollte und spielte natürlich weiter. Einfach herrlich, dieser Mann.
Auch wenn ich das Konzert als ein bisschen zu lang einschätzen würde, war es absolut gelungen. Immer wieder mit größter Freude, auch gerne mal im Sitzen. Ich werde alt.