Ein Zitat zu Beginn einer Rezension wirkt immer ziemlich belesen und scharfsinnig, deshalb an dieser Stelle ein paar Wörter von Wilhelm Busch: „Ein gutes Tier, ist das Klavier, still, friedlich und bescheiden. Und muss dabei doch vielerlei erdulden und erleiden.“ Hätte der gute Wilhelm damals die Möglichkeit gehabt der Musik von Caroline Keating zu frönen, hätte er seine Aussage mit Sicherheit relativiert. Hier muss ein Klavier nichts erdulden und nichts erleiden. Ganz im Gegenteil. Es wird genießen.
Da ist es also, das Erstlingswerk der unwahrscheinlich sympathischen Kanadierin Caroline Keating. Bisher konnte sie nach ihren fast immer ausverkauften Konzerten nur handgefertigte Demos verteilen, aber diese wurden ihr regelrecht aus den Händen gerissen, so dass es nur eine logische Konsequenz ist, dass sich diese Songs dann auch ausnahmslos auf "Silver Heart“ wiederfinden. Sie mussten zwar Veränderungen über sich ergehen lassen, aber das hat ihnen gut getan.
Das Piano ist auf "Silver Heart“, neben Caroline Keating selbst, der unumstrittene Hauptdarsteller. Nebenrollen haben Violine, Schlagzeug, Gitarre und Akkordeon ergattert. Dies jedoch sehr dezent und immer richtig platziert. Caroline Keating beschränkt sich auf das Wesentliche. Und das funktioniert. Eine prägnante, facettenreiche Stimme in Kombination mit einprägsamen, bezaubernden Pianomelodien. Mehr bedarf es nicht um gänzlich zu begeistern.
Schon der Opener „Silver Heart“ lässt erahnen, welches Potential in dieser Frau schlummert und es wird sofort deutlich, dass bisweilen gezogene Vergleiche mit Kate Nash unangemessen sind. Caroline Keating ist tiefgründiger und ihr fehlt (zum Glück) das aufgezwungene Pop-Element, welches den Songs die Ernsthaftigkeit und Einzigartigkeit rauben würde. Sie ist eher in die Liga, in der auch Regina Spektor mitspielt, einzuordnen.
Das darauffolgende „Ghosts“ startet behutsam und gipfelt dann sukzessive in einem großartigen, durch Schlagzeug unterlegten Chorus. Die Extreme von Traurigkeit und Freude werden hier vereint und je nach Gemütslage kann dieser Song (und auch die anderen auf "Silver Heart“) verschieden wahrgenommen werden. Ob Winter, Frühling, Sommer oder Herbst. Es wird passen.
"No, you don’t have me anymore...”. In "They Say" rechnet Caroline Keating mit einer vergangenen Liebschaft ab und der Hörer kauft ihr diese Gefühle wirklich ab. Die Texte sind unverfälscht und Inszenierung ist fehl am Platz. Und das zieht sich durch das ganze Album. In die gleiche Kerbe schlägt „Montreal“. Eine ehrliche Hymne an ihre Heimatstadt. Sie liebt sie innig. Sie hasst sie manchmal. Aber es ist ihre Heimat. Wem geht das nicht so?
Inspiration für „Gatsby“ holte sich Caroline Keating aus dem Roman „The Great Gatsby“ von William F. Fitzgerald. Vor allem die kleinen Pausen, die sie vor dem einsetzenden Chorus platziert, wirken effektvoll. Und dieser Effekt wirkt nicht nur bei „Gatsby“, sondern auch bei vielen ihrer anderen Stücke, überraschend und spannungssteigernd. Das kann sie. Wenn Caroline Keating nach dem kurzen Aussetzer dann wieder mit „Quick, say, say something to me quick…” einsetzt, muss einem ein Schauer über den Rücken laufen.
Der einzige Song auf dem Album, der ein wenig aus dem Schema Piano-und-Caroline-Keatings-Stimme fällt, ist „The Pier“. Die gewohnte Struktur wird hier etwas aufgebrochen. Keatings Stimme wird verzerrt und hier und da tritt eine Gitarre in den Vordergrund. Erfrischend anders.
"Silver Heart“ ist ein unglaublich reifes Erstlingswerk, welches auch nach mehrmaligem Hören immer noch Überraschungen mit sich bringt. Vor allem Detailverliebte werden auf ihre Kosten kommen. Caroline Keating - diesen Namen muss man sich merken.
"Wenn Caroline Keating nach dem kurzen Aussetzer dann wieder mit „Quick, say, say something to me quick…” einsetzt, muss einem ein Schauer über den Rücken laufen. "
AntwortenLöschenYES!!! This is soooo true! I'm happy I'm not the only one that is moved by this part.