2011/10/15

[Neuigkeiten] The Maccabees - Gut Ding will Weile haben

Die famosen Maccabees haben sich mit ihrem neuen Meiserwerk ganz schön Zeit gelassen. Aber am 20. Januar des nächsten Jahres ist es so weit. Das dritte Album mit dem Namen "Given To The Wild" erscheint. Gearbeitet wurde mit Bruno Ellingham und Tim Goldsworthy (LCD Soundsystem, Massive Attack) als Produzenten. Beeinflusst wurde die Band bei ihrer Arbeit laut eigenen Aussagen von The Stone Roses, Kate Bush und David Bowie.

 

2011/10/09

[Platten] Rubin Steiner & Ira Lee - We are the future

Rubin Steiner & Ira Lee formt das Steinchenmosaik auf dem Cover von "We are the future". Beides Namen mit denen ich nichts anfangen konnte. Der Eine (Steiner) entpuppt sich als französischer DJ und Radiomoderator, der lässig neben bei schon acht Alben veröffentlicht hat. Lee hingegen kommt aus Kanada ist Songwriter und Produzent und stand seinem Kumpel Steiner helfend zur Seite, um dessen neuntes Album zu dem werden zu lassen, was es nun geworden ist. Ein wilder Mix aus Hip Hop, Rock, Elektro.

Gesanglich klingt das wie eine Mischung aus Everlast ("The luckiest man") und Jimmy Pop ("Wack Freestyle"). Auch die musikalischen Einschläge von Billig-Disko-Beats und Akustikgitarre erinnern an beide genannten Künstler. Das Album jedoch auf die eher ausgelutschten Genres zu reduzieren käme der Sache nicht wirklich nahe. Old-School, Funk, Jazz geben sich hier die akustische Klinke in die Hand und machen jeden der elf Songs zum eigenständigen, sich nicht wiederholenden, Thema. Ein tolles Album für Leute ohne Berührungsängste.

Nebenbei erzählt der Infozettel, dass es sich beim Song "Gay & Proud" um die offzielle Hymne der Gay Pride 2011 handelt. Wieder was gelernt.   

www.rubinsteiner.com

VÖ: 07.10.2011 auf Platinum Records / Cargo

2011/10/01

[Neuigkeiten] Brit Awards Gewinnerin Laura Marling auf Tour

Die zauberhafte Laura Marling kommt auf Tour nach Deutschland.

Hier live zu bestaunen:

Mon 14th – Cologne, Germany – Gebaude 9
Tue 15th – Berlin, Germany – Small Postbahnhof
Wed 16th – Frankfurt, Germany – Brotfabrik
Thu 17th – Brussels, Belgium – Witloofbar Botanique
Fri 18th – Den Haag, Holland – The Royal (Crossing Border Festival)


2011/09/27

[Neuigkeiten] Fanfarlo mit Appetizer zum neuen Album


Hier könnt ihr euch die neue Single von Fanfarlo anhören. 2012 wird dann auch endlich der Nachfolger zu "Reservoir" erscheinen. Es wird aber auch Zeit...

[Konzerte] Let's Wrestle - 21.09.2011 - Support: Fehlanzeige - Ponyhof/Frankfurt

Ultimately trying to be as raw as possible and they try to write songs that make your soul crumble as well as making you smile, sing along and clap your hands. Das sagen Let's Wrestle über sich selbst. Dann sollte doch einem hochklassigen musikalischen Abend im schönen und vor allem kleinen Ponyhof doch nichts mehr im Wege stehen. Und so war es dann auch.

Die drei Londoner machten im Jahre 2007 zuerst mit ihrer Single "Song For Abba Tribute Record" auf sich aufmerksam. BBC Collective beschrieb den Song damals folgendermaßen: "The accidental 4am lovechild of eight bottles of £2.99 Merlot and a wheelbarrow full of Cutter’s Choice". Klingt äußerst sympathisch und viel geändert hat sich seither nicht. Sei es die erste EP "In Loving Memory Of..." oder ihre beiden Alben "In The Court Of The Wrestling Let's" oder "Nursing Home". Ihrem Stil sind sie sich treu geblieben. Alles immer ein bisschen Lo-Fi und roh, aber dabei niemals das Händchen für die feine Melodie vergessen. Eine Band für das vollgepackte Hinterzimmer eines Pubs in dem dann auch schon mal gefüllte Bierbecher durch die Gegend fliegen dürfen.

Der Frontmann Wesley Patrick Gonzalez betätigte sich dann auch gleich als eigene Vorband. Er spielte ein paar noch nicht veöffentlichte Eigenkompositionen, bevor dann der Rest der Band auf die Bühne kam. Die drei spielten sich durch die bisherigen Veröffentlichungen der Bandgeschichte, wobei der Fokus auf dem neuen Album "Nursing Home" lag. Ein Lächeln zauberten sie mit der Darbietung sicher allen Zuhörern in das Gesicht. Für den Sing-A-Long hat es aber mangels Chormasse dann nicht gereicht.

Herauszuheben aus dem Liedgut sind vor allem "If I Keep On Loving You", "I Am So Lazy", "In Dreams Pt. II" und der etwas ältere Track "I Won't Lie To You" (Exkurs: Hervorragendes Video mit Luftballonköpfen - unbedingt anschauen). Schmerzlich vermisst wurde jedoch "Let's Wrestle". Ohne Frage einer der stärksten Songs der Band.

Nach dem Konzert verrieten Let's Wrestle dem Benzol-Mag noch, dass sie sich bald für neue Aufnahmen ins Studio verabschieden und in der ersten Hälfte des Jahres 2012 wieder die deutschen Bühnen beehren werden. Gute Nachrichten.


2011/09/11

[Neuigkeiten] Let's Wrestle auf Konzertreise


Let's Wrestle aus London beehren am 21. September den Ponyhof in Frankfurt/Main. Das Trio besticht durch naturbelassenenen Indie-Rock mit einem Hang zu ohrwurmtauglichen Melodien. Und das sagen Let's Wrestle über sich selbst: "...ultimately trying to be as raw as possible and they try to write songs that make your soul crumble as well as making you smile, sing along and clap your hands". Das hört sich doch nach einem lustigen Abend an.

Die Band wird ihr neues Album "Nursing Home" vorstellen, welches bei berühmt-berüchtigen Gazetten wie der NME, Drowned in Sound, BBC Collective etc. mit Lobeshymnen überschüttet wurde.


2011/09/02

[Platten] Talking To Turtles -Oh, The Good Life

Bei einem Blick auf das Cover von Talking To Turtles‘ aktuellem Album „Oh, The Good Life“ könnte man glatt auf die Idee kommen, dass hier eine weitere Band aus dünn besiedelten amerikanischen Staaten einer in der Waldhütte aufgenommenen Folk-Platte, die den perfekten Soundtrack für den Herbst bieten könnte, den Weg in die Plattenregale gebahnt hat. Mit diesen ersten Annahmen liegt man nur teilweise ziemlich daneben.

Die aus Claudia Göhler und Florian Sievers bestehende Band kommt nämlich zwar aus Berlin, hat aber nach dem Erfolg ihres Debüts „Monologue“ für den Zweitling auf illustre Beihilfe zugreifen können. Ein wenig Namedropping gefällig? Aufgenommen wurde „Oh, The Good Life“ zum Teil in den Avast!-Studios in den Seattle, in denen schon Bands von Soundgarden bis The Shins ihre Platten einspielten, gemischt wurde das Ganze von Eric Corson, dem Bassist der Long Winters, und das Mastering erfolgte durch Doug Van Sloun in Omaha im Staate Nebraska  wo der findige Indie-Kenner natürlich den Dunstkreis des Saddle Creek-Labels (Bright Eyes, Cursive, etc) erschnuppert.

2011/08/22

[Neuigkeiten] The Sea (UK) mit neuem Album

The Sea von der Insel veröffentlichen am 09.09.2011 ihr neues Album "Rooftops". Man darf gespannt sein, was einen erwartet. Die neue Single "Emily's Waltz klingt auf jeden Fall vielversprechend lässt auf ein ekletisches Werk hoffen. Erfrischender Pop mit orchestralen Einschlägen. Und auch die Wahl des Produzenten John Cornfield, der schon für Muse und Razorlight arbeitete, lässt alles andere als ein 0815-Album erwarten.

Hier gibt es Emily's Waltz zum anhören.

Im übrigen in naher Zukunft auch auf der Bühne zu begutachten:

23.08. Potsdam – Waschhaus
26.08. Bremen – Übersee Festival
27.08. Flensburg – Seaside Rendezvous Festival
24.09. Hamburg – Reeperbahn Festival
08.10. Karlsruhe – Kohi
13.10. Offenbach – Hafen 2
15.10. Clausthal Zellerfeld – Kellerclub




2011/08/18

[Platten] Socalled - Ghettoblaster

Es regnet. Nicht nur in wässriger Form vom Himmel, nein, auch durchschnittliche bis schlechte Alben in die
Regale dieser Republik. Lichtblicke wie "XOXO" oder "Take Care, Take Care, Take Care" werden entweder übermässig gehypt oder in weitaus renommierteren Magazinen mit größerer Breitenwirkung besprochen. Was bleibt da für ein Nischenmagazin wie Benzol?

Und nun taucht "Ghettoblaster" vom Montrealer Rapper Socalled in meinem Briefkasten auf und offenbart den sprichwörtlichen Silberstreif am Horizont.

Jüdischer Rap. Socalled. Noch nie gehört. Also mal die Übermaschine Google bemühen. Was dabei rauskommt ist überraschend. Das Album ist bereits 2007 in Kanada veröffentlicht worden. In der Vergangenheit gab es Kooperationen mit den Wu-Tang Leuten, es hagelt Preise und Anerkennung. In Deutschland ist Josh Dolgin alias Socalled noch nicht übermäßig bekannt. Was sich doch bitte ändern sollte.

Das Intro experimentiert mit einer Menge Samples und einem lässigen Beat. "(These are the) Good Old Days" setzt auf Blasinstrumente die jeder Balkan-Brass-Band Ehre machen und einem catchy Chorus. "Let's get wet" greift diese Thematik auf und lässt sich ohne Probleme mit Bands wie Balkan Beat Box vergleichen.

"You are Never Alone" kommt mit 20er Jahre Hook, lässig eingestreutem Klavier und Sängerin daher und fährt ganz dicke Geschütze auf. Sonntagnachmittag Klavierparts, jede Menge Raps auf Englisch und Jiddisch sowie eine schier endlose Instrumentalfraktion mischen sich zu einem Cocktail, der jüdische Tradition mit zeitgemäßen Hip-Hop verbindet und sicherlich Hörer vieler Musikrichtungen gefallen dürfte.

Da bricht er also auf der wolkenverhangene Himmel auf dem Planeten der stumpfen Tristesse. Und was da zum Vorschein kommt, macht echt Spass.    

VÖ: 16.09.2011 Haldern Pop / Cargo

2011/07/31

[Neuigkeiten] Die Urgesteine Melvins kommen nach Deutschland!

Wer hätte das gedacht? Die Melvins, eines der Urgesteine der alternativen Musik aus den USA, kommen nach Deutschland. Nach Hessen kommen sie leider (noch) nicht, aber trotzdem stehen schon mal ein paar Termine fest:

9. Oktober - München / Hansa 39
14. Oktober - Erfurt / Stadtgarten
16. Oktober - Berlin / Volksbühne
25. Oktober - Bremen / Kulturzentrum
28. Oktober - Schorndorf / Manufaktur
29. Oktober - Köln / Gebäude 9

Wer weiß ob die alten Dinos nochmal nach Deutschland aufbrechen?

Wer Bock hat, den Weg nach Erfurt auf sich zu nehmen, der spitzt jetzt die Öhrchen:

Das Early-Bird-Ticket gibt es im Zeitraum vom 15. - 21. August in einer limitierten Auflage (60 Stück) für 20 Euro!
Schickt dazu einfach eine Mail an tickets@eineweltaushack.com oder schaut gleich im Woodstock Recordstore vorbei, wenn ihr mal zufällig in Erfurt seid.
Ansonsten könnt ihr aber auch im VVK ab dem 22. August zuschlagen, hier kosten die Tickets 24 Euro und kommen im schönen Siebdruck in eure Hände.
Natürlich wird es auch eine Abendkasse geben, darauf sollte man aber nicht vertrauen. Preis: 26 Euro

Hier nochmal alle Fakten:

Melvins, 14. Oktober, Erfurt Stadtgarten
Aftershow Party mit MoHa! und ein paar DJ's

Weitere Infos gibt es auf: http://www.eineweltaushack.com/


INFO: Habt ihr keine Lust auf Internetversand? Ihr könnt auch eine Mail an erik@benzol-mag.de schicken und mit etwas Geduld klappt das auch.

[Neuigkeiten] Heavy Rotation.

Das gefällt im Moment:

2011/07/28

[Platten] AWNS - AWNS

Erfurt ist ein wahrer Brutkasten für interessante Musik. Das dort ansässige Label Marbach Records scharrt einige ebenso illustre wie tolle Bands um sich. Zentralheizung of Death, Mukra oder Beagle Vieh. Schräge Namen, die ebensolche Musik repräsentieren. In Erfurter Gefilden wird in Lo-Fi experimentiert das der Schädel raucht.

Aus eben jenem Dunstkreis bildete sich nun auch AWNS heraus. Eine Zwei-Mann Kollabo, die auf ihrem selbstbenannten Album dreizehn Song und knapp 35 Minuten lang ihrem scheinbaren Lieblingsinstrument, dem Schlagzeug, viel Platz einräumt. Und das ist gut so. Drums, Bass, Samples, Gitarren und Gesang, eine simple Mischung mit großer Wirkung.

Vollständige Songs, wie das großartige "Only Lonely Zero",  das nah am Post-Rock gebaut ist, wechseln sich mit eher groben Entwürfen und eher skizzenhaften Soundkollagen ab.

Die Drums sind gewöhnungsbedürftig in den Vordergrund gemischt, der Gesang kommt wahrscheinlich gewollt eher dünn rüber. Nicht schlimm, sitzt mit dna ein überaus fähiger Mann hinterm Schlagzeug. Wer auf der Suche nach leicht zugänglicher Musik ist, der sollte einen Bogen um AWNS schlagen. Für Leute mit Sinn fürs Extravagante ist die Scheibe mehr als empfehlenswert. In den Zeiten von Online-Communitys wie Bandcamp sei einfach mal jedem angeraten in das komplette Album reinzuhören und sich sein eigenes Bild zu machen.

VÖ: 03.06.2011 auf  Deficiency

2011/07/13

[Platten] King Oliver's Revolver - Gospel Of The Jazz Man's Church

Ein ziemlich schickes, an mexikanische Folklore erinnerndes Cover ziert die Hülle von "Gospel of the Jazz Man's Church". Einem Album dessen Musik bunter und interessanter als eine Tüte voller Haribos ist. Doch wie beschreibt man dem unbedarften Leser (und potentiellen Hörer) die Musik der Stockholmer von "King Oliver's Revolver?

Eins steht fest, Artwork und Titel sind stark biblisch angehaucht. Ein Faktor, von dem ich selbst nach Lektüre der Lyrics, noch nicht vollständig sicher bin, ob das Ganze ironisch oder ernst gemeint ist. Ich tippe und hoffe  auf Ironie und gebe der Musik eine reelle Chance.

Und siehe, da öffnen sich interessante Klangwelten. Jazzpinte trifft auf staubigen Saloon trifft auf swingenden Sinatrasound. Minimale Instrumentalisierung wechselt sich mit orchestraler Besetzung ab. Keiner der 14 Songs gleicht dem anderen. Das klingt nicht mal gezwungen, sondern ziemlich lässig und aus einem Guss. Zwar kommt der Verdacht auf, dass dem Album ein roter Faden fehlt, aber genau dieses vermeintlich fehlende Konzept scheint das Konzept zu sein. Die Musiker toben sich aus, laden Gäste ein und fideln, blasen oder zupfen sich durch das Album.

Zwanzig Musiker, ein Album.

Wer vor dem Begriff Weltmusik und der Musik des frühen letzten Jahrhunderts nicht zurückschreckt, der sollte sich mal einen oder mehrere Hördurchgänge gönnen.


www.kingoliversrevolver.com

VÖ: 08.07.2011 auf Waggle Daggle / Broken Silence

[Platten] Kumpelbasis - Der Luxus unter wilden Tieren

"Wer das zum ersten Mal hört und nicht sofort mitgeht, hat keine Ohren, kein Hirn, kein Herz oder alles drei". So preist der Promozettel vom neuen Kumpelbasis Langspieler "Der Luxus unter wilden Tieren" das Teil an. Na da bin ich ja mal gespannt. Der Opener "Zyprinus" klingt stark nach Gassenmucke wie den Troopers oder 90er Jahre Onkelz.

Gerade Sänger Toxic Stevie klingt nach einer Mischung zwischen Atze und Kevin. Textlich gehts in bester Punkmanier gegen die Langeweile, den Staat und auch gerne mal gegen die deutsche Mentalität. Vermeintlich brisante Themen in simple Reimschemen eingepackt. Da zucken die Schultern. Und da gähnt der Mund. Hin und wieder schleicht sich auch mal ein spanischer Song ("Borracho") oder eine Dub-Trommel in den punkigen Musikalltag. Sicherlich ein Pluspunkt, um das Album in der grauen Masse untergehen zu lassen.

Vielleicht steht auf meinem gedanklichen Skateboard auch ein von Kumpelbasis besungener Blumentopf, doch unterm Strich bleibt ein rotziges aber auch verdammt langweiliges Album zurück. Themen und Melodien oft gekaut und ausgespuckt. Deutschpunk-Fans können hier dennoch gerne mal reinhören, finden hier sich nicht ihr Glück aber mit Glück den ein oder anderen interessanten Moment. 



www.kumpelbasis.de

VÖ: 24.06.2011 auf Destiny / Broken Silence

2011/07/12

[Platten] Grand Griffon - Protektor

Endlich haben sie es geschafft. Grand Griffon aus Kiel und Hamburg bringen ihr erstes Album heraus. Nach der Veröffentlichung der ziemlich guten Vinyl 7" schraubten sich die Erwartungen schon recht weit nach oben. Erwartungen die letztendlich nicht enttäuscht werden.

"Protektor" heisst das gute Stück und ist eine halbstündige Emo-Hardcore-Granate mit extrem intelligenten Texten geworden. Der erste Hördurchgang bläst die Gehörgänge frei, beim Zweiten merkt man plötzlich, dass Helge Jensen immernoch auf deutsch singt und beim Dritten stellt sich heraus, dass der Gute wie seiner Zeit als Sänger von Escapado einiges zu sagen hat.

Produktionstechnisch hat sich seit der EP auch einiges getan. Zwar merkt man den Songs den DIY - Charakter mehr als an, doch sind die Songs weit entfernt von der Qualität schlechter Demos. Da geht was. Veröffentlicht wird "Protektor" übrigens über Zeitstrafe, die auch in der Vergangenheit je nachdem Brutkasten oder Nest von Perlen wie Antitainment, Trip Fontaine oder aber jenen großartigen Escapado waren. Auch das neue Küken verspricht ein stolzer Flattermann zu werden. Toll.

http://www.myspace.com/grandgriffon

VÖ: 15.07.2011 auf Zeitstrafe/Cargo

2011/07/05

[Konzerte] William Fitzsimmons - 3.07.2011 - Support: Maria Taylor, Slow Runner - Mousonturm/Frankfurt

Wieso muss eigentlich jeder Konzertbericht aus Frankfurt damit anfangen, dass man nicht rechtzeitig da war, weil man sich entweder verfahren oder keinen Parkplatz gefunden hat? Das muss aufhören. William Fitzsimmons war allerdings Grund genug, um sich durch das verstricke Monster namens Frankfurt zu kämpfen. Mit im Gepäck hatte er das Trio Slow Runner“ und die nette Dame Maria Taylor. Das Konzert fand – absolut passend – im Mousonturm statt.

William Fitzsimmons. Quelle: www.tonspion.de
Maria Taylor konnte natürlich nicht komplett gesehen werden wegen eben genannten Gründen. Was man sah, war eine selten schöne, grazile Braunhaarige Frau, die mit Akustikgitarre und Stimme ein wunderbares Klangbild dahinzauberte. Allerdings klangen die gehörten drei oder vier Lieder nun etwas zu gleich, sodass man eine große musikalische Vielfalt nicht immer bemerken konnte. Ganz anders war das bei den Kollegen Slow Runner. Beim Trio, bestehend aus dem Gründgerüst Bass, Keyboard und Schlagzeug, kommen ab und zu auch mal ein zweites Keyboard, Einspieler, elektronische Beats und diverse andere Instrumente zum Vorschein. Michael Flinn, der Keyboarder war auch Sänger und machte seinen Job richtig gut. Wer bei der Besetzung anfangs an Keane gedacht hat, sollte sich jetzt ohrfeigen. Auch wenn Slow Runner nicht so bekannt wie Keane sind, haben sie definitiv mehr musikalisches Potential. So sehe ich das zumindest. Ziemlich geil war zudem der Schlagzeuger, der manchmal am liebsten gestanden und getanzt hätte. Als er und der Bassist ab und zu mit ihren Gesangseinsätzen Flinn’s Stimme unterstützten, war’s vorbei mit mir. Gutes Ding.

Das Schöne am Mousonturm ist, das die straffe Organisation eingehalten wird und gerade mal eine Zigarette möglich war, eh William Fitzsimmons die Bühne betrat. Und siehe da, wer ist denn die Begleitband? Es waren Slow Runner, die Typen die eben noch so überdurchschnittlich gut den musikalischen Vorgeschmack zu William Fitzsimmons bildeten. Auch hier haben sie wieder mehrere Instrumentparts übernommen. Und in der Mitte, da stand er, ab und zu mit einer schönen roten E-Gitarre, ansonsten mit Akustikgitarre gerüstet: William Fitzsimmons.
Wenn ich so einem Typen auf der Straße begegnen würde, ich glaube ich würde nur schlechtes über ihn denken, weil er einfach so aussieht wie er nun mal aussieht. Würde ich ihm wiederum auf einem Festival begegnen, ich glaube ich umarme ihn und grabe meine Hände in seinen riesigen Bart. Irgendwann passiert das schon noch. Aber egal wie der Mann nun mal aussieht, sobald er anfing zu singen, war es ruhig im Saal und alle hören zu, was er mit seiner wunderbar, leisen und zerbrechlich wirkenden Stimme so daher sang. Und wenn man das nur ein paar Sekunden erlebt hat, könnte man auch mit völliger Ruhe den ganzen Abend neben ihm sitzen und einfach zuhören. Denn was dieser Typ zwischen den Liedern so zu erzählen hat, bringt einen zum Lachen, zum Nachdenken oder einfach nur zum Schmunzeln.

Er kann es, diese Unterhaltung. Wunderbar in Szene gesetzt von seinen Bandmitgliedern trällerte er dem aufmerksamen Publikum im bis zum Rand gefüllten Muousonturm fast zwei Stunden die schönsten, traurigsten, lustigsten und nachdenklichsten Lieder entgegen. Und selbst als man dachte, es wäre vorbei und er nur so nebenbei erwähnte, dass sie noch ein paar Lieder spielten, verschwand er und die Band einfach. Sie kamen nach ein paar Minuten wieder, aber etwas war anders: Der Bassist hatte sich bis auf seine Speedo ausgezogen und wurde natürlich aus dem Publikum angespornt, alle Hüllen fallen zu lassen. „He will do it, i swear to god he well do it“ war die prompte Antwort von William Fitzsimmons, der sich zwischen den Songs gerne mal mit seinen Kollegen unterhielt und so den ein oder anderen Lacher hervorbrachte. Zum krönenden Abschluss betrat Maria Taylor abermals die Bühne und alle zusammen coverten „Sweet Home Alabama“ und trällerten voller Begeisterung weitere Lieder. Und dann stand er alleine auf der Bühne, der William. Er fragte sogar sein Publikum, welche Songs noch gespielt werden sollte und spielte natürlich weiter. Einfach herrlich, dieser Mann.
Auch wenn ich das Konzert als ein bisschen zu lang einschätzen würde, war es absolut gelungen. Immer wieder mit größter Freude, auch gerne mal im Sitzen. Ich werde alt.

2011/06/25

[Konzerte] Jimmy Eat World - 19.06.2011 - Support: Fehlanzeige - Batschkapp/Frankfurt

Photo by Zach Lind
London wurde diesmal im Tourplan von Jimmy Eat World ganz besonders berücksichtigt: "Clarity" und "Bleed American" sollten bei diesem Termin in der englischen Hauptstadt komplett durchgespielt werden. Ein Traum. Die restlichen Alben der Band sind natürlich auch alle von höchstem Niveau, aber "Clarity" und "Bleed American" sind unerreicht und stellen ganz besondere Fixpunkte in der Karriere Jimmy Eat Worlds dar. "Clarity" bestach durch seine immense Emotionalität und Tiefgang der seinesgleichen suchte. "Bleed American" hingegen war für viele wie ein musikalisches Tagebuch. Perfektionistische Popsongs für jede Lebenssituation. Alles in allem sind "Clarity" wie auch "Bleed American" zeitlose musikalische Referenzwerke, die noch Jahre überdauern werden.

2011/06/10

[Konzerte] Long Distance Calling - 09.05.2011 - Support: Nihling - Das Bett/Frankfurt

 Long Distance Calling haben gerufen. Wir kommen. Und zwar am 09.Mai in den fernen Bett-Club des Frankfurter Gallus. Ein Pflichttermin für jeden der das neue, selbstbetitelte Album der Münsteraner kennt.

Hm, ne. Ein Pflichttermin für jeden der auf Instrumentalrock mit ordentlich Schmackes steht. Schon allein die Neugier ob die Wucht des Albums auf eine Bühne übertragbar ist, verleitet mich dem Gig der fünf Jungs beizuwohnen.

Als Vorgruppe fungieren die Hamburger von Nihling. Ein fünfköpfige, sehr, sehr jung aussehende Truppe, die ebenfalls auf Postrockpfaden wandelt. Drei Gitarristen, eine sirenengleiche Sängerin und einen wütenden und keifenden Sänger. Nihiling ziehen alle Register. Wie man es vom Genre gewohnt ist ufern auch hier die Songs extremst aus. Laut, leise, wütend, sanft. Oceansize grinst aus allen Poren. Tolle Mischung. Dem Publikum gefällts und dankt es dem Fünfer mit lautem Applaus und anschließendem Sturm auf den Merchandising-Stand.

Augen auf Leute, von denen hören wir in Zukunft sicherlich noch mehr. Ein Support der sich sehen und hören lassen kann.

Nach kurzer Umbaupause betreten schließlich Long Distance Calling die Bühne und brettern mit "Into the Black Wide Open" ordentlich los. Der Laden ist gefühlt ausverkauftt und platzt aus allen Nähten. Und ja, die Präsenz und die Atmosphäre des Albums übertragen sich auch live. Den Mischern ist überdies noch ein glasklarer Sound gelungen, was im Angesicht der vielschichtigen Musik und den getrageneren Parts von fast zwingender Notwendigkeit ist. Geschütteltes Haar an jeder Ecke. Die Band scheint ziemlich überrascht, aber genauso erfreut über die Reaktion seines Publikums zu sein. Fettes Grinsen auf den Gesichtern der Musiker.

So ballern sich die Jungs durch einen gesunden Querschnitt ihrer drei Veröffentlichungen und hinterlassen einen positiven, verschwitzten Eindruck. Zwei Bands, die beweisen, dass es dem deutschen Musik-Underground ziemlich gut geht. Eine tolle und beruhigende Feststellung.

Achso, das nachfolgende Video (www.knueppelknecht.de) zeigt Nihling auf der Bühne des Bett.


[Alle Fotos: Florian Grünert]

[Platten] Brat Pack - Stupidity Returns

Brat Pack. Was soll uns dieser Namen sagen? Herzlich wenig. Weder erschließt sich einem der Sinn der eigentlichen Namens, noch würde man vermuten, dass es sich hierbei um eine Skate-Punk Band im Stile der Suicidal Tendencies handelt. Suicidal Tendencies in einer Zeit, in der die Kalifornier nichts mit ihren hymnenhaftigen Metalkompositionen zu schaffen hatten, sondern in denen das Gaspedal durchgedrückt und sonnengetränkter Hinterhofpunk die Szene regierte.

Das der Brat-Pack Mob aus Holland stammt, hört man den Songs auf ihrem neuen Album "Stupidity Returns" nicht an. Holland oder USA? Egal. Auch hier wird in den meisten Fällen ein irrsinniges Tempo an den Tag gelegt, was die durchschnittliche Spielzeit von zwei Minuten pro Track eindrucksvoll belegt. Zwar hoppelt das Schlagzeug in bester Punkmanier durch die Lieder, doch kommen nette Melodien nicht zu kurz. So groovt sich das Intro von "Family Man" in schönster Metalmanier mit diversen Kurzsoli ein, bevor es im eigentlich Song wieder in einen Punk-Schnellzug umsteigt. Auch "Crisis", der längste Song des Albums, erinnert eher an melodiöse Bad Religion, mit AHHH-Chören und eher gemäßigtem Tempo.

Alles in allem erinnert mich die Mucke stark die Label-Kollegen von Scheisse Minelli. Wer mal Lust auf ein rotziges Doppelpack hat, der sollte die zusammen unternommene Tour der beiden Bands nicht verpassen.

http://www.brtpck.com/

VÖ: 13.05.2011 auf Destiny / Broken Silence


[Platten] In-Flight Safety - We Are An Empire, My Dear

Dunkle Nacht, ein munter brennendes Haus erhellt die Buchstaben des Covers von "We Are An Empire, My Dear". Das Album einer kanadischen Band namens In-Flight Safety, die schon seit 2004 Lieder komponiert, und die in ihrer Heimat im letzten Jahr schon mit dem East Coast Music Award für das "Alternative Recording Of The Year" ausgezeichnet wurde.

Im Jahre 2011 holt die Waggle-Daggle-Crew das Album über den großen Teich und beweist wieder einmal, dass sie einen guten Riecher für tolle Musik haben. "We Are An Empire, My Dear" klingt nach Radio. Und zwar nicht zu knapp. Der Pathos von Coldplay, ein entfernt nach Ville Vallo klingender Sänger und jede Menge weichgeschrubbter Gitarren bilden die Mixtur mit denen man nichts Falsch machen kann. Aber im Extremfall auch nicht wirklich viel Richtig. Zu groß die Gefahr vorbeiplätscherndes Gedudel zu fabrizieren.

In-Flight-Safety meistern den Spagat zwischen Eingängigkeit und interessanten Melodien. Wer sich auf diese Band einlässt braucht keine Innovationsexplosion zu erwarten, sondern bekommt Musik mit hohem Wiedererkennungswert. Hin und wieder bricht die Band jedoch aus, aus ihrem starren Korsett und gönnt sich auch gerne mal eine noisige Gitarrenbreitwand. Und genau dieser Umstand macht das Album so interessant. In-Flight Safety haben die Gabe den Hörer überraschen zu können. Gebt ihnen eine Chance.

http://www.inflightsafety.ca/

VÖ: 04.03.2011 auf Waggle Daggle / Broken Silence

2011/05/20

[Platten] Polar For The Masses - Silence

Eins muß man den Leuten vom Promo Team PopUp Records aus Hamburg lassen. Sie haben ein Händchen für locker-flockige Rockmusik aus Dänemark. Nach dem kaum zu verbessernden "Hearts&Heads" von Before The Show warten sie mit einer weiteren Band aus unserem Nachbarland auf. Polar For The Masses, die bereits ihr drittes Album "Silence" an den Start bringen.

Anders als die Jungs und das Mädel von Before The Show handelt es sich bei der Band garnicht wirklich um Dänen, sondern um Italiener. Lediglich das Mastern wurde in Kopenhagen vorgenommen. Um es noch ein wenig verwirrender zu gestalten, ist das Artwork von "Silence" schön dunkel und depressiv gehalten. Anders als die Musik, die acht Tracks und 32 Minuten entgegenschallt.

Ok, Pseudo-lustige-Fun-Mucke (toll, so viele - Striche) hört sich definitiv anders an. Dennoch gibt sich die Musik extrem beschwingt. Falls der Begriff Alternative nicht so ausgelutscht und nichtssagend wäre, dann würde er passen wie die sprichwörtliche Faust auf Nase, Augen, Ohren und Mund.

Polar For The Masses erforschen keine Klangwelten, sondern liefern soliden, hausgemachten Rock mit staubiger Produktion ab. Das mag langweilig klingen, ist es aber nicht. Italien, Dänemark und letztlich auch Hamburg good job.

www.myspace.com/polarforthemasses

VÖ: 10.06.2011 auf Black Nutria / Cargo

2011/05/05

[Platten] Tim Neuhaus - The Cabinet

Tim Neuhaus hat ein neues Album. „Tim wer?“ fragen sich jetzt bestimmt viele, doch so ganz unbekannt ist er dann doch nicht. So trommelte er bei der Blue Man Group und war bis 2004 in der Liveband von Clueso als Drummer unterwegs.

 Anschließend beschloss er  eigenen Songs zu veröffentlichen und hat mittlerweile mit seiner Band „The Cabinet“ drei Alben veröffentlicht. "The Cabinet", das Album, erschien am 28.Januar 2011.
Der Opener nennt sich „Troubled Minds“ und erinnert aufgrund seiner Orgel anfangs Zirkusmusik, bevor dann die Gitarre einsetzt und das ganze etwas schneller wird. Schon nach wenigen Takten ist klar: Eine sehr gute Mischung aus leichter Gitarrenmusik und nachdenklichem Text gemischt mit eingängigen Melodien. Nach dem guten Start folgt die Singleauskopplung des Albums, „As Life Found You“. Ein absolut gelungener und typischer Tim Neuhaus Song. Erste Schwächen offenbart das Album dann bei „5 Weeks“. Ein langsames Lied, das irgendwie nicht in Fahrt kommt und auch ins Ohr will. Es erinnert entfernt es an ein Schlaflied. Da ist man Abwechslungsreicheres von Herrn Neuhaus gewohnt.
Bei „Armed with a friend“ geht es dann schon etwas flotter zur Sache. Das Ganze ist auch ok aber es keimen erste Ängste beim Hörer auf, dass dies eher Gedudel gleich kommt und den Rest des Albums so bleibt. Doch „Daydream Detector“  bestätigt diese Befürchtungen zum Glück nicht. Das Lied ist zwar sehr ruhig, doch hat dafür auch sehr viel Gefühl. Gefühl, was den vorangegangen Songs abging. Ein Song, der Hoffnungen auf ein tolles Restalbum weckt.

Mit „Accidential“ kommt nun endlich wieder die Unbeschwertheit vom Albumanfang wieder. Bei leichter Gitarre und einem Beat der sofort in den Kopf geht ertappt man  sich beim mitwippen. „Headdown“ gehört wieder in die Kategorie „Gefühlvoll“ und entwickelt sich dann zu einem richtig schnellen Song mit der Feststellung „funny who we are in this world“. Beschwingt durch solch heitere Töne schließt sich der folgende Song, „Pete’s Song“, nahtlos an. Das Album hat die befürchtete Langeweile abgewehrt und macht nun wieder richtig Spaß.
Der absolute Tiefpunkt kommt dann aber doch noch bei „Overgrown“, das so gar nicht ins Album passt. Hier hat man doch selbst als Freund von ruhigeren Klängen seinen Finger schnell auf der Skiptaste. Besser wird es dann bei „Fools“ das aber auch nicht komplett überzeugen kann, sich aber immerhin zum Ende hin steigert. Schlussendlich wird es nochmal richtig atmosphärisch. Das Instrumental „We were here, Right?“ ist einfach wunderschön, passt aber eher auf das letzte Album, als auf das Aktuelle. Aber seis drum. Es ist definitiv noch eine weitere Seite des Quartetts und die kann sich hören lassen.
Insgesamt ist „The Cabinet“ etwas für die Kategorie „warmer Sommerabend“. Mit einer schwachen Phase, mit nicht wirklich schlechter Musik, sondern einfach nur  im Vergleich zum Rest des Albums unauffällig ist. Doch trotz dieser Phase macht die Scheibe gute Laune und sorgt auch durch die Mischung, für eine sehr schöne Stimmung. Klare Hörempfehlung.  
VÖ: 28.01.2011 auf Grand Hotel Van Cleef / Indigo

2011/05/03

[Platten] The Black Atlantic - Reverence For Fallen Trees

Wer dieser Tage seinen Frühlingsgefühlen entfliehen und sich lieber in vorherbstlicher Melancholie suhlen will, der kommt an "Reference for fallen Trees" nicht vorbei. Dem neuen Album von The Black Atlantic.

Mit getragenem Klavier und Engelsgesang bringt das Intro "Baiulus" den Duft von gelben Blättern in die vorsommerlich warme Bude. Baiulus, was übersetzt soviel heisst wie Lastenträger. Und oh ja, die Jungs von The Black Atlantic scheinen eine Menge Lasten zu tragen. Lasten, die auf der Seele liegen und den perfekten Nährboden für Songs wie "Fragile Meadow" oder dem sich aufbäumenden "Heirloom". Minimalistische Lieder, die meist nur von den choralen Gesangslinien getragen werden.

Klavier, eine an Eddie Vedder erinnernde Akkustik-Gitarre und ein hin und wieder dezent eingesetzte Drums. Mehr brauchen die Jungs aus Holland nicht, um eine gepflegte Gänsehaut zu produzieren. 35 Minuten voller Musik, die viel zu schnell vergehen und die einem die Erfindung der Repeat-Taste als göttliches Geschenk erscheinen lassen.

Musik, von einem, der bei Shai Hulud gerne mal lautere Töne angeschlagen hat. Leise gehts auch, und ist doch irgendwie viel schöner. Noch schöner ist, dass man das Album beim kostenlos bei ihrem Label Midsummer Records runterladen kann.




http://www.theblackatlantic.com/

VÖ: 16.10.2009 auf Midsummer / Cargo Records

2011/04/20

[Neuigkeiten] Rökkurró im Sinkkasten Arts Club

Für alle die heute abend noch nichts zu tun haben: Die Isländer von Rökkurró kommen in den Sinkkasten Arts Club in Frankfurt/Main. Es wird eine Mischung aus Rock, Folk und klassischer Musik geboten. Für jeden ist also etwas dabei. Nicht entgehen lassen...

2011/04/14

[Platten] Felix Wickman - Whatever Her Sins EP

Da ist er ja wieder. Dem Wickman sein Felix aus Stockholm. Zurück mit einer längst veröffentlichten 6 - Track - EP namens "Whatever her sins". Und ähnlich wie auf dem Vorgänger "Dry Hands" macht es einem der Gute nicht leicht musikalische Schubladen zu öffnen und ihn in eben diese reinzustecken.

Der Opener "Photogenique" eröffnet mit trockener Westerngitarre, fordert den Protgonisten zum lustigen Gesangsstelldichein auf und verzwirbelt die eingeschlichene Marschtrommel in eine garstige Trip-Hop-Pumpe der Marke Portishead, um dann schließlich von Störgeräuschen abgewürgt zu werden. Genauso verschachtelt wie der letzte Satz ist eben auch besagter Song.

Da muten die Elektro-Folkmixturen der folgenden Songs schon fast koventionell an. Wenn sie es denn wären. Die wabernde Melodie und der stark in den Vordergrund gerückte Gesang von "Moonlight Decisions" erinnert stark an ein vergessenes Stück der Doors. In "Steal my car" wird es romantisch und das Intro von "Lions" ruft Erinnerungen an ein in rote Farbe getauchtes Album der Queens Of The Stone Age, um dann in nervöses Chaos auszuufern.

Wie beschreibt man aber die Musik für diejenigen, die Felix Wickman nicht kennen? Wo sind die rettenden Strohhalme in Form von Vergleichen und Referenzen? Wenn man will/muss, dann vergleicht man ihn mit Muse als die sich noch nicht zu schade waren Experimente zu wagen. Mit einem geistig klaren Tom Waits, der Post-Rock für sich interpretiert.

Alles nur die halbe Wahrheit. Klar. Fakt ist, "Whatever her sins" besteht aus 25 Minuten toller Musik.

http://www.felixwickman.com/

VÖ: 18.02.2011 auf Waggle - Daggle Records

[Platten] Cargo City - Dance/Sleep

Erfahrungsgemäß findet der größte Stilsprung im Schaffen einer Band zwischen dem ersten und zweiten Album statt. Idealerweise hat man mit dem Debüt, oft roh und wie direkt von der Leber runter geschrieben, den Durchbruch geschafft und versucht sich bei der zweiten Scheibe an dickerer Produktion, ausgefeilterem Songwriting und überhaupt will man der Welt mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln beweisen, dass der erste Erfolg kein reiner Glücksgriff war. Bei Cargo City hat dieser Schritt allerdings ohrenscheinlich zwischen dem Zweitling und Drittling stattgefunden.

Man könnte natürlich die Vermutung anstellen, dass das daran liegt, dass Cargo City zu Beginn ein reines Soloprojekt von Simon Konrad waren und die vier Musiker, die er sich live zur Unterstützung dazu holte, erst nach dem ersten Album fester Bestandteil der Band wurden. Mit der zweiten Scheibe „On.Off.On.Off.“ folgte dann die Beachtung durch eine breitere Masse und die Beteiligung am Soundtrack zu einem deutschen Kinofilm. Das darauffolgende  Album würde also mehr oder weniger zur Bewährungsprobe vor einem gespannten Publikum werden. 

Bei „Dance/Sleep“ braucht man allerdings mehrere Hördurchgänge, bis man so wirklich weiß, was man davon halten soll. Es war zu erwarten, dass Cargo City die Singer-Songwriter-Anfänge, zumal eben nun in Bandkonstellation, irgendwann hinter sich lassen würden und sich unter den Augen und Ohren einer größeren Zuhörerschaft auch einem größeren Sound zuwenden würden. Umso, nun ja, verstörender ist es dann, dass der erste und titelgebende Track auf dem Album sich nicht sofort mit einer eingängigen Pop-Melodie anbiedert, sondern mit eher düsteren Tönen beginnt – die bedrohliche Stimmung entlädt sich dann aber in einem dann doch sehr poppigen Refrain, bei dem man ohne schlechtes Gewissen an Snow Patrol und ähnliche Größen erinnert werden darf. Das darauffolgende „Not Like Us“ ist komplett von einer melancholischen Grundstimmung getragen, welche gegen Ende des Liedes in einer wunderschönen, knapp einminütigen Instrumentalbrücke (inklusive Orgel und Streichern) kulminiert. Der dritte Track mit dem großartigen Titel „Let’s Fail In Love“ verweigert sich dann wieder einer weichen Eingängigkeit und kommt lieber mit einem zweistimmig ausgetragenen Duell um das große Thema mit dem großen L daher.
Auch „The Choir“ stellt eher eine ungünstige Begleitung für einen fröhlichen Sommerabend dar und wenn man nun so langsam denkt, dass „Dance/Sleep“ lieber am Anfang eines düsteren, kalten Herbstes hätte veröffentlicht werden sollen, schlägt das verspielte „Julian“ der bislang vorherrschenden Melancholie kurz ein Schnippchen, um bei „Walk Over The Alps“ wieder auf das Rezept „düsterer Anfang, hoffnungsvoller Refrain“ zurückzugreifen. Mit „Smile At Me“ und „The Tale Of The Careless Man“ werden dann Tempo und Lautstärke runtergeschraubt, um mit „All That You Need“ einen Titel rauszuhauen, der es irgendwie schafft, sich einer besonders eingängigen Melodie zu verweigern und trotzdem astrein tanzbar zu sein. Mit dem letzten, Weltuntergangstimmung erzeugenden „Life In Reverse“ wird wieder der Albumtitel aufgegriffen – während man im ersten Lied allerdings noch „I lay back to watch her dance while I sleep“ sang, bekommt man hier unter anderem „You only sleep with the bible in your right hand, you only dance with the bottle in your left hand“ vor den Latz geknallt – nicht unbedingt die Zeilen, die Optimismus suggerieren.

Sucht man nun nach musikalischen Kleidungsstücken, mit denen man „Dance/Sleep“ zusammen in eine Schublade legen kann, muss man wohl vor allem an Conor Obersts Bright Eyes denken – sowohl in gutem wie in schlechtem Sinne. Positiv fällt einem der Ideenreichtum und die musikalische Vielfalt auf, der diese Platte trägt, neutral kann man einen eher schwermütigen Ton feststellen, der sich durch das ganze Album zieht. Schade ist allerdings, dass sich Konrad, der sonst immer eine sehr angenehme Singstimme hatte, auf „Dance/Sleep“ nur allzu oft in den Oberst’schen gepressten Nölmodus verfällt, was bei manchen Liedern zwar sehr passend ist, aber über weitere Strecken doch sehr auf die Nerven fallen kann (vor allem, wenn man diese Art zu singen prinzipiell nicht ausstehen kann).

Geht man nun auf die anfangs erwähnten Unterschiede zwischen ersten und zweiten Alben einer Band ein, kann man feststellen, dass sich hier so einige Phänomene wiederfinden. Gegenüber den ersten beiden Alben haben sich Cargo City deutlich weiterentwickelt, haben stark am Sound gefeilt und sich musikalisch viel mehr ausgetobt – leider muss man aber sagen, dass die dazugekommenen Raffinessen teilweise das Herzblut überschatten, welches man in den früheren Alben viel deutlicher heraushören konnte. Nichtsdestotrotz ist „Dance/Sleep“ ein solides Album-Album geworden, aus welchem kaum einzelne Stücke herausstechen, sondern das in seiner Gesamtheit wirken muss. Es bleibt abzuwarten, wie die angefixte Öffentlichkeit auf den Stilbruch reagieren mag.

7/10

VÖ: 15.04.2011 über Rebecca&Nathan/Intergroove

Und statt ein Video zu posten, welches man an dieser Stelle trotzdem genießen kann, gibt es hier den Link, unter dem ihr den Titelsong "Dance/Sleep" kostenlos runterladen könnt!

2011/04/06

[Neuigkeiten] Friction Fest in Berlin

Einer der besten Eigenschaften an Ostern ist, dass man mehrere Tage frei hat. Und wer keine Lust hat, diese freien Tage im Kreise der Familie zu verbringen und sich den Bauch vollzuschlagen, der kann ja nach Berlin fahren! Denn hier steigt vom 21.-23. April das Friction Fest im Berghain in der Nähe vom Ostbahnhof. Das Festival hat sich zum Ziel gesetzt, eine prickelnde Mischung verschiedener Genres zu bieten, darunter Post-Rock, Instrumental Rock, Indie aber auch viel Elektro oder gerne mal Doom. Zu bestaunen gibt es dann unter anderem: Ef, Caspian, Maybeshewill, Earth, Junius, God is an Astronaut, Electric Wizard und The Black Atlantic. Wer jetzt denkt: "Geil, das wirds!" der begibt sich schnell auf http://frictionfest.de/ und sichert sich noch Karten. Auf der Homepage gibt es neben dem kompletten Line-Up auch Infos über die Location und wo man schlafen kann, falls man keinen in Berlin kennt. Benzol wünscht viel Spaß und wird sich dieses Spektakel auch nicht entgehen lassen.


Friction Fest Teaser
 



Ef- Longing for Colors



Maybeshewill - To the skies from a hillside

2011/04/03

[Neuigkeiten] April im Bett

Der Frühling kommt dieses Jahr mal wieder spät, aber verheißungsvoll mit sommerlichen Temperaturen daher. Da es nachts aber immer noch gehörig abkühlt, ist zumindest das Wetter keine Ausrede, um die Abende nicht damit zu verbringen, sich mit anderen Menschen in mehr oder weniger kompakte Örtlichkeiten zu zwängen und guter Livemusik zu lauschen. Und unser aller Lieblingsladen, der nach einem Möbelstück benannt ist, hat im kommenden Monat ein volles Programm zu bieten.

Unter dem breiten Angebot von Veranstaltungen, die Das Bett berherbergen wird, möchte euch Benzol die folgenden besonders ans Herz legen. Zum Beispiel ist bereits morgen, am 4.04., das australische Duo An Horse zu Gast, die unter anderem auch Tegan And Sara zu ihren Fans zählen können. Am 12.April serviert John Grant astreinen Folk, für den er bei den Aufnahmen zu seinem letzten Album prominente Unterstützung von Midlake erhalten hat. Die vier jungen Hüpfer von beat! beat! beat! bringen am 19.04. dann das Publikum zum Hüpfen, während Chris Corner, ehemaliger Frontmann der Sneaker Pimps, mit seiner aktuellen Combo IAMX und Synthieklängen am 21.April das Rhein-Main-Gebiet beehren wird. Und am 25.04. schließlich werden Escapado mit Screamo, Hardcore, oder wie auch immer man ihre Musik schubladisieren mag, zum Mitschreien und Mitschwitzen animieren.

Wer die weiteren Facetten des Aprilprogramms begutachten möchte (denn wo das oben herkommt, ist noch so einiges mehr), schaut erst vorbei unter www.bett-club.de und danach hoffentlich in der Schmidtstraße!


 John Grant (feat. Midlake) - I Wanna Go To Marz

IAMX - Ghosts Of Utopia

2011/03/24

[Platten] Peter Bjorn and John – Gimme Some

Bei Peter Bjorn and John bin ich in die typische Falle getappt, die einem jene Bands stellen, die einen Superhit landen: dieser wird über alle Maßen totgespielt, man selbst hat ziemlich schnell die Schnauze voll von dem Lied, schlussendlich auch von der ganzen Band und überhaupt kein Interesse daran, sich damit auseinanderzusetzen, was deren Repertoire sonst noch zu bieten hat. Beim Anhören der neuen (und schon sechsten!) Langspielplatte „Gimme Some“ der Schweden kommt mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich da eventuell ganz schön was versäumt haben könnte.

Ebenjener Superhit „Young Folks“ ist nach Aussage der Plattenfirma der, nach „Wind Of Change“  und einer Alternativversion der Titelmelodie von Magnum, dritterfolgreichste Song aller Zeiten welcher Gepfeife enthält . Bei solchen Referenzen drängt sich natürlich der Gedanke auf, dass man sich stilistisch in den musikalischen Gefilden der zu Unrecht oft verschmähten 80er bewegen möchte. Tatsächlich allerdings startet Gimme Some" mit einigen sauberen Indie-Tracks. Der Opener „Tomorrow Has To Wait“ führt einen sanft mit orchestralem Sound ein, um gleich darauf mit den sparsamen und dennoch knackigen Gitarrenläufen von „Dig A Little Deeper“, begleitet von zum Mitsingen verführendem „Oh oh“ - Chor im Hintergrund, zum ekstatischen Ausdruckstanz einzuladen. So geht es dann einige Tracks weiter und man hat das Gefühl, als hätten Peter, Björn und John sich einmal bei sämtlichen erfolgreichen Indierockbands der letzten Jahre umgesehen und gedacht „Das können wir auch – und besser!“, ohne jedoch genau den Finger darauf legen zu können, an was und wen einen denn nun dieser oder jener Track erinnert. Bei „May Seem Macabre“ kommt dann schließlich der (zumindest von mir) so heiß antizipierte 80er-Sound – Schlagzeug und Gitarren könnte man so problemlos bei jeder besseren New Wave-Band wiederfinden, jedoch ohne den dort oft anzutreffenden unterkühlten Sound, sondern sich hinwendend zur großen, hymnischen Pop-Geste.  Dier Textzeile „May seem macabre, but it’s beautiful“ finde ich an dieser Stelle nur allzu passend und möchte mich sofort in ein Cabrio setzen, um in einer weiten Landschaft dem Sonnenuntergang entgegen zu rasen – der sehr abrupte Schluss holt mich dann ein wenig zu hart in die Realität zurück.

Zu schnell stelle ich fest, dass „May Seem Macabre“ nicht nur den Mittel-, sondern auch des Höhepunktes des Albums markiert und muss aufpassen, dass ich die nachfolgenden Tracks dadurch nicht zu sehr abwerte. Schließlich hat auch „Don’t Let Them Cool Off“  (der Name ist Programm!) mit seinem postpunkigem Mittelteil so einiges zu bieten und ist trotz der Tatsache, dass die Lyrics etwa im letzten Drittel des Liedes nur noch aus der Wiederholung der Titelzeile bestehen, kein Stückchen monoton. Zum Ende des Albums hin werden dann noch eventuelle Gelüste nach Schweden-Rock’N’Roll bedient (ganz egal ob man dabei nun Mando Diao oder die Hellacopters im Hinterkopf hat) um mit „I Know You Don’t Love Me“ mit einem typischen letzten Albumtrack (lang, ruhig beginnend und druckvoll endend) abzuschließen.

Und dann sitzt man da, denkt an die ganzen Hooklines, die einem in den letzten 37 Minuten um die Ohren geballert wurde, stellt fest, dass man kein Lied auf dieser Platte richtig langweilig fand und fragt sich: Können die das schon immer? Ich jedenfalls fühle mich eines besseren belehrt, was augenscheinliche One-Hit-Wonder angeht, und werde nun erst mal in die Vorgängeralben rein hören, in der Hoffnung auf die ganz große Offenbarung. 

(Ich verweise an dieser Stelle außerdem nochmals explizit auf die Bandinfo auf der Seite ihres Plattenlabels – haarsträubender Unsinn und Größenwahn! Großartig.)

8/10


VÖ: 25.03.2010 über Cooking Vinyl