2013/03/22

[Platten] Neil Halstead - Palindrome Hunches



Neil Halstead war mir bis vor wenigen Wochen noch gänzlich unbekannt. Und das obwohl mir die Szene der Singer-Songwriter durchaus bekannt ist. Dies änderte sich wenige Tage nach Weihnachten. "Palindrome Hunches" landete in meinem Briefkasten und ich lernte Neil Halstead kennen. 

Nur wer ist Neil Halstead? Er ist 42 Jahre alt und kommt aus England. 1989 begründete er mit einigen Freunden die Band Slowdive, die dem altnerative Rock zuzuschreiben ist. Die Band bestand nur für wenige Jahre. Halstead gründete mit einigen der ehemaligen Slowdive Mitgliedern die Band Mojave 3, die Musikalisch eher Folk spielte und ihr erstes Album 1995 veröffentlichte. Seit 2002 ist Neil Halstead auch Solo unterwegs. Beim aktuellen Album handelt es sich um sein drittes Soloalbum. Aufgenommen wurde das Album in einer Grundschule, da Halstead die Atmosphäre in dem für die Aufnahme gemieteten Studio zu steril war. 

Ich habe das Album zum ersten mal Abends bei Kerzenlicht gehört, als es draußen schneite und hatte keine Chance mehr dem Album zu entkommen. Bereits die ersten tiefen Akkorde überzeugen. Das minimalistische Arrangement der Instrumente und Neils Stimme, die ganz nah zu sein scheint, ziehen den Hörer sofort in ihren Bann. 

Gitarre, Bass, Klavier, einige Streicher und eine Stimme, mehr braucht ein gutes Lied nicht um Stimmung und Gänsehaut zu erzeugen. Das stellt Halstead bereits mit dem ersten Titel, „Digging Shelter“, unter Beweis. Das gesamte Lied ist ruhig gehalten nur im Refrain kommen einige Streicher zum Einsatz. Nachdem man sich auf diesen Stil eingelassen hat beginnt die 45 minütige Reise durch ein sehr gutes Album.

Dabei werden diverse Stimmungen bedient. Von nachdenklich melancholischen Stücken wie „Digging Shelter“, „Tied to you“ und „Fullmoon Rising“ bis hin zu heiter schönen Melodien wie bei „Hey Daydreamer“ ist auf dieser Platte alles zu finden. Teilweise sind die Melodien sogar so eingängig, dass man beinahe mitsummen möchte, wie bei „Spin the Bottle“.Dabei bleiben die Lieder stets einfach und minimalistisch, sind gerade deshalb sehr warm und werden nur an einzelnen Punkten durch die sehr gut eingesetzten Instrumente akzentuiert. Halstead schafft es die Stimmung, die er mit dem ersten Lied erweckt über das gesamte Album zu erhalten, ohne dass dabei ein Lied wie das andere klingt. Textlich geht es um Gefühle und Stimmungen. Bei dem Lied „Wittgenstein’s Arm“ geht es zum Beispiel um den Pianisten Paul Wittgenstein, der seinen rechten Arm im Ersten Weltkrieg verloren hatte und trotzdem weiter Klavier spielt. 

Neil Halstead schafft es jedem Lied seine eigene Stimmung zu geben und macht aus "Palindrome Hunches" ein hörenswertes Album, das auf meiner persönlichen Liste mit zu den besten Alben des Jahres 2012 zählt.



VÖ: 11. September 2012 auf Republic


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