Stell dir vor es spielt Cake, und keiner kommt mit. So oder so ähnlich hatte ich schon eine Überschrift für den 9.2.2005 zurechtgelegt. Denn hätte sich der Reichhold nicht sprichwörtlich letzter Minute noch als Konzertbegleiter angeboten, hätte ich diesen durchaus abwechslungsreichen Konzertabend alleine (naja, alleine mit 500 anderen Leuten) erleben müssen.
Mit dem Handy am Ohr und dem Auge auf der Uhr gondele ich um kurz vor acht durch eine übertriebene Nebelwaschküche im Darmstädter Hinterland, glücklicherweise ist die Tiefgarage direkt unter der Konzerthalle, so dass ich pünktlich zum Einlass in die Halle flippern kann. Und dann ist erst einmal warten angesagt, die Merchandisingpreise sind mit 20 Euro für ein Shirt auch mal wieder unter aller Sau und ich drehe mich entsetzt zur Bühne, auf der schon eine Tuba und ein Schlagzeug auf ihren Einsatz warten, als Backdrop fungiert ein Foto einer Berglandschaft, die aus einem bayrischen Heimatfilm entsprungen sein könnte. Um dem ganzen noch ein wenig mehr alternativen Touch zu verpassen, blubbert aus den Boxen ne Menge experimentelles Gedudel.
Links neben der Bühne befinden sich noch zwei übereinanderliegende Balkone, von denen der Obere als Lounge umfunktioniert wurde, ne gute Idee, schön chillig in ner Bar sitzen und nebenbei ein Konzert sehen. Gegen 21 Uhr betreten die drei Musiktiere von Drums and Tuba die Bretter der Bühne und liefern etwas ab, was ich bis dato noch nicht gesehen habe, da wäre zum einen der Gitarrist, der auf die Saiten schlägt als würde er irgendeinen obskuren Preis dafür bekommen, dass er die Stränge auf keinen Fall in der herkömmlichen Weise anschlägt. Wie ne herkömmliche Gitarre hört sich die ganze Angelegenheit, dank gut 7000 Effekten und den besagten Schrägen Anschlagtechniken sowieso nicht an, doch kreieren die Guten schon allein auf dieser Ebene einen sehr eigenen Sound. Doch damit nicht genug. Steht doch auf der anderen Seite der Bühne der Kerl mit den Mischpulten vor dem Bauch, den Reglern in der Hand und der Tuba in der Schnute. Auch von dieser Bühnenseite sind eigentümliche Melodien zu vernehmen, sprich, eine in einen Sampler eingespielte Trompete und Tuba, auf Endlosschleife und dann noch mit ner Trompete ein Solo drüber trompetet. Genial. So würde sich "Arco Arena" in einer "Fear and Loathing"-Version anhören und das im 30 Minuten Remix.
Der Hauptact des Abends lässt sich dann nochmal ne ganze Weile feiern, bevor er sich bequemt die Bühne zu betreten. John McCrea, mit Truckerkäppi ausgestattet, erweckt den Eindruck, dass er sich selber nicht so ganz sicher ist, wo er denn grade rumhängt. Kurze Zeit später scheint er es aber wieder zu wissen, und los gehts mit "Frank Sinatra". Schön wie Trompeter Vince DiFiore sich durch die Songs trötet, der Mann verbreitet schon allein durch seine pure Anwesenheit Symphatie. Was man vom eher schrulligen Frontmann nicht behaupten kann. McRea läuft während seinen Gesangspausen kreuz und quer mit Psychoblick deluxe und seiner Akkustikgitarre vor'm Publikum rum und versucht die Leute zu animieren, erinnert mich dann eher an nen Wunderheiler oder Wanderprediger, der versucht Eingeborene zu bekehren. Die Ansagen schwanken zwischen ironisch und bissig bishin zu angepisst und aggressiv. Als beispielsweise gegen Ende von "Sheeps go to heaven" der obere Balkon mitsingen soll, die Aufforderung des Sängers aber beharrlich ignoriert, wird es kurze Zeit witzig, doch irgendwann weiss ich echt nicht mehr, ob die Sprüche von wegen "Wenn ihr denkt ihr wäret was besseres, dann könnt ihr auch nach Hause gehen", denn nicht wirklich ernst gemeint sind.
Während der Songs macht die Bands einiges an Boden wieder gut, denn egal was die Cakeianer an Liedern spielen, alle sind symphatisch und jeder für sich ein kleiner Hit, die sich mit Heulern wie "The Distance", "Comfort Eagle", "Carbon Monoxide" oder aber "Love you madly" die Klinke in die Hand geben. Stark.
Insgesamt werden alle Alben (z.B. "Comanche" und "Rock'N Roll Lifestyle" vom ersten ) mehr oder weniger gut abgedeckt, es gibt zwar keinerlei Überraschungen, aber wieso auch, kann man das Bekannte doch immer und immer wieder hören. Nach 75 Minuten verlässt die Band die Bühne, um mit "No Phone", "Daria" und "I will survive" nochmal ein paar amtliche Zugaben zu geben.
Schönes Konzert, zugeben, nebenbei auch noch ziemlich informativ [positiv/Entstehungsgeschichten zu Songs und einige Denkanstösse/negativ/Schrulligkeit des Herren Frontmanns]. Also ich würde wieder hingehen. Das nächste Mal aber bitte auch "Friend is a four letter word" oder "Long line of cars" spielen.
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