Neil Halstead war mir bis vor wenigen Wochen noch gänzlich
unbekannt. Und das obwohl mir die Szene der Singer-Songwriter durchaus bekannt
ist. Dies änderte sich wenige Tage nach Weihnachten. "Palindrome Hunches" landete
in meinem Briefkasten und ich lernte Neil Halstead kennen.
Nur wer ist Neil Halstead? Er ist 42 Jahre alt und
kommt aus England. 1989 begründete er mit einigen Freunden die Band Slowdive,
die dem altnerative Rock zuzuschreiben ist. Die Band bestand nur für wenige
Jahre. Halstead gründete mit einigen der ehemaligen Slowdive Mitgliedern die
Band Mojave 3, die Musikalisch eher Folk spielte und ihr erstes Album 1995
veröffentlichte. Seit 2002 ist Neil Halstead auch Solo unterwegs. Beim aktuellen Album handelt es sich um sein drittes Soloalbum. Aufgenommen wurde
das Album in einer Grundschule, da Halstead die Atmosphäre in dem für die
Aufnahme gemieteten Studio zu steril war.
Ich habe das Album zum ersten mal Abends bei Kerzenlicht
gehört, als es draußen schneite und hatte keine Chance mehr dem Album zu
entkommen. Bereits die ersten tiefen Akkorde überzeugen. Das minimalistische
Arrangement der Instrumente und Neils Stimme, die ganz nah zu sein scheint,
ziehen den Hörer sofort in ihren Bann.
Gitarre, Bass, Klavier, einige Streicher
und eine Stimme, mehr braucht ein gutes Lied nicht um Stimmung und Gänsehaut zu
erzeugen. Das stellt Halstead bereits mit dem ersten Titel, „Digging Shelter“,
unter Beweis. Das gesamte Lied ist ruhig gehalten nur im Refrain kommen einige
Streicher zum Einsatz. Nachdem man sich auf diesen Stil eingelassen hat beginnt
die 45 minütige Reise durch ein sehr gutes Album.
Dabei werden diverse Stimmungen bedient. Von nachdenklich
melancholischen Stücken wie „Digging Shelter“, „Tied to you“ und „Fullmoon
Rising“ bis hin zu heiter schönen Melodien wie bei „Hey Daydreamer“ ist auf
dieser Platte alles zu finden. Teilweise sind die Melodien sogar so eingängig, dass
man beinahe mitsummen möchte, wie bei „Spin the Bottle“.Dabei bleiben die Lieder
stets einfach und minimalistisch, sind gerade deshalb sehr warm und werden nur
an einzelnen Punkten durch die sehr gut eingesetzten Instrumente akzentuiert.
Halstead schafft es die Stimmung, die er mit dem ersten Lied erweckt über das
gesamte Album zu erhalten, ohne dass dabei ein Lied wie das andere klingt. Textlich
geht es um Gefühle und Stimmungen. Bei dem Lied „Wittgenstein’s Arm“ geht es
zum Beispiel um den Pianisten Paul Wittgenstein, der seinen rechten Arm im
Ersten Weltkrieg verloren hatte und trotzdem weiter Klavier spielt.
Neil Halstead schafft es jedem Lied seine eigene Stimmung zu
geben und macht aus "Palindrome Hunches" ein hörenswertes Album, das auf
meiner persönlichen Liste mit zu den besten Alben des Jahres 2012 zählt.
VÖ: 11. September 2012 auf Republic
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