2010/12/31

[Neuigkeiten] Madeleine Persson

Erinnert ihr euch noch an Madeleine. Im Februar stellten wir euch die sympathische Frankfurterin in einem Interview vor. Seitdem ist einiges passiert bei ihr. Professionelle Studioaufnahmen, neue Songs und Auftritte. Am 03.11. waren wir im Sachsenhäuser Balalaika dabei und haben uns von ihrer Musik verzaubern lassen. Wie das Glück/Zufall/HIERBITTEPASSENDENBEGRIFFEINFÜGEN wollte hat ihre Schwester Amelie das Konzert mitgeschnitten und auf Youtube hochgeladen. Unbedingt anklicken und freuen.




Sonst noch was? Na klar, jede Menge. In alle Kürze. Bitte klickt euch mal durch die Seiten von Boo Hoo, machts euch gemütlich mit seiner Musik, wenn sie euch gefällt kommt bald wieder und vielleicht findet ihr in irgendwann einmal ein Interview von ihm hier auf Benzol.

Ok Leute, genug für dieses Jahr, der letzte Tag des Jahres wird nochmal in freier Wildbahn verbracht.

2010/12/28

[Neuigkeiten] Eine Frau und ein Piano - Caroline Keating

Caroline Keating erinnert viele Menschen an Regina Spektor und diesen Vergleich muss sie nicht scheuen. Aber Mrs. Spektor ist mittlerweile nur noch in den großen Konzertsälen dieser Welt zu bestaunen. Vielleicht passiert das mit Caroline Keating auch bald. Auszuschließen ist es jedenfalls nicht und zu gönnen ist es ihr allemal, denn wenn die junge kanadische Songwriterin alleine an ihrem Piano sitzt dauert es nicht lange und sie hat das Publikum in ihren Bann gezogen. Wer noch etwas Überzeugungsmaterial benötigt, soll den Bericht ihres letzten Konzerts auf der Frankfurter Yellowstage lesen oder sich ein paar Songs bei myspace anhören. Wer nicht hingeht wird sich ärgern. Das steht fest. Termine untenstehend.

01.02.11 DE – Dresden, Societaetstheater
03.02.11 DE – Hannover, Feinkostlampe
04.02.11 DE – Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
07.02.11 DE – Halle, Women In Jazz Festival
09.02.11 DE – Essen, Zeche Carl (supporting Marianne Dissard)
10.02.11 DE – Köln, Gloria (supporting Marianne Dissard)
11.02.11 CH – Baden, One Of A Million Festival
12.02.11 DE – Saarbrücken, Sparte 4 Theater
13.02.11 DE – Darmstadt, Hoffart Theater
16.02.11 CH – Winterthur, Gaswerk
17.02.11 CH – Basel, Parterre
19.02.11 DE – München, Rationaltheater


 

[Konzerte] Flashguns/Telekinesis - 25.11.2010 - Support: Fehlanzeige - Yellowstage/Frankfurt

Wie sagt man doch so schön: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Flashguns alleine wären den lächerlichen Preis von zehn Euro schon wert gewesen. Aber kurzfristig kamen dann noch Telekinesis aus Seattle mit ins Spiel. Ohne Aufpreis. Die Amerikaner hätten eigentlich am selben Abend als Support im Wiesbadener Schlachthof mit Meursault auftreten sollen. Doch Meursault mussten ihren Auftritt absagen, so dass Telekinesis dann quasi als Co-Headliner in die Hazelwood-Studios abberufen wurden.

Telekinesis ist eigentlich ein Soloprojekt von Michael Lerner. Für die Tour holte er sich jedoch Verstärkung, so dass dem Publikum ein ganzes Trio präsentiert werden konnte. Und das harmonierte prima. Lupenreiner und fröhlicher Indie-Rock ohne einen einzigen Ausfall. Lerner beschwingt das anwesende Publikum mit seinen Fast-Hits "Coast Of Carolina" und "Tokyo". Aber am meisten brilliert Lerner eigentlich wenn er sich von seinem Schlagzeug erhebt, der Rest des Trios die Bühne verlässt und nur er und seine Gitarre vor dem etwas zu tiefen Mikrofon stehen. Das folkige "I Saw Lightning" treibt einem die Gänsehaut über den Körper: "I wanna care for you when you are all alone / Sit inside our house and unplug all our phones / Watchin' raindrops stream down on our windowsill / Let's be in love." Ganz schön hochgelegt die Messlatte. 

Eine Menge Vorschusslorbeeren brachten die Londoner Flashguns mit zur Yellowstage. Diverse Touren mit Größen der Szene (Bombay Bicycle Club, Jamie T) und eine fantastische Debüt-EP lassen diese Vorschusslorbeeren auch nicht als ganz unbegründet erscheinen. Obwohl die Mitglieder der Band vielleicht gerade mal an der zwanzig kratzen stehen sie auf der Bühne, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Der Leadsänger Samuel Johnston legt in den Gig eine ordentliche Portion Leidenschaft mit hinein, was den bereits bekannten Songs und auch den Songs vom bald erscheinenden Album das gewisse Etwas mitgibt. Britisch angehauchter Indie-Rock ohne jeglichen Schnörkel. Hier wächst was großes heran. Wenn auf Albumlänge die Qualität gehalten werden kann, die die EP mit sich brachte, dann haben die Flashguns eine ordentliche Zukunft vor sich. Komplett überzeugt.

Im Schlachthof sollten vielleicht einfach öfter Konzerte ausfallen...
























 
 
 
 
 
 

2010/12/26

[Platten] Jellybeat - Don't Let Us Be Misunderstood

Von Jellybeat aus Wien habe ich bisher nichts mitbekommen. Schade eigentlich, denn mit ihrem bereits viertem Album Don't Let Us Be Misunderstood hauen die Österreicher ein mehr als ordentliches Werk raus.

Laut ihrem Promozettel haben sie sich dem Electro-Pop und Beat verschrieben. Schon beim ersten Durchlauf fällt auf, Sängerin Katrin Navessi bringt eine Menge Seele in die doch eher banalen Genrebezeichnungen. Schon der beschwingte Opener Lily's In The Kitchen, der entfernt an eine weiche Le Tigre Version erinnert, macht Lust auf mehr.  Kaleidoscope hätten Air auch nicht luftiger (oh,man) hinbekommen. Boy erinnert entfernt an einen schnellen Morcheebaverschnitt. Echo liebäugelt mit den Sixties. Magnificent Obsession versprüht Big-Beat Atmosphäre. Und, und, und.

Vielleicht ist es aufgefallen, das Wörter wie "entfernt" oder "liebäugeln" verwendet werden. Ja, richtig. Denn hier klingt nichts nach dreister Kopie. Mit breiter Brust tritt Jellybeat an die Öffentlichkeit, vereinen Genres auf ihrem Album und versprühen dabei keine Arroganz.

Für alle die mit den genannten Bands etwas anfangen können, sich nicht gegen eine gewisse Radiotauglichkeit wehren, ist Don't Let Us Be Misunderstood eine musikalische Wundertüte. 


VÖ: 29.11.2010 auf Pate Records / Edel

2010/12/20

[Konzerte] Pete & The Pirates - 05.09.2010 - Support: Rokoko - Yellowstage/Frankfurt

Man hatte fast schon den Eindruck, dass Pete & The Pirates Deutschland meiden. Schaute man auf den Tourplan wurde Deutschland meist außen vor gelassen. Aber es gibt doch noch Überraschungen. Um ein paar neue Songs ihres noch unbetitelten neuen Albums vorzustellen, fand sich Pete samt Piraten aus Reading/UK auf der Yellowstage in Frankfurt ein. Aber natürlich sollte auch das Liedgut des vielbeachteten Debütalbums "Little Death" nicht zu kurz kommen. Und bei "Little Death" kommen Erinnerungen hoch. "She dances like she's got a beat in her brain. She dances like she might never again. She's got me thinking about old times again." Riesige Vorfreude also.

Als Support wurde die Indie-Pop-Combo Rokoko aus Wiesbaden engagiert. Erfrischende, deutschsprachige Musik, die das Rad nicht neu erfindet, aber dem Publikum doch gut gefällt. Ein mehr als gelungener Auftakt.

Arrrr. Dann also Pete & The Pirates. Und diese steigen in ihr Set gleich mit "Jennifer" von ihrer letzten EP ein. Die Jungs um Peter Hefferan haben aber auch wirklich das Händchen dazu, in jeden Song etwas hymnenartiges einzubauen. Dies wird beim ersten Song gleich klar und zieht sich durch das ganze Set.

Die sympathischen Engländer glänzen musikalisch und stimmlich. Die Songs des neuen Albums ergänzen das Set perfekt und lassen die Hoffnungen auf ein brilliantes zweites Album in die Höhe schießen. "Mr. Understanding" ist live genauso unwiderstehlich wie auf Platte und es ist nahezu unmöglich die Füße stillzuhalten. Und das ist nur einer von vielen Höhepunkte des Abends. "Come On Feet", "Eyes Like Tar" uvm. sind da noch zu erwähnen.

Das anwesende Publikum kann nicht genug bekommen und so kommt die Band nach endlosen Jubelarien für zwei Zugaben wieder, bis ihr am Ende das Liedgut ausgeht. Jetzt aber schnell mit dem neuen Album.

[Neuigkeiten] Everything Thermals - The Thermals mit "Personal Life" endlich auf deutschen Bühnen

Die No-Fi-Helden aus Portland beehren zum Glück endlich mal wieder deutsche Bühnen. Hingehen und mitreißen lassen:

04.04. Köln - Gebäude 9
12.04. München - Hansa 39
13.04. Wien - Flex
14.04. Nürnberg - K4
15.04. Frankfurt - Sinkkasten
16.04. Dresden - Beatpol
17.04. Berlin - Lido
19.04. Hamburg - Knust 


2010/12/18

[Interviews] Fanfarlo

Vor dem fantastischen Konzert im Frankfurter Nachtleben hatte ich die Möglichkeit mit Amos Memon, dem Drummer der hochgehandelten schwedisch-englischen Combo Fanfarlo, zu sprechen. Dieser nahm sich dann auch reichlich Zeit, um Fragen über das Tourleben, das zweite Album oder die Kommerzialisierung von Musik zu beantworten.

[Interviews] Anti-Flag

Anti-Flag zählen seit einigen Jahren zu den politisch aktivsten und bekanntesten Punkmusikern aus den USA. Nachdem ihr kurzer Ausflug zum Majorlabel RCA mit durchwachsenen Gefühlen beendet wurde, brachte man vor kurzem das neueste Werk The people of the gun wieder auf einem Indielabel heraus. Benzol sprach mit dem ausgesprochen netten Frontmann Justin Sane im Wiesbadener Schlachthof über Plattenfirmen, Videospiele, Großunternehmen und natürlich: Politik.

[Interviews] Fake Problems

Im Rahmen des Konzerts der Fake Problems im Wiesbadener Schlachthof wurde mir im Vorfeld die Möglichkeit eingeräumt mit Sänger Chris ein kleines Gespräch zu führen. Sagt man ja nicht nein und das Resultat unseres Plausches soll natürlich auch nicht vorenthalten werden.

[Interviews] Morning Boy

Kurz vor ihrem Auftritt im Rahmen des Big Bum Chak-Festivals in den Rödelheimer Hazelwood-Studios wurden mir die vier lustigen Musikanten von Morning Boy für einen kleinen Plausch zur Verfügung gestellt. Die abgetippte Version des Gesprächs über uncoole Bandnamen, die Musikszene in Frankfurt, den musikalischen Tanz auf zwei Hochzeiten und nicht zuletzt über ihr in naher Zukunft erscheinendes Album ist ab sofort einsehbar. Viel Spaß damit.

[Interviews] Felix Wickmann

Im Mai 2009 erschien über das aufstrebende Label Waggle-Daggle Records die Debüt-EP „Dry Hands“ des schwedischen Akustikmusikers Felix Wickman. In musikalischer Hinsicht war ich schnell verliebt und als sich schließlich Frankfurt unter den Tourterminen wiederfand, war die Vorfreude immens. Währen konnte sie jedoch nur für kurze Dauer.

[Interviews] Ter Haar

Sie haben schon einmal in Erfurt gespielt, zum Geburtstag von End Pilot Mitbegründer J erry. Die Rede ist von den Ter Haar. Mit ihrem neuesten Werk „Delta“ haben die drei Berliner ein Post/Mathrock Wunderwerk auf die Beine gestellt, dass sich sehen und hören lässt. Nun stehen sie Rede und Antwort im knallharten Hinterzimmer-Interview! Das Trio eröffnete das 4. End Pilot am 11. April in Erfurt und genau da wurde es vor unser Mikro gezerrt. Ein Interview im kleinen Raum mit Spiegeltisch im Backstage-Bereich. Die Jungs waren gut drauf, hatten es aber eilig, den Auftritt ihrer Kumpels Kam:as auf der kleinen Bühne zu verfolgen. Trotz allem standen sie unserem neuen Schreiberling Erik für ein paar Minuten Rede und Antwort.

[Interviews] Je Suis Animal

Je suis animal sind ein fünfköpfiges Indie-Pop-Team aus Oslo/Norwegen und will nun mit ihrem ersten Langspieler namens Self-taught magic from a book hier und dort ein wenig die Musikszene aufmischen. Ihre Tour machte freundlicher Weise Halt im Offenbacher Hafen2 und ganz spontan ergab sich schließlich doch noch die Möglichkeit eines Interviews.
Da die Bandmitgliederinnen Elin und Merete kurzfristig noch einmal zum Hotel düsen mussten, blieben uns mit Anthony, Jan und Matt die restlichen drei männlichen Bandmitglieder aus Je suis animal zur Verfügung. Here we go: 

[Interviews] I Am Austin

Diese Momente kennt sicherlich fast jeder, der irgendwann mal ein Wochenende auf einem x-beliebigen Festival verbracht hat: Man landet wahllos vor einer Bühne und sieht dort nichtsahnend eine Band, die einem astrein die Schuhe auszieht und im Kopf bleibt. So geschehen bei mir auf dem diesjährigen Dockville-Festival in Hamburg. Dort spielten zur Mittagszeit  I am Austin aus Wales vor einer Handvoll Zuschauer und wussten vor Ort mit ihrer Bass-Schlagzeug-Mischung Publikum und Bühne in Schwingung zu versetzen.

[Interviews] Scraps Of Tape

Hammerharte Musik, manchmal ruhig und berührend, oftmals aber auch wütend, kraftvoll, einfach voll auf die Fresse.Sie stehen an der Grenze zum Postrockgenre, man muss sich selbst eine Meinung bilden. Doch die zwei bisherigen Alben sind top, für jeden zu empfehlen. Fünf Jungs, teils bärtig, teils blond und superschüchtern, haben auch außerhalb ihrer Songs was zu sagen.

[Interviews] Anniversary Club

Myspace. Unendliche Weiten. Virtuelles Zuhause für etwa 300 Millionen angemeldete User, erträglicher Werbeplatz, Selbstdarstellungsplattform #1 für zahlreiche geltungsbedürftige Teenies und zu guter Letzt auch eine Plattform für unbekannte und wohlbekannte Bands und Künstler. Zu erklären braucht man das aber ja keinem mehr. Inmitten all dieser Profile findet sich aber ab und zu auch mal eine absolute Perle, die es verdient hat einmal näher betrachtet zu werden. Oder die Perle findet einen selber. Wie auch immer.

[Interviews] Old Seed

Craig Bjerring als Old Seed. In einem winzigen PKW fährt er auf den Parkplatz, seinen gewaltigen, dunklen Bart sehe ich schon von weitem durch die Windschutzscheibe. Er steigt aus dem Wagen, von größerer Statur als ich erwartet hätte und kommt auf mich zu. Begleitet wird er von seinem Kompagnon Sascha Schmitt, klein, helle Haare – kein Bart. Ich könnte mir keinen besseren optischen Gegenpart vorstellen.

[Interviews] Nada Surf

Lieder covern kann jeder – ein ganzes Album mit solchen Stücken zu veröffentlichen trauen sich jedoch die wenigsten Bands. Die fantastischen Nada Surf aus New York haben es kürzlich gewagt und mit „If I had a Hi-Fi“ eine Platte veröffentlicht, auf der vor allem persönliche Lieblingsperlen der Indie-Rocker im eigenen Gewand neu vertont werden. Benzol sprach mit Schlagzeuger Ira Elliot im Vorfeld ihres Auftrittes im Aschaffenburger ColosSaal.

[Interviews] Madeleine Persson

Für 15 Uhr ist der Interviewtermin in Madeleines Wohnung angesetzt. Da ich mich auf mein persönliches Gespür und auf die Erinnerung aus einer Nacht mit viel Alkohol verlassen wollte, frage ich sie nicht nach der Adresse. Ich war ja schonmal da....haha. Also verirre ich mich im Frankfurter Osten. Ha, hier wars doch. Ne, an der Wohnung war doch en Balkon....

[Interviews] Kevin Devine

Im Vorfeld seines Konzerts in Gießen am 16. Dezember erklärte sich Kevin Devine kurzfristig zu einem Interview bereit. Die mehr oder weniger spontan zusammengeklaubten Fragen und das enthüllende Resultat könnt ihr nun hier genießen!!

[Interviews] Chuck Ragan

Dass sein musikalischer Ausflug in die Welten der Folkmusik so lange dauern und so gut ankommen würde, hätte Chuck Ragan bei der Veröffentlichung seines Erstlingswerks „Feast or Famine“ vor über zwei Jahren wohl kaum gedacht.

[Interviews] Caroline Keating

Vor ihrem Konzert in den Frankfurter Hazelwood-Studios, hatte ich die Möglichkeit mit Caroline Keating über ihre Tour, über ihre Einflüsse und ihr hoffentlich bald erscheinendes Debütalbum zu reden. Nach dem Soundcheck, bei dem schon klar wurde, welch riesiges Potential in dieser Frau schlummert, nahm sie sich etwas Zeit und beantwortete geduldig alle Fragen. 

[Interviews] Frank Turner

Wir haben in der Vergangenheit ja immer wieder Interesse für Musiker aus dem Bereich der Folk- und Songwritermusik gezeigt. Dabei soll es natürlich auch bleiben und um dies zu unterstreichen, haben wir uns im März mit dem britischen Musiker Frank Turner getroffen, um im Wiesbadener Schlachthof mal seine Gemütslage auszuhorchen.
In einer halben Stunde erzählte Herr Turner allerhand und in Folge könnt ihr Euch zu Gemüte führen, was er zu missverstandenen Songs, zukünftigen Projekten und exzessivem Touren zu sagen hat.

[Interviews] Alexisonfire

Nimmermüde sind sie, die Jungs von Alexisonfire. So auch im Jahre 2010, in dem sie im Grunde genommen immer noch ihr im Vorjahr erschienenes Album „Old Crows/Young Cardinals“ betouren und bewerben. Das Vainstream Beastfest, welches im Wiesbadener Schlachthof für zwei Tage zahlreiche laute Truppen unterschiedlichster Couleur aufspielen ließ, gab den Kanadiern am Freitagabend die Gelegenheit, einen musikalischen Querschnitt ihrer vier Alben zu präsentieren. Im Vorfeld ihres Auftrittes hatten wir  die Gelegenheit mit Gitarrist Dallas Green zu plaudern.

[Interviews] Terror

Terror sind ja nun spätestens seit dem Release ihres aktuellen Albums "Always The Hard Way" und der DVD "The Living Proof" eine feste Instanz im Hardcoregeschäft. Grund genug, sich Frontmann und Sänger Scott Vogel mal zur Brust zu nehmen und ihn ordentlich zu löchern.
Bei der diesjährigen Persistence Tour, die am 30.11 im Wiesbadener Schlachthof ihren Anfang nahm, bot sich mir die perfekte Gelegenheit, genau dies zu tun. Scott erschien pünktlich und äußerst gut gelaunt zum vereinbarten Termin, und nahm sich ganz gelassen die Zeit mit mir über sich selbst, Terror, Hardcore im Allgemeinen und die Zukunft zu plaudern.

[Interviews] The Bandgeek Mafia

Nachdem wir die Jungs von der Bandgeek Mafia in der guten alten Batschkapp um knapp 20 Minuten verpasst hatten und wir somit kein Konzertbericht bringen konnten, kamen wir auf die Idee einfach mal ein Mailinterview zu veranstalten. Gesagt, getan. An der Tastatur stand uns Sänger und Gitarrist Achim (linkes Bild) Rede und Antwort. Viel Spaß mit den ausführlichen Antworten.

[Interviews] The Gaslight Anthem

Der Dienstagabend steht ganz im Zeichen von The Gaslight Anthem. Die Durchstarter aus New Jersey lassen den letzten Tag ihrer langen Europatournee in der Bankenmetropole Frankfurt ausklingen, und wählen als Location des Grand Finales das Nachtleben an der Konstabler Wache. Bevor die Bühnenfähigkeiten der Band begutachtet werden konnten, hatten wir im Vorfeld die Möglichkeit mit Sänger Brian ein wenig über die Tour, musikalische Einflüsse und Vergleiche mit anderen Musikern zu reden. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

[Interviews] The Gaslight Anthem

Die Frage, ob es Sinn macht mit ein und derselben Band innerhalb eines halben Jahres zwei Interviews zu führen, ist sicherlich berechtigt. Allerdings haben The Gaslight Anthem aus New Jersey in den letzten 6 Monaten mehr erlebt als die meisten anderen Bands auf diesem Planeten jemals nachempfinden werden. Eine ausverkaufte Tour ist da noch die Spitze des Eisberges, aber für mich Grund genug ein weiteres Mal nachzubohren.

[Interviews] The Ghost Of A Thousand

Vor wenigen Monaten brachten The Ghost of a Thousand aus Brighton in Großbritannien mit New Hope New Demonstrations ihren zweiten Langspieler auf den Markt. Ein durchgängiger Slot bei der Eastpack Antidote Tour 2009 war da natürlich ein willkommenes Geschenk, um die neuen Töne in fast ganz Europa bekannt zu machen. Wir trafen Sänger Tom in Wiesbaden und löcherten einfach mal drauf los.

[Interviews] Trip Fontaine

Die fünf Rodgauer namens Trip Fontaine haben dieses Jahr auf dem wunderbaren La Pampa Festival nähe Görlitz gespielt. Ich habe mir Flo und Alex gekrallt, sie an den See geschleppt und bei knapp 38 Grad und einem kühlen Bier ein lockeres Interview geführt. Wir haben uns über das neue Album, die Frage ob Berlin oder Rodgau und über den Sinn und die Atmosphäre des Interviews geplaudert. Was rausgekommen ist, gibt’s hier.

[Interviews] Verlen

Im Rahmen der Releaseparty zum ihrem neuen Album, welches schlichtweg auf den nahmen „Verlen“ hört, hatten wir die Möglichkeit am 23. Dezember mit zwei Verlanern ein wenig über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band zu sprechen. Da sich das Café des Nachtlebens in Frankfurt als zu erdrückende Geräuschkulisse entpuppte, nahmen wir kurzerhand auf den Vordersitzen des Autos eines der Bandmitglieder Platz, in dem uns Sänger Chris und Gitarrist Joel auf der Rückbank des lauschigen Gefährts eine halbe Stunde lang Rede und Antwort standen.

[Interviews] Wallis Bird

Auf der Insel ist Wallis Bird schon ein richtig großer Fisch. Die 26-jährige Irin machte 2008 großflächig auf sich aufmerksam, als die größte Englische Tageszeitung Ihr Depeche Mode-Cover „Just can´t get enough“ für einen Werbespot einsetzte und ihrer Karriere damit einen unglaublichen Schub verpasste. Der Durchbruch gelang und mit „New Boots“ veröffentlicht die Folksängerin mit dem rauen Akzent nun ihren zweiten Langspieler.

[Interviews] William Fitzsimmons

Auf das Gespräch mit so manchem Künstler freut man sich im Vorfeld schon tagelang. William Fitzsimmons war bei mir einer dieser Kandidaten. Als studierter Psychologe und gelernter Therapeut war er mit Sicherheit kein Mann der wenigen Worte und seine Biographie ließ zudem die ein oder andere interessante Frage zu. Im Frankfurter Mousonturm wurde er mir vergangenen Dienstag für 20 Minuten zur Seite gestellt.

[Interviews] Escapado

Eine rollende Tour, Sängerwechsel und eine neue Platte. Stoff genug die Jungs von Escapado zu einem Interview zu bitten. Gitarrist Sebastian stellte sich unserem Redakteur Flo:

[Interviews] Toni Tequiero & Diego Fuego

Es grenzt schon fast an ein journalistisches Wunder. Als würde man Oma Erna am Loch Ness fotografieren und dieses komische Monster hinten im Bild für eine aufblasbare Badeinsel halten. Oder aber als würde man an einem Freitag Abend merken, dass es eigentlich erst Dienstag ist. Eine ähnliche Unglaublichkeit ist uns mit dem Interview von Toni und Diego gelungen. Zwei gestandene Burschen, die die Welt mit Hip-Hop ein bisschen besser machen. Aber lest selbst:

[Konzerte] Escapado - 06.11.2010 - Support: El Fupa - Schlachthof/Wiesbaden

Escapado in Action
 Escapado kommen endlich wieder nach Wiesbaden. Ein Grund mal wieder in den wegen Bauarbeiten doch arg reduzierten Schlachthof zu fahren. Das Konzert findet im kleinen Konzertsaal des Areals, der sogenannten Räucherkammer, statt.

Das der neue Sänger Felix die neuen Songs mehr als gut beherrscht, beweist das Album. Mal sehen wie es mit den alten Songs der beiden Vorgängeralben aussieht.

Als Vorgruppe donnern die vier Jungs von EL FUPA los. Brechstangen-Hardcore aus Flensburg. Die Jungs ballern sich durch ihr Set und lassen nur wenig Zeit zum Luft holen. Die Mucke der Nordlichter besticht weniger durch Originalität als durch das Versprechen sich eine Menge kaputter Nackenwirbel einzufangen. Souverän wie ein Eisbrecher im Planschbecken macht El Fupa kurzen Prozess. Beim Publikum kommt die Band bedingt an, und bekommt eher Szenenapplaus.

 
Flux wird umgebaut und die ersten Klänge von "Petenwell" surren um die Köpfe der geschätzt 100 Zuschauer. "ICH BIN DIR FREMD". Das ist keine einfache Feststellung, sondern einfach ein ins Gesicht gebrülltes Statement, das keine Widerworte zulässt. Die Escapados präsentieren sich in bester Spiellaune.

Und oh ja, Felix bringt die Songs der beiden älteren Alben perfekt rüber. "Magnolien" schreddert alles in Grund und Boden. Das grandiose "Szenario" mit dem genialen Wutausbruch passt wie die Faust aufs Auge. 

"Hier und Jetzt, "Kommando Mosfet", "Verbindung" und, und, und. Neben dem kompletten "Montgormery Mundtot" brennt die Band ein wahres Hitfeuerwerk ab. Am Ende des "Deine-Hand-wird-zur-Faust" -Mantras von  "Coldblackdeathbloodmurderhatemachine" wird kurzerhand mal das moshwütige Publikum verarscht, indem nicht wie erwartet das Chaos ausbricht, sondern Stille folgt. Ratlose Gesichter im Publikum, grinsende auf Bühne. Fünf Sekunden Spannung dann explodiert die Band, Felix springt ins Publikum und mischt die Meute auf.

"Sphären" und "Ferngesteuert" bilden den perfekten Gegenpart zum allgemeinen Dauerfeuer. Auch mit ausgetauschter Besatzung ist die Brücke der MS Escapado perfekt besetzt, was dieses beeindruckende Manöver im hessischen Binnengewässer beweist. Jederzeit wieder.

[Platten] Before The Show - Hearts & Heads

Image Heidenei. Before the Show veröffentlichen ihr Album "Hearts & Heads" und zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht.

Die Kopenhagener gehen zwar nicht unbedingt neue Wege aber so wirklich nötig haben sie es auch nicht. Hin und wieder gilt die Devise "Lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht" als Prädikat.

Das sind ja schwere Anschuldigungen Herr Redakteur, wo bitte schön wurde denn geräubert? Diese Frage kann mir jeder Indiefan, der die letzten Jahre nicht verpennt hat, mit verbundenen Ohren beantworten, wenn er den Opener "Lessons" anspielt. Hier fühlt man sich, wenn man mal die Gefühlsausbrüche zum Ende hin übersieht, in eine, wohlgemerkt sehr gute, B-Side einer Death Cab for Cutie Single versetzt.

Songs wie "Stalking",  "Status" oder "Constructions" haben lange bei Jimmy Eat World ins Studio gelunzt und erwecken sehnsüchtige Gefühle nach einer Zeit als noch Clarity anstatt Invented als neuester Output promoted wurde.

Interessanterweise ist der Name der Band Programm. So schrieb Sänger Laurid Smedegaard alle Songs vor den Auftritten seiner anderen Projekte, um sich vom Lampenfieber abzulenken. Wer auf melancholische Indiemucke steht, der sollte sich "Hearts & Heads" nicht entgehen lassen. Während die Goliaths der Szene taumeln, wächst hoffnungsvoller Nachwuchs heran.

Das ist so toll, wie es sich anhört. 

www.myspace.com/beforetheshow

12.11.2010 auf Trak2r Records / Cargo

[Platten] Erika Rosen - Reload All Emotions And Let Them Collide

Image Erika Rosén kommt aus Malmö, was bekanntlich in Schweden liegt, und beglückt uns mit einem feinen Doppelalbum namens "Reload All Emotions And Let Them Collide".

15 Songwriterperlen auf zwei CDs verpackt in ein schniekes Digipack gehüllt. Soweit die trockenen Fakten.

Reduzierte, ja fast schon spärliche Instrumentierung begleitet die ausdrucksstarke Stimme von Frau Rosén. Auf CD finden sich neun "richtig" produzierte Songs, während die Tracks auf CD 2 von der Dame direkt am heimischen PC aufgenommen wurden. Interessanterweise macht sich dieser Umstand nur in Details bemerkbar. Gerade die scheppernde Gitarre von "Belongings" (CD2) hat es mir angetan.

Wer sich für Sachen wie etwa das "Into the wild" - Album von Eddie Vedder oder musikalisch ähnlich angesiedelten Songwritern begeistern kann, der sollte auch mal dieser symphatischen Dame und ihrer Musik eine Chance geben.
 
www.myspace.com/erikarosen

VÖ: 29.10.2010 auf Margit Music / Broken Silence

[Platten] Escapado - Montgomery Mundtot

Image Escapado. 2010. Escapado mit Runderneuerung. Neuer Sänger, neuer Basser. Und ab dem 22.10. auch ein neues Album. Wenn das mal gutgeht. Das Erbe eines extrem charismatischen Sängers antreten ist nicht einfach. Ob es Sänger Felix gelungen ist und ob das hohe Niveau der Band aufrechterhalten bleibt, können wir nun elf Songs lang auf Mongomery Mundtot antesten.

Der Puls steigt an, die Handflächen feucht. Aus den Boxen baut sich das Intro des Openers Petenwell auf. Siebzig Sekunden lassen sich die Jungs Zeit, bevor Felix einen sehr passenden Satz ins Mikro schreit. "Ich bin dir fremd". Ja, krass. So kann man sich auch vorstellen. Aber keine Angst. Fremd wirkt der Gute nicht eine Minute. Schreien, brüllen kann er und auch getragene Passagen stellen ihn nicht vor grössere Probleme.

Sebastians Gitarrenspiel, das den Sound der Band am stärksten prägt, ist nach wie vor abwechslungsreich und einfach nur brilliant. Mit so einer Instrumentalfraktion im Rücken würde selbst ein Kermit gut klingen, wenn er nur genug schreien würde. Das soll jetzt nicht die Leistung schmälern, sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben.

Textlich geht es ähnlich wie auf den beiden Vorgängeralben um Themen, wie Lebenslügen und Probleme mit seinem eigenen Ich. Das ist verdammt noch mal extrem intelligent. Kein
Wunder, dass die Jungs über Grand Hotel van Cleef veröffentlichen. Deren Chef, Thees Uhlmann, ist ja auch kein Blöder.

Bei all der Ballerei kommen auch die schon bekannten Experimente von "Initiale" nicht zu kurz. Da gibt es etwa mit Ferngesteuert einen ins noisige tendierenden Song, der mal ganz ohne Geschrei auskommt. Oder nehmen wir uns Sphären zur Brust. Das zweite Instrumental der Band, das seinem Namen alle Ehre macht.

Leute, fortgeblasen sind alle Zweifel. Initiale ist ein perfektes Album. Nun haben wir Montgomery Mundtot und brauchen einen neuen Superlativ.

01.Petenwell
02.Mongomery Mundtot
03.Gezeichnet
04.Weil es so einfach ist
05.Freiraum
06.Viola del Poteus Maximus
07.Sphären
08.Die Elite setzt sich durch
09.Ferngesteuert
10.Durchatmen
11.Zwischen den Profilen

www.myspace.com/escapado

VÖ: 22.10.2010 über Grand Hotel van Cleef / Indigo

[Platten] Pascow - Alles Muss Kaputt Sein!

Image Generell tut man sich ja schwer damit, eine Band zu bewerten, von der man noch nie Etwas gehört hat; die es aber schon gab als man selbst noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gelaufen ist. Bei der neuesten Scheibe von Pascow ist das zwar auch schwer, macht aber zumindest viel Spaß.

Für diejenigen unter euch, die mit dem Namen Pascow bisher auch nichts anfangen konnten, sei das Wichtigste aus der Wikipedia zitiert: Pascow wurde 1998 gegründet, stammt aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, und spielt „schwungvollen, melodiösen Punkrock mit intelligenten und aussagekräftigen Texten“. Warum immer selber formulieren, was andere schon gemacht haben, besonders wenn es stimmt?

„Alles muss kaputt sein!“ enthält 32 Minuten Punkrockparty, macht von vorne bis hinten Spaß. Gesungen wird zum Großteil auf Deutsch, teilweise auch auf Englisch (welches allerdings auch wieder sehr Deutsch klingt). Gesanglich und textlich komme ich nicht umher mich an die „modernen deutschen Punkbands“ zu erinnern, Escapado, Turbostaat und solche Geschichten – das mag man auch anders sehen. Ich jedenfalls find es tendenziell hervorragend: Pascow machen keinen dummen Kellerpunk, sondern modernen, anspruchsvollen, gut produzierten, intelligenten Punk, was erklären dürfte, warum eine kleine Band aus Süddeutschland so lange übersteht.

Der Punk spricht auch aus der kurzen Spielzeit der jeweiligen Stücke – nur eines knackt die Dreiminutenmarke. Die einzelnen Lieder ähneln sich natürlich und es dauert eine kleine Ewigkeit bis man sie einzeln wieder erkennt. Das ist eigentlich mein Hauptkritikpunkt: Warum nicht mal ein längerer Track, der aber stärker für sich selbst steht? Hat man sich erstmal reingefummelt kann man durchaus in jedem Lied seinen kleinen persönlichen Höhepunkt sehen, ob das jetzt „je ne sais pas wo’s lang geht“ oder „mond über moskau“ heißt, ist eigentlich auch schnuppe. Ob die Texte intelligent und aussagekräftig sind, darf jeder für sich selbst entscheiden: Meiner Meinung nach bist du sowieso selber Schuld, wenn du auf die Texte auf dieser Superenergiescheibe hörst, statt mit deinen Freunden wild durch dein Zimmer zu pogen. Ganz im Sinne von „jajaja ich glaub an gar nichts und bin nur hier wegen der gewalt – alles muss kaputt sein!“
Sehr schöne Platte.

VÖ: 22.10.2010 auf Rookie Records, Vertrieb: Cargo Records

P.S.: Pascow auf Tour!
22.10.10 Hannover, Bei Chez Heinz
23.10.10 Hamburg, Störtebeker
29.10.10 Trier, Ex-Haus (Releaseparty)
31.10.10 Mainz, Haus Mainusch
17.12.10 Berlin, SO 36 Weihnachten Verhindern Festival
18.12.10 Osnabrück, Bastard Club
25.12.10 München, Sunny Red
26.12.10 Regensburg, Mälzerei

[Platten] The Great Bertholinis - Gradual Unfolding Of A Conscious Mind

Image Giftschlammkatastrophe, Finanzdebakel, Politikrechtsruck, The Great Bertholinis. Alles das hört man in letzter Zeit aus und über Ungarn. Gibt es da einen Zusammenhang?
 
Meine Freundin, eine Ungarin, hat mir verboten, diesen Artikel so anzufangen. Was habe das Zeitgeschehen mit Musik zu tun? Meiner Meinung nach nicht unbedeutend viel: Musik ist immer Ausdruck einer Zeit, spiegelt Einstellungen und Lebensgefühl einer Gesellschaft wieder.

Nun kann ich leider nicht sagen, inwiefern die Bertholinis, als Exilungarn, ihrem Land noch Aufmerksamkeit schenken – eine Frage die hoffentlich im Interview im Januar 2011 geklärt werden kann. Deshalb beschränken wir uns auf’s musikalische des dritten Albums der Band mit dem komischen Namen, „Gradual Unfolding of A Conscious Mind“ heißt es und ist ganz schön gut.

Wo bewegen wir uns musikalisch? Tendenziell würde ich sagen weniger in Ungarn, als auf dem Balkan, vielleicht sogar in traditionell jüdischen Gefilden. The Great Bertholinis klingen viel nach Klezmer, außerdem viel nach der Musik, die Monsieur Sarkózy indirekt aus Frankreich verbannen will, und zuletzt irgendwo auch noch nach Indierock. Ich paraphrasiere mal: Eine Menge Musiker, acht an der Zahl, haben eine Menge verschiedene Instrumente dabei – Streicher, Bläser, Zupfer – und schmeißen alles in einen großen Gulaschtopf gefüllt mit abwechslungsreichen, melodiösen, angenehmen und kreativen Tönen, mal schneller, mal langsamer. Zu allgemein? Dann weiterlesen.

Hervorheben möchte folgende Songs: „Lucky Pinto“ ist ein dermaßen fröhliches Lied, dass es mir pausenlos ein Lächeln auf die Lippen zaubert. „Lost The Key“ ist atmosphärisch so dicht, dass sonst nicht viel vom Raum übrig bleibt, in dem man gerade sitzt. „I am Can“ flowt und groovt und chillt wie kein zweites vor sich hin. „The Things I Gave“ handelt in meinem Kopf von einem gigantischen Spielzeugladen mit überdimensional großer Verkaufsware, und am Ende machen alle eine große Party. „Puzzle with a Million Thoughts“ hat die perfekte Fröhlichkeitsmelancholiemischung die es heutzutage braucht. „Zucker Serenade“ ist ein hervorragendes modernes Klezmer-Stück. Und das war erst die Hälfte der Platte.

„The bright days have come“ lautet der erste Satz des Albums, und wer soll da nicht an Politik denken? Und trotzdem: All die schlechten Dinge, die man zuletzt aus Ungarn vernahm, die haben nichts mit „Gradual Unfolding of A Conscious Mind“ zu tun. Denn dieses Album ist ein gutes Ding. Und als Zugeständnis an meine Freundin: Es ist nicht das einzige gute Ding aus diesem Land.

Übrigens: Wer als erster eine Mail mit dem Inhalt „Paprika“ an flo@benzol-mag.deDiese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst schickt, bekommt zwei Freikarten für ein Bertholinis-Konzert nach Wahl: Entweder in Gießen (11.12.2010), oder in Marburg (15.01.2011), in Frankfurt (11.02.2011) oder in Fulda (18.02.2011)!
 
VÖ: 22.10.2010 Hazlewood Vinyl

[Platten] Sinfuroco - Alea

Image Dem letzten Release der Berliner Rocker von Sinfuroco hatte ich im Frühjahr des letzten Jahres einen durchaus eigenständigen Sound zugeschrieben. Dieser Tage erreicht mit der neue Output der Band. Kaum klingt der Opener von Alea aus den Boxen, bin ich mir sicher, dass ich es auch wirklich mit den gleichen Herren zu tun habe, die auch schon Elephant aufgenommen haben. Ein Sound, den man auch mit verbundenen Ohren (haha, wie lustig) wiedererkennen würde.

Auf der EP finden sich sechs Tracks, von denen sich jeweils drei in das Thema "Hate" und "Love" aufteilen. Eine Unterscheidung, die ich nicht wirklich verstehe, die aber der Musik keinen Abbruch tut. Beim Sound bewegen wir uns immernoch irgendwo in den 80er Jahren des vergangenen Jahrtausends. Die stimmungsvolle Mischung aus Supertramp und The Cure prägt nach die Songs von Sinfuroco.

 Insgesamt konzentriert sich die Bands auf bewährte Tugenden. Dabei kommen dann leider nicht so experimentelle Songs wie das tolle Monkeys von Elephant heraus, aber Tracks wie Travelling Inn oder Oughta Dance mit interessanten Gitarrenlinien versehen,  sorgen für Kopfnicken.

Wer den Vorgänger mochte und generell auf den Sound besagten Eighties-Bands steht, der macht mit Alea alles richtig. Allen Anderen sei Vorsicht angeraten: Die Band besitzt zwar Feuer, der Funke will dennoch leider nur bedingt überspringen.

www.sinfuroco.de

VÖ: 2010 im Eigenvertrieb

[Platten] Perry O' Parson - Borderline & Field

Image Ein Güterzug rattert die Gleise entlang. Unermüdlich fährt er seinem Zielbahnhof entgegen. Lässt Wälder, grenzenlose Weizenfelder und stählerne Industriegebiete links liegen. In einem der Waggons sitzt ein Backpacker, lässt seine Beine baumeln und fährt durchs Land. Die Songs die er dabei schreibt und abends in verräucherten Kneipen singt, könnten direkt aus der Feder von Perry O'Parson stammen und auf deren EP Borderline & Field erschienen sein.

Ein neuer Welpe im Hundehaus von Waggle Daggle. Dieser Welpe ist Sprößling von vier Vätern. Die kommen aus Karlsruhe und haben sich nach eigener Aussage dem Neo-Folk verschrieben. Neo Folk, ein Begriff, der sich oftmals im Bereich des Dark Waves tummelt und eigentlich nichts weiter heissen soll, dass die Instrumentierung hauptsächlich aus Akkustikgitarren und eher volkstümlichen Instrumenten besteht. Während der eigentliche Neo-Folk eher das Mittelalter behandelt, klopfen sich die sechs Songs der Borderline & Field - EP eher den Straßenstaub von den Noten.

Die Musik von Perry O'Parson klingt nach Landstraßen und Truckstops. Mit einer Stimme, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Rea Garvey aufweist. Alternative meets Songwriting. Radioverträglich und dennoch glaubwürdig. Auf den sechs Songs finden sich Ecken und Kanten, da ist noch nichts weichgespült.

Gebt den Jungs eine Chance, checkt deren Myspace-Seite ab und bringt mir bitte noch ein Bier von der Bar mit, denn gleich kommen die Zugaben, und die will ich nicht verpassen.

perryoparson.wordpress.com

VÖ: 15.10.2010 auf Waggle-Daggle/Broken Silence

[Platten] Failsafe - What We Are Today

Image Zunächst fragte ich mich, warum eine Band im Jahre 2010 ein Album veröffentlicht, welches mir schon 2005 gut gefallen hätte. Beim näheren Hinsehen fragte ich mich, warum eine zumindest hierzulande eher unbekannte Band 5 Jahre nach Erscheinen eines Albums dieses nochmal releast.

Wie auch immer: "What we are today" liegt uns zur Rezension vor, also beschäftigen wir uns einfach mit der Frage, was Failsafe "today" sind, oder eben vielmehr im Jahr 2005 waren. Man hat's ja immer schwer mit Genrebezeichnungen, ich würde hier am ehesten auf "melodic hardcore punk" tippen, weil ich mal gelesen habe, dass man Rise Against so bezeichnen kann. Failsafe klingen ähnlich, nur jünger. Da klingt noch das College durch. Es klingt aber natürlich auch nicht wie Collegepunk. Es klingt einfach wie das Jahr 2005: Irgendwo zwischen Hardcore, Emo, usw.

Aber genug des Wischiwaschi.

Außer dem Einstieg macht "Actions for answers" verdammt Laune, schneller Rhythmus, Gesang zwischen agressiv und fröhlich, Gitarre und Schlagzeug holzen ordentlich durch. Lust auf mehr! "Unity in Progress" klingt etwas punkiger, es wird hier und da geshoutet, ansonsten bleibt die Linie die gleiche. Der instrumentale Beginn von "Fire At Will" klingt verdammt nach Rise Against, gesanglich muss ich immer öfter an Silverstein denken. Man kann von beiden Bands nicht gerade sagen, dass ich sie nicht mögen würde. Bis hierhin find ich "What we are today" ziemlich geil. So bleibt es eigentlich. Schnell nach vorne, nicht allzuviele Experimente, eine nette Ballade ("To deny yourself") und ein groovender Geheimtrack.

Was soll ich mehr sagen als dies: Der Teil von mir, der in 2005 verblieben ist, ist hellauf begeistert und wundert sich dass er vor fünf Jahren nichts von Failsafe gehört hat. Der Musikrezensent 2010 denkt sich, dass das alles schonmal so dagewesen ist. 2005 zum Beispiel. Aber die alten Zeiten waren ja eh immer die Besten.

[Platten] Nilla Nielsen - Higher Ground

Image Schwedische Songwriterinnen gibt es momentan wirklich nicht zu knapp. Eine fast schon inflationäre Rate an schön anhörenden und obendrein noch schön anzuschauenden Damen stürmt die Radios, MP3-Player und Festplatten der Republik. Darunter befindet sich auch Nilla Nielsen, die sich mit ihrem Album Higher Ground in die Herzen der Hörer spielen will.

Bei Frau Nielsen geht das anders als bei ihren Landsmännern, äh sorry Landsfrauen, wie etwa Miss Li, die mit einer ordentlichen Portion Frechheit und vermeindlicher Naivität den Männern, den Verstand abspielt. Nein, das hat die Gute garnicht im Sinn. Klassisches Songwriting versetzt mit einer ordentlichen Portion Piano. Das klingt wie es sich liest.

Ziemlich schön, aber nicht wirklich aufregend.

Zwölf Tracks für den regnerischen Sonntagmorgen. Mit Kerzen auf dem Tisch und dem Duft von frischen Kaffee. In genau diesen Momenten sind Songs wie Good Feeling (wie passend) und Salt der passende Soundtrack. Eine Alanis Morissette ohne Emanzenattitüde. Im einen Moment leicht angestaubt, im nächsten Augenblick mit tollen Drums (Guard Down) ziemlich modern. Keine Achterbahn zwischen Gut und Schlecht, sondern eher ein leichtes Ausschlagen des "Langweilig"-Barometers.

Alles in allem kann man der Frau mit der blonden Mähne nicht an den sprichwörtlichen Karren pissen. Denn obwohl der doch ein bisschen zu wenig Luft auf den Reifen hat, geht der noch ordentlich ab.

www.nillanielsen.com

VÖ: 11.10.2010 Gecko Music / Klicktrack

[Platten] The Posies - Blood/Candy

ImageAngesichts der Unmengen von musikalischen Hypes, die einem von einschlägigen musikorientierten Medien immer mal wieder um die Ohren gehauen werden, ist man für jede Band dankbar, die sich schnelllebigen Trends verweigert und einfach nur ihr eigenes Ding durchzieht. Vor allem, wenn diese sich schon mehr als zwei Dekaden im Musikbusiness tummelt - wie The Posies.
 
Die 90er Powerpop-Legende ist nämlich auch im nunmehr 23. Jahr ihres Bestehens der Musikmacherei nicht müde und hat, nachdem sich die Mitglieder seit ihrem letzten Album 2005 mit anderen Projekten vergnügten, inzwischen ihr sechstes Album "Blood/Candy" veröffentlicht. Einerseits entgeht dem geschulten Ohr dabei natürlich nicht, dass es sich hier um alte Hasen handelt - andererseits hätte man auch nicht erwartet, mit so einem bunten Potpourri an verschiedenen Stilen konfrontiert zu werden. Stichwort alte Hasen-ein solcher ist auch der Gaststar, der sich beim ersten, rotzigen Track "Plastic Paperbacks" die Ehre gibt, nämlich kein geringerer als Hugh Cornwell, welcher den meisten vor allem als langjähriger Sänger der Stranglers ein Begriff sein dürfte. Auch beim darauffolgenden, wunderbar sehnsüchtigen "The Glitter Prize", der das erste (und für mich DAS) Highlight des Albums darstellt, holt sich die Band Verstärkung, allerdings von der wahrscheinlich weniger prominenten Kay Hanley. Beim dritten Titel "Licenses To Hide", der mit mitunter Bob Dylan-eskem Gesang sowie einem schmissigen Refrain daherkommt, gibt es dann schließich Unterstützung von Lisa Lobsinger, ihres Zeichens aktuelle Toursängerin für Broken Social Scene.

Aber genug des Namedroppings, sowohl in dieser Rezension als auch auf dem Album selbst, welches die Posies von nun an selbst bestreiten und sich auf ihre Stärken - Powerpop a.k.a. klassischem Indie-Rockpop besinnen und dabei an Genrepartner wie Teenage Fanclub, die Go-Betweens und Nada Surf erinnern. Nach zwei zwar mitreißenden, aber nicht sonderlich auffälligen weil eher konventionellen Songs lässt "Cleopatra Street" mit einer angenehmen Rhythmusorientiertheit wieder aufhorchen und sorgt dafür, dass man den ganzen Tag Textzeilen vor sich hinsummen muss, bevor mit "For The Ashes" der musikalische Pulsschlag etwas runtergeschraubt wird. Bei "Accidental Architecture" muss man dann wieder zweimal hinhören, denn am Anfang hat man eher das Gefühl, man würde den Beatles lauschen, bevor einen die Band mit ständigen Brüchen im Song komplett verwirrt und schließlich mit einer epischen Schlusssequenz entlässt. Doch keine Atempause; denn zwei Lieder später folgt das irgendwie düstere, irgendwie sehr an die alternativen 90er gemahnende und von konstantem Klatschen begleitete "Notion 99", bevor nach dem leichtfüßigen "Holiday Hours" und dem wieder irgendwie unspektakulär beginnenden - und dann trotz seiner Kürze wieder in epische Formen der Marke Fab Four ausartende - Song mit dem ungewöhnlichen Titel "Enewetak" endlich Gelegenheit zum Ausatmen gegeben wird.

Man merkt also, es ist schwer, dieses Album in irgendeiner zusammenfassenden Weise zu besprechen, da die meisten Lieder den Hörer auf ihre eigene Besonderheit hinzuweisen wollen scheinen. Doch auch wenn man die Vorzüge homogener, in sich stimmigerer Alben zu schätzen weiß (oder vielleicht gerade dann?), kann man sich an dieser bunt zusammengewürfelten
Mischung von unglaublich großartigen Songs erquicken, welche einen auch nach mehreren Hördurchgängen nicht vollkommen gesättigt zurücklassen kann. Deswegen schnell hier noch Lobpreis und Konfetti für die Posies, die nach so langer Zeit immer noch dermaßen umhauen und überzeugen kann, und dann Schluss mit diesem Text und: Repeat!

http://theposies.net

http://www.myspace.com/theposies

VÖ: 1.10.2010 auf Ryko/ADA-Warner

[Platten] One Fine Day - The Element Rebellion

ImageWer sich in den letzten Jahren ein wenig mit der hiesigen Rockszene beschäftigt hat, der dürfte das ein oder andere Mal auch über den Namen One Fine Day gestolpert sein. Die vier Jungs aus dem Norden der Republik waren stets eifrige Bienchen, wenn es um das Touren und promoten ging und auch für das neue Album The Element Rebellion wurde die Promomaschine recht ordentlich angeworfen. Was es kann, haben wir mal für Euch ausgecheckt. 

Zunächst einmal grenzt die Tatsache, dass One Fine Day ihre neue Scheibe im Ausland (in diesem Falle Stockholm) aufgenommen haben, sie schon einmal von vielen anderen ambitionierten Bands in Deutschland ab. Macht sich auf einer bandeigenen Visitenkarte ja immer gut und dass die Herrschaften The Element Rebellion in ganzen vier Tagen live eingeknüppelt haben, zeugt von Spielfreude und –praxis, sowie auch ein Stückweit von der eigenen musikalischen Qualität.


Logischerweise schlägt sich dies auch auf der neuen Platte wieder: Die Lieder klingen in sich sehr stimmig, irgendwie passt alles zusammen und im Vergleich zu altem Material scheint die Band zudem einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht zu haben. Titel wie „No Hero“, „The Rebel“ und „Explode“ klingen vom Namen her auf dem Beipackzettel aggressiv, was jedoch bei den Stücken so nicht wirklich zur Geltung kommt. One Fine Day orientieren sich verstärkt an schön arrangierten, aber auch energischen Melodien, die im Grunde genommen ein eher jüngeres Publikum ansprechen dürften. Ein Auftritt in der Soap Gute Zeiten, Schlechte Zeiten unterstreicht sowohl dies, als auch den bereits erwähnten (Promo-) Fleiß der Band.

Letztendlich also ein ziemlich ordentliches Album der Hamburger, denen mit The Element Rebellion durchaus ein guter Wurf gelingen dürfte, wenn er in die richtigen Hände fällt. Bleibt zu wünschen, dass sie mit ihrem Poppunk im kommenden Jahr auf größeren Festivals einen dankbaren Slot absahnen und dort ordentlich Werbung in eigener Sache machen können. Wenn ihre Musik dort auch in den richtigen, empfangsbereiten Ohren landet, dürfte eigentlich alles geritzt sein.
 

 Releasedate: 01.10.2010
 

[Platten] Spermbirds - A Columbus Feeling

ImageNach über 25 Jahren bewegter Bandgeschichte, zahllosen gespielten Shows, Besetzungswechseln und einer Reunion vor etwa 11 Jahren folgt nun das 8. Studioalbum der Spermbirds mit dem Titel A Columbus Feeling. Dabei zeigt dieses vor allem eines: Wut verfliegt im Alter nicht – gut so. 

Dass man im höheren Alter, integriert in Festen Jobs, Familie und beschenkt mit Kindern nicht mehr allzu schnell ein Album aus dem Ärmel schütteln kann, dürfte jedem einleuchten. Die Spermbirds aus Kaiserslautern haben sich für A Columbus Feeling nun knapp sechs Jahre Zeit gelassen und etwas vorgelegt, was Fans der ersten Stunde durchaus gefallen dürfte. Die Wut, welche die Band in den ersten Jahren ihrer Karriere versprühte, ist immer noch da und hat ganz offensichtlich hervorragend seinen Weg in die Prozesse des Songwritings gefunden.

Bei den ersten Durchgängen war ich zu Beginn wenig überzeugt. Mir fehlte ein wenig der rotzige Sound der ersten Scheiben und so richtig warm wurde ich mit A Columbus Feeling nur sehr schwer. Auf der im September stattfindenden Tour mit Youth of Today konnte ich mir schließlich jedoch einen hervorragenden ersten Eindruck davon machen, wie das neue Material live seinen Weg findet. Im Wiesbadener Schlachthof zeigte sich letztendlich eines: Das Zeug zündet wie verrückt. Komplette Ekstase im Publikum, großartige Spielfreude und Spermbirds, die vom Fitheitsgrad problemlos den Großteil der Punk- und Hardcorebands hierzulande in die Tasche stecken könnten.

Dieses Erlebnis erleichterte mir schließlich enorm den Zugang zu A Columbus Feeling. Das dürfte natürlich jedem anders gehen und von daher kann man nur den Rat erteilen: Wer auf Punk und Hardcore und Bands, die Probleme beim Namen nennen, steht, sowie knapp 40 Minuten Zeit hat, der sollte mal reinhören. Die Pfalz bebt!

: 03.09.201 Rookie Records / Cargo Records

[Platten] John K. Samson - Provincial Road 222 EP

ImageJohn K. Samson dürfte den Meisten wohl eher als Kopf der kanadischen Indieband The Weakerthans bekannt sein. Auf seiner letzten Tour durch Deutschland, die den Veranstaltern volle Clubs bescherte, konnte man sich jedoch bereits davon überzeugen, dass auch seine Solomusik auf offene Ohren stößt. Nun legt er mit Provincial Road 222 seine zweite EP vor. 

Der Nachfolger zu City Route 85 orientiert sich vom Namen her erneut am Straßenatlas seiner Heimatstadt Winnipeg. Und auch musikalisch ist auf Provincial Road 222 alles beim Alten geblieben: Schön arrangierte Akustiksongs im Gitarrengewand, die an den richtigen Stellen von klassischen Instrumenten wie einem Piano oder einer Harfe begleitet werden. Da sich auf der auf 500 Stück limitierten Scheibe lediglich drei Songs befinden, lohnt sich in diesem Falle durchaus ein Blick auf die Lyrics des Scheiblings.

The last and beschreibt die beendete Beziehung oder Affäre eines Lehrers zu seiner Schulleiterin und lässt den Hörer dabei tief in die Seele des Geschundenen blicken. Ungewöhnliches Thema, aber eine Darstellung der Gefühle aus einem Blickwinkel, den man selbst so noch nicht vor Augen oder Ohren geführt bekommen hat. Petition hingegen ruft zu der Unterzeichnung einer Petition auf, die sich mit der Wahl des Eishockeyspielers Reagie Leeach in die Hockey Hall of Fame beschäftigt. Dieser stammt aus der Stadt Riverton und dürfte durch die Arbeit von John K. Samson durchaus auch im Ausland einen kräftigen Bekanntheitsschub erhalten. Ganz nebenbei ziert seine Person auch das Coverartwork der Provincial Road 222-EP. Das dritte Stück Stop Error beschreibt das Leben einer Person, die aufgrund ihrer starken Computersucht den Hang zur Realität verliert – musikalisch Dargeboten im Chor und mit Kanon.

Im Endeffekt also drei ziemlich ungewöhnliche Themen, denen er sich auf der EP annimmt, die für sich jedoch nicht minder interessant sind. Fans der Weakerthans sollten auf jeden Fall einmal reinschnuppern – Hörer, die bereits zuvor von der Arbeit Samsons beeindruckt waren, dürften auch dieses Mal wieder voll auf ihre Kosten kommen. Alles richtig gemacht, also.

Releasedate: 17.09.2010
Label: Grand Hotel van Cleef

[Platten] Dukes Of Windsor - Kitchen EP

ImageFünf Lieder enthält die neue "Kitchen EP" von den Dukes of Windsor, den australischen Wahlberlinern, die ab sofort mit der "Ich bin ein Duke"-Tour in Deutschland unterwegs sind. Vier der Songs sind akustische Aufbereitungen anderer Songs, (wahrscheinlich in der Küche eingespielt, daher wohl der Name), und hey, was soll ich sagen: Sie gefallen mir! Insgesamt handelt es sich um leicht verdauliche Lieder, die musikalisch zwar nicht unbedingt die neuesten aller Pfade betreten (zum Glück), trotzdem in jedem Moment äußerst kreativ und modern umgesetzt sind (hört man vor allem bei "No Disguise" und "The Others").

Manchmal klingt die "Kitchen EP" wie Super 700, ebenfalls aus Berlin, was aus meiner Sicht schon fast einem Ritterschlag gleichkommt - auch wenn ein echter „Duke“ diesen wohl nicht mehr nötig hat. Diese Ähnlichkeit gründet nicht nur, aber speziell auf Grundstimmung und Gesang: Einend auf die vorliegenden Songs wirkt eine gewisse Melancholie, zuweilen vorsichtig, zuweilen offensiv vorgetragen durch die ziemlich weibliche Stimme Jack Weavings, dem wohl auffälligsten Markenzeichen der Dukes.

Lied Nummer 5 von 5 sticht aus den anderen heraus: "Crystal's getting high" als "plugged-Version" gefällt mir schlicht und ergreifend extrem gut. Greift ein Bisschen in die Emokiste, ist dabei aber nie unangenehm kitschig oder überladen. Ingesamt bin ich ja eher ein Verfechter gestöpselter Musik, so wie hier klappt es aber auch, und zwar fantastisch.

Die "Ich bin ein Duke"-Tour 2010
08.10.2010 Hamburg - Indra Mondial
09.10.2010 Bremen - Tower
13.10.2010 München - 59:1
14.10.2010 Frankfurt - Ponyhof
15.10.2010 Freiburg - Kamikaze
16.10.2010 Konstanz - Kulturladen
17.10.2010 Regensburg - Heimat
19.10.2010 Aachen - Musikbunker
20.10.2010 Osnabrück - Haus der Jugend
21.10.2010 Krefeld - Kulturfabrik
22.10.2010 Halle - Club Druschba
23.10.2010 Jena - Rosenkeller
29.10.2010 Berlin - Lido


VÖ: 08.10.2010 / Motor
www.dukes-of-windsor.com"

[Platten] Meursault - Pissing On Bonfires / Kissing With Tongues

Image Das neue Album Pissing on bonfires / Kissing with tongues der schottischen Band Meursault wird in deren Heimat mit Spannung erwartet. Hierzulande dürften die Jungs eher unbekannt sein, was sich mit dem vorliegenden Album ändern könnte. Quatsch, ändern sollte.

Was erwartet uns also auf dem Album mit dem schrägen Titel? Der Opener Salt Pt.1 eröffnet mit glitzernden Effekten, um dann im fiesesten und gleichzeitig tollsten Drumcomputer der letzten Jahre zu münden. Darüber legt sich mit viel Halleffekt die Stimme von Neil Pennycook, die auch durchaus als Symbiose von John Fruiscante und Kele Okereke durchgehen könnte.

Eine interessante Mischung liefern sie da ab. In "The Furnace", dessen Hintergrundmelodie aus der digitalen Feder der Crystal Castles entsprungen sein könnte, mischt sich ein Banjo, das dem ganzen Elektrozeugs ordentlich paroli bietet. Sie selbst nennen es Folktronica, was ich jedoch erst mit dem vierten Song, passenderweise Salt Part 2 genannt, ohne Probleme entschlüsseln kann.

Prescht das erste Drittel der Platte noch in bester Friday-Night-Dancing-Manier nach vorne, drosseln die Schotten später das Tempo. Sperren den Gesang gerne noch ein bisschen weiter in die Hallhöhle und lassen auch schonmal ein Akkordeon vor sich hin melancholieren. Akkustikgitarren, Spielautomatengeplucker und ganz viel Einfühlsamkeit. All das hat dieses Album zu bieten. Da kommen die klassischen Folksongs, wie etwa A small stretch of land beinah langweilig daher.

Da bin ich ernsthaft überrascht. Fernab jeglicher Hypeberechnung kommt diese Band daher und spielt sich in mein Herz. Toll.

www.myspace.com/meursaulta701

VÖ:12.11.2010 auf Popup - Records / Cargo Records