Für diejenigen unter euch, die für den 01.Februar noch freie Flächen im Terminkalender haben, die sollten sich mal nach Sachsenhausen in den für seine feinen Konzerte bekannten Ponyhof begeben. Dort spielen keine geringeren als die Schweden von Bye Bye Bicycle. Unterstützt wírd die Band von Alpha Pony. Kein schlechter Abend für den Start in den zweiten Monat des Jahres.
Der Spass beginnt gegen 21 Uhr und kostet 13 Euro. Tickets gibts an der Abendskasse. Alle Infos zur Veranstaltung findet ihr auf der Seite des Ponyhofs.
Achso, noch ein Tip für die, die schon was vorhaben. Einfach ausfallen lassen und in den Ponyhof kommen.
Da ist es nun also. Das mittlerweile siebte Studioalbum der Band mit dem langen Namen. ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead. "Tao Of The Dead" heisst das Teil und ist ohne erkennbaren Grund strikt nach dem Alphabet durchbuchstabiert. Song 1 heisst hier in der Tracklist A und dieser Fakt reizt stark den Gähnmuskel. Muss denn sowas sein? Lenkt man mit kruden Umstrukturierungen einfach von der faden Realität eines langweiligen Albums ab?
Nachdem das Intro (also A) abgeebbt ist, baut sich im B-Teil, der auf dem Namen "Pure Radio Cosplay" hört, eine kratzige Gitarrenwand auf, die sich auf den 70er Sound von The Who reimt. Da spielen sich die New Yorker ein paar Jahrzehnte zurück, um dann teilweise gefühlt ähnlich lange anhaltende Gitarrensoli auszubrechen. Pink Floyd bekommt sphärischen Tribut gezollt. Ein akustisches Eldorado für Soundfetischisten. "The Wasteland" packt die akustische Gitarre aus. Die Drums und das Klavier in "Spiral Jetty" mühen sich in den Vordergrund, um von einem schraddeligen Gitarrensolo abgewürgt zu werden. "Weight For The Sun" klingt mit seinen Ausbrüchen extrem modern. Ein bunter Spielmannszug von gestern nach heute.
Das ganze Spektakel gipfelt im sechszehnminütigen Drogennebel "Tao Of The Dead Part2", der ganz unbescheiden fünf Buchstaben für sich einnimmt.
Da das Album bei P endet, und ich die Amis in der Summe ihrer Brillianz nicht für Analphabeten halte, könnte ich spitzklickerisch behaupten, das da bestimmt noch was kommen wird. So eine Art Sequel zu einem gelungenen Album. Wenn dem so ist, dann bitte auf ähnlichem Niveau, denn sonst würden Q bis Z ihre hochgeschätzten Kollegen Lügen strafen. Muss ja nicht sein.
Das neueste Album der Geschwister Stone erblickte bereits am 30. März 2010 das Licht der Plattenregale . Das Singer-Songwriter Duett hatte bereits seit ihrem Debutalbum „Heart full of wine“ bei den Freunden ruhiger, gefühlvoller Klänge für Aufmerksamkeit gesorgt und dem entsprechend gespannt wurde dieses nun mehr dritte Album erwartet.
Das erste Lied des Albums, „Hold on“ startet bereits wesentlich aufwendiger als erwartet, aus der Ferne nähern sich Streicher und kurz darauf setzt das Piano ein. Die Melodie kommt einem stark bekannt vor, wenn man die beiden Aussies schon einmal gehört hat. Kein Wunder, ist sie doch dem ersten Album entnommen, hier beim Song „All of Me“ auf der Gitarre vorgetragen. Ansonsten wird der erste Eindruck bestätigt. „Hold on“ ist mit Streichquartett arrangiert und die zarte Stimme von Julia Stone geht stellenweise leider etwas unter.
Dieser Trend wird fortgesetzt. Bei beinahe jedem Lied ist ein Streichquartett eingebaut und bläht die Lieder auf. Das kann auch sehr gelungen sein, wie etwa bei „Big Jet Plane“, bei dem man sofort anfängt mitzuwippen und das Zuhören einfach Spaß macht. Doch irgendwie entspricht das Ganze nicht so ganz meinen Erwartungen und genau das ist das Problem dieses Albums.
Es geht nicht darum, dass die Streicher stören oder das Ganze gar überarrangiert ist, jedoch ist der liebevolle Singer-Songwriter Charme, den eine Stimme mit Gitarre oder Klavier nun mal hat, nur noch selten zu finden, wie etwa passagenweise bei „And the Boys“.
Doch gibt es durchaus Überraschungen. „On the Road“ könnt glatt aus einem Western entsprungen sein. Dessen Intro erinnert, durch die Melodie und den chorartigen Gesang, durchaus an Bob Dylans„Knocking on Heavens Door“. Der „Wild West“ Stil wird aber, vielleicht auch zum Glück, nicht durchgehalten. Das Lied wird poppiger und so langsam wird dem Hörer klar, dass dies auch die Tendenz des gesamten Albums ist.
Doch es gibt vor allem gegen Ende auch noch leichter Hoffnungsschimmer. „Draw your Sword“ ist einer von ihnen. Der Song könnte doch glatt noch aus dem so oft beschworenen ersten Album sein und zeigt deutlich, dass doch noch nicht jede Hoffnung verloren ist.
Und tatsächlich sind die letzten Songs des Album noch einmal gespickt mit altem Stil, inklusive spärlicher Instrumentierung und voller Gefühl. Sie entsprechen am ehesten den Erwartungen und retten das Album davor, durchgängig als Pop bezeichnet zu werden.
Insgesamt ist das Album poppiger und mit mehr Aufwand produziert als erwartet. Doch wenigstens erinnert es Phasenweise an ein sehr gelungenes Debütalbum von 2008 und ist auf jeden Fall gut geeignet für nette Abende in den verbleibenden Wintermonaten, auch wenn man sich wohl kaum so sehr daran erinnern wird wie an „Heart full of wine“.
Referenzen zu finden ist eigentlich immer ein Problem. Denn ein Vergleich von Musikstilen verschiedener Bands kann eigentlich nur schief gehen. Einer fühlt sich immer auf den Schlips getreten. Musik ist und bleibt eben eine sehr subjektive Angelegenheit. Aber bei Bored Man Overboard stellt es sich anders dar.
Die Referenzen scheinen klar: Fanfarlo, Arcade Fire und The National. Das schreit nach einer kurzen Erläuterung. Die gebe ich gerne: Fanfarlo, weil Bored Man Overboard genauso feinfühlig Trompete und Violine einsetzen. Arcade Fire, weil die Musik von Bored Man Overboard genauso atmosphärisch ist. The National, weil die Stimme des Sängers diesen Vergleich unvermeidbar erscheinen lässt. Bei diesen fantastischen Bands sollte sich auch keiner auf den Schlips getreten fühlen.
Nun stehen sieben Stockholmer mit diesen großartigen Referenzen also auf der Bühne der gut gefüllten Hazelwood-Studios in Rödelheim. Mit im Gepäck war das Liedgut von insgesamt schon drei veröffentlichten EP's und des nagelneuen Albums "Rogue".
Es kommt relativ selten vor, dass man von der ersten Minute an von einer Band gefesselt ist, von der man nur eine handvoll Songs kennt. Aber bei Bored Man Overboard ist dies der Fall. Zu Beginn wirkt die Band noch etwas verschüchtert. Dies legt sich jedoch mit zunehmender Spielzeit, was sicherlich auch an der überbordenden Reaktion des Publikum liegt.
Und diese Reaktion ist vollkommen gerechtfertigt. Alles was die Band an diesem Abend anfasst wird zu musikalischem Gold. "Sinner Song", "Abigail", "There Is No Room In This Evil Heart". Bei jedem Song greift ein Rädchen in das andere. Vor allem dann, wenn sich die Stimme von Sänger David Khan etwas überschlägt, muss es um jeden einzelnen Zuhörer geschehen sein. Von diesem nationalesk angehauchten Indie-Folk gab es dann auch noch sage und schreibe noch zwei Zugaben. Nach Aussage der Band das erste Mal in der Geschichte der Band, dass überhaupt zwei Zugaben gespielt wurden. Spendabel.
Mich würde es wundern, wenn dieser Indie-Folk im Sommer nicht die Festival-Bühnen der Republik erobert. Ich höre die Massen schon singen. Wunderbar.
Wer das wunderbare Künstlerkollektiv Broken Social Scene noch nicht bei ihren ohneschin schon seltenen Deutschlandbesuchen erleben durfte, der kann jetzt aufhören zu weinen. Das Internet gibt uns die heiß ersehnte Möglichkeit, sie doch mal live zu sehen. Sie haben ihr Konzert vom 18. Januar 2011 im Terminal 5 in New York City auf Youtube gestellt. Ganze Zwei Stunden präsentieren sie hier in gemütlicher Atmosphäre ihr neues Album "Forgiveness Rock Record" und noch weitere Sahnestückchen ihrer bisherigen Bandgeschichte. Wir wünschen viel Spaß mit dieser überaus genialen Band!
„A one-man band armed with a laptop, mixing decks and an acoustic guitar". Das wird über James Yuill geschrieben. Und es stimmt. Er präsentiert einen recht einzigartigen Mix von Songwriter-Attitüde und Elektro-Elementen. Wer jetzt denkt, dass das nicht passt, liegt falsch.Vielen wird Herr Yuill auch als überaus erfolgreicher Macher von diversen Remixen bekannt sein. Ein Alleskönner.
Das nenn ich ja mal einen dicken Batzen. Zusätzlich zum neuen Album "The Fight Against Reality" legen die Halb-Amis/-Hessen von Scheisse Minelli noch ein 200 seitiges Booklet bei. In diesem Booklet erfahren wir die Geschichte von und aus der Sicht von Sänger Action. Mit Anfang 30 ist der Kerl schon ganz gut rumgekommen.
Er schreibt über seine Kindheit und seine drogenvernebelte Jugend in Amerika, seine Backpackingjahre durch die Welt und den Aufstieg und Niedergang seiner verschiedenen Bands. Interessantes Zeug eines labilen und nicht immer symphatischen Charakters. Die Musik auf dem eigentlichen Album besteht aus 16 Hardcoregranaten der alten Schule. Kein Song erreicht die drei Minuten Marke. Enormes Tempo begleitet die Alltagsthemen der Band, Drogen und Alkohol. Unterstützt wird die Band hier von Rich Kids on LSD und The Toten Crackhuren im Kofferraum, gerade erstere ebenfalls Garant für unzimperlichen Skate-Hardcore. Dreißig Minuten später klingt der letzte Ton von "The Fight Against Reality" aus und man kommt zu dem Schluss, alles was da gesungen wird findet sich auch in der Biographie wieder. Authentisch, kein Zweifel.
Wer auf Hardcore steht, der kommt an dem Ding nicht vorbei.
Ungewöhnlich mild ist es an diesem Sonntagabend im Januar. Wenn man es auf eine Erkältung ankommen lassen wollte, hätte man auch im T-Shirt in der langen Schlange vor dem Offenbacher Capitol stehen können. Eine Schlange, die eher eine Anaconda als an eine heimische Blindschleiche erinnert (ja, ich weiß Blindschleichen sind keine Schlangen, aber ein toller Vergleich ist es trotzdem). Lang und mächtig.
Das Capitol ist eine der schickeren Konzertlocations im Großraum Frankfurt/Offenbach. Hier könnten und werden Musical und Theater zelebriert und keine Clubkonzerte in Winzformat. Dafür war heute aber auch niemand gekommen, denn die Musik von Philipp Poisel hört man auch nicht im schwitzenden Menschenknäuel, sondern am Besten daheim im kuscheligen Sofa vorm flackernden Kamin.
Genau aus diesem Grunde war der Schreiber dieser Zeilen auch eher kritisch was die Größe des Veranstaltungsortes anbelangte. Denn eine Venue mit Platz für knapp 1800 Gäste gilt als Antithese für eine intime Atmosphäre. Dem überwiegend weiblichen und im Altersschnitt recht jungem Publikum war das egal und auch Promis wie etwa Henni Nachtsheim von Badesalz zog es über den Main.
Unterstützt wird der Herr Poisel von den beiden Einzelkünstlern Alin Coen und Florian Ostertag, die ich jedoch beide verpasse. Rechtzeitig zu Beginn des Konzertes werde ich in einer sehr überschaubaren Gruppe an Fotografen von der Security an den vermeindlich besten Platz im Publikum gelotst.
"Für keine Kohle dieser Welt".Philipp Poisel betritt die Bühne und das Publikum kreischt seine Freude in spitzen Schreien auf die Bühne. Symphatisch, fast schon schüchtern, kommt er rüber und legt mit genau mit dem los für das alle hier gekommen sind. Romantische Lieder, die teilweise schon etwas zu sehr von klebrigen Zuckerguß tropfen. "Ich und Du", "Im Garten von Gettys", "Zünde alle Feuer", "Halt mich" und "Froh dabei zu sein" gehen runter wie Öl. Begleitet von einer vierköpfigen Band erkennt man schnell das Philipp einige Zeit als Straßenmusiker unterwegs war. Ebenso lange wie verlegene Ansagen an das Publikum und Songs, die trotz Bekanntheit schon fast Jam-charakter haben. Das macht wirklich Spass.
"Zünde alle Feuer", "Zwischen Innen und Außen", "Wo fängt dein Himmel an", "Wie soll ein Mensch das Ertragen" "Mit jedem deiner Fehler". Die Hitdichte ist hier gefährlich hoch. Bei "Hab keine Angst" gibts gesangliche Unterstützung von Alin Coen und mit "Einfach so" auch mal einen (vermeintlich) neuen Song, der ein ungewöhnlich schnelles Tempo anschlägt.
Weggeblasen sind die Zweifel, das das Konzert nicht gut geht. Während der Ansagen ist das Publikum still wie ein Badestrand im Winter. Das merkt man aber auch nur, weil die ersten Akkorde der ruhigen Lieder einfach vom Jubel weggeblasen werden. Ja, die Band hat Offenbach auf ihrer Seite. Schließlich endet der reguläre Teil mit "All die Jahre" was mit einem sehr langem instrumentalen Outro abschließt.
Als Zugabe gibt es die "Liebe meines Lebens" und den immer wieder explodierenden Übersong "Als gäb's kein morgen mehr". Das Publikum will mehr, also spielt er "Ich will nur" und als allerletzten Song, das Live-Only-Lied "Herr Reimer".
Als das Saallicht angeht sind fast zwei Stunden vergangen. Zwei Stunden, die von meiner Begleitung als ein Konzert "mit ein bisschen viel Liebesliedern" bezeichnet wird. Da hat sie recht. Aber genau das wollen die Leute von Philipp Poisel hören. Das ist sein Geheimnis, das voll aufgeht, was die ausverkaufte Tour eindrucksvoll belegt. Die Tour eines Künstlers, der zwar im Mainstream segelt, aber den Eindruck vermittelt, dass er garnicht weiß wie er dort hingekommen ist.
Die hübsche Frau auf dem Cover hängt ziemlich in den Seilen. Ganz anders The Answering Machine aus Manchester. Denn die Band steht gerade erst in den Startlöchern zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums namens "Lifeline". Es dauert nicht mehr lange und "Lifeline" erblickt das Licht der Welt. Genauer gesagt am 21. Februar. Die dazugehörige und gleichnamige Single erscheint eine Woche vorher am 14. Februar. Um die Wartezeit bis dorthin etwas zu verkürzen streamt die Band "Anything Anything"auf ihrer Seite bei Bandcamp. Die zweite Hörprobe nach dem Gratis-Download "Animals". Aber Beeilung ist angesagt - das Ganze gilt für nur 48 Stunden.
Wer mag Pete And The Pirates? Hände hoch! Da recken aber einige die Arme nach oben. Und genau für diese Leute haben die netten Engländer jetzt einen Gratis-Download zur Verfügung gestellt. Sie folgen damit dem Trend und lassen "Winter1" natürlich als Appetizer zum neuen Album, das in naher Zukunft erscheinen wird, vorangehen. Aber hört sich doch ganz gelungen an.
Es ist einfach wunderbar, wenn an einem Abend gleich zwei Bands aus den persönlichen Top Ten auftreten. Freude wie beim Honigkuchenpferd. Die Kanadier von Tokyo Police Club hatten sich als Begleitmusik The Answering Machine aus Manchester zur Seite gestellt. Eine verdammt gute Wahl wie sich herausstellen sollte.
The Answering Machine hatten bisher noch nicht die Möglichkeit ihr Debütalbum „Another City, Another Sorry“ in Deutschland zu präsentieren, deshalb muss ihnen die Aufgabe Tokyo Police Club zu supporten gerade recht gekommen sein. Wie schon öfter hier auf dieser Seite beschrieben, ist der Erstling dieser Band eine Perle, was es dann auch verwunderlich erscheinen lässt, dass sie bisher noch nicht den Sprung über den Kanal geschafft hatten.
Martin, Pat, Gemma, Ben und Luke alias The Answering Machine betraten dann pünktlich gegen neun Uhr die Bühne des Betts und schauten in jede Menge gespannte Gesichter des gut gefüllten Clubs. Ohne viel Zeit zu verlieren legten sie sich auch gleich ins Zeug. Reagierte das Publikum anfangs noch verhalten, konnte sich zum Ende der Spielzeit keiner diesem infektiösen Indie-Pop entziehen. Das Publikum bewegte sich und der Beifall wuchs von Song zu Song überdurchschnittlich an. Der Fokus lag auf den älteren Stücken wie zum Beispiel „Obviously Cold“ oder dem famosen „Lightbulbs“. Aber auch neuere Stücke wurden präsentiert. „Lifeline“, „3 Miles“ und „Animals“ reduzieren im Vergleich zum Erstlingswerk das Tempo etwas, aber das tat der Qualität keinen Abbruch.
Vor allem die Leidenschaft und Konsequenz, mit der die Band um Frontmann Martin Colclough sich durch ihr kurzes, intensives Set spielt, beeindruckt. Für eine Vorband ein wahrlich grandioser Auftritt. Und gerade erschleicht mich die Angst, dass ich über den Support eventuell mehr schreiben könnte, als über den Hauptact. Wäre mal was anderes. Die neue Single „Lifeline“ erscheint am 14. Februar und das gleichnamige Album eine Woche später. Kaufen!
Über Tokyo Police Club müssen eigentlich gar nicht mehr viele Worte verloren werden. Die Band aus Toronto startete mit „Elephant Shell“ vor ein paar Jahren richtig durch und ist seither von keinem Mixtape mehr wegzudenken. Der Nachfolger knüpfte nahtlos an „Elephant Shell“ an und bekam zu recht durchweg gute Kritiken. Dave Monks und seine Mannen eröffneten die Vorführung mit „Favourite Colour“. Monks einprägsame Stimme, die auf der Bühne mit einigen Ecken und Kanten mehr daherkommt als auf Platte, und das Talent einprägsame Melodien vom feinsten zu komponieren, sind hier gleich als Stärken zu notieren. Von Schwächen wollen wir gar nicht reden, denn die sind schlichtweg nicht vorhanden. „Graves“ wird dem einen oder anderen sicher eine Gänsehaut verschafft haben. Die Songs zeigen ihre Wirkung.
„Wait Up (Boots Of Danger)“, „End Of A Spark“, „Your English Is Good” – die Kanadier machen bei der Songsauswahl nichts falsch. Nach etwas über eine Stunde verabschiedet sich die Band und kommt für die Zugabe wieder zurück. „Cheer It On“ darf eben in keinem Set fehlen. „Operator, get me the president of the world. This is an emergency”. Und weg waren sie.
Ein Abend, der nur mit Superlativen beschrieben werden kann, geht also dahin. Zwei gleichwertige Bands auf extrem hohem Niveau, die das Publikum begeisterten. Never change a winning team. Also bitte in der gleichen Konstellation wiederkommen. Danke.
´Da heulen ja die Wölfe. Die Vancouver Street Punks von The Dreadnoughts bringen bereits ihr drittes Album raus. Polka's Not Dead. Eine dreckige Mischung, die am Besten mit einer kräftigen Portion Whisky runtergespült wird.
Wer auf Vorzeigerüpel wie die Dropkick Murphys oder den Folk-Punks von Flogging Molly mit einer gehörigen Portion Gogol Bordello steht, der kann an dieser Stelle aufhören zu lesen und sich gleich mal auf der Bandpage zum Bestellbutton durchklicken.
Ganze zwei Sekunden herrscht Ruhe im Opener "Cider Road" und schon ballern die Gitarren mit Höchstgeschwindigkeit los, dazu geigt sich einer einen. "Randy Dandy-Oh" ist ein waschechter Chanty. "Goblin Humppa" lässt einen nervösen, aber stummen Kobold ans Klavier. Akkordeon, Geige, Banjo, Mandoline. Alles was das irische Volk an Instrumenten auffährt findet sich in den Liedern wieder.
Der verstärkte Geigeneinsatz und der häufig verwendete, walzerartige Rhytmus schielt ganz verstärkt gen Osteuropa.
Zwar erfinden die Dreadnoughts keine neues Genre, machen aber aufgrund der Eingängig- und Tanzbarkeit doppelt Spaß. Prost.
VÖ: 07.01.2011 auf Broken Silence / Destiny Records
Ich kann mich noch gut an meinen ersten Festivalsommer erinnern. Aufregung, jede Menge Menge Nu-Metal, gerne auch mal mit Geschrei. Man waren das Zeiten. Da hing man am Zelt rum, feuerte den Grill an und freute sich an der Musik die von der Bühne rüberschwappte. Thisoneless hätten eben jenen Soundtrack bieten können.
Fast zehn Jahre später liegt nun das Album "To Give Everything" eben genannter Band auf meinem Schreibtisch. Der Nu-Metal klingt genauso wie ich ihn um die Jahrtausendwende klasse gefunden hätte. Heute behaupte ich jedoch von mir einen etwas breiteren musikalischen Horizont zu haben und von Keyboard getragene Gesangspassagen, die sich mit Moshparts abwechseln, gehören heute nicht mehr wirklich zu den originellsten Stilmitteln.
Vom technischen Standpunkt gesehen, geht das Album für eine Eigenproduktion mehr als in Ordnung. Die Pfälzer verstehen was von anständigen Songstrukturen, Sänger Sam kann gut singen/brüllen aber eben leider in einer Musikrichtung die ihren kurzzeitigen Zenit schon lange überschritten hat.
Wer sich die alten Helden nach wie vor gerne reintut, der sollte mal ein Öhrchen riskieren. Für alle Anderen bietet der musikalische Äther frischere Schallkost.
"Da legst di nieder". Wer einen derart charmanten Bandnamen wie etwas Trailer Park Sex hat, von dem braucht man auch nicht unbedingt konventionelle Musik erwarten. Zwei Leutchen, Mann und Frau. Hamburg City. Wer jetzt eine x-te Kopie der White Stripes oder eine Neuauflage der Blood Red Shoes vermutet, der liegt genauso falsch wie ein Steak in meinem Kühlschrank.
Trailer Park Sex behaupten von sich selbst, dass sie eine Progressive/Jazz/Metal-Band sind. Öhm, ja gut. In der akustischen Realität bedeutet das, das Progressive und Jazz einfach so gut wie nicht existent sind. Der Metal und eine Menge ungepflegtes Chaos regiert. Hier wird nach Herzenslust die runtergestimmte Gitarre malträtiert. Sänger Juan Pablo Gracia grunzt sich durch die Songs und beweist in den wenigen ruhigen Passagen, dass er singen und sogar entfernt wie Corey Taylor klingen kann.
Songtitel wie "Fucking Nazis in beautiful Budapest" oder "Schizophrenia" schmiegen sich malerisch ins pinke Totenschädelartwork. Wer jetzt dumpfes Geknüppel erwartet, der liegt hier nur teilweise richtig. Klar, es wird ordentlich gefetzt und gebissen, dennoch bestehen die Songs aus einer Menger Tempiwechsel und interessanten Breaks wie man sie von gepflegtem Metalcore gewöhnt ist.
Wir haben vor euch vor längerer Zeit Bands wie A5 Richtung Wir oder Elias vorgestellt. Bands bei denen das Prinzip Indierock meets deutsche Texte gilt. Manchmal kitschig, manchmal elegant, insgesamt aber doch schön. Untertagen aus Aschaffenburg treten, eher unwissentlich, in die Fußstapfen genannter Bands.
Fernab von Wortakrobatereien der Hamburger Schule operieren die vier Bayern mit Alltagssprache und verkleiden ihre Themen in schicker und unaufdringlicher Gitarrenmusik.
Vier Songs zwischen Liebe, Mathrockanleihen, Gesellschaftskritik und Synthiegeplucker. "In dieser Stadt" ist eine EP geworden, die Bescheid weiß. Bescheid über aktuelle Trends und geschickter Nicht-Anbiederung.
Untertagen. Überallem? Naja, noch nicht ganz, aber was nicht ist kann noch werden. Mit Songs wie "In dieser Stadt" treffen die Jungs sicher den Nerv der Zeit.