2010/12/15

[Konzerte] Groezrock - 28.04. bis 29.04.2007 - Merhout/Belgien

Leicht alkoholisiert und mit extrem langen Armen stehen wir am Eingang und entern den Campingplatz. Gleich zu Beginn macht sich ein Manko bemerkbar, dass vor Allem in den kommenden zwei Tagen besonders auffällt. Mülleimer sucht man vergebens, auch angeblich angekündigte Müllsäcke am Eingang gibt es nicht. Der Campingplatz selbst ist eine umgemodelte Kuhweide. Stacheldraht inklusive. In Blicknähe befinden sich Toilettenhäuschen, Duschen, Waschwassertanks und über das kleine Wäldchen lugen die roten Zinnen der überdachten Bühnen. Eine eigens eingerichtete Barbecue-Area (hört sich extrem cool an, ist aber nur ein Stück abgegrenzte Wiese gewesen) rundet den Zeltplatz ab.

Freitag ist vom Programm her der lowere Tag und wir gönnen uns vorerst einmal einen kleinen Rundgang über das Gelände. Etwas umständlich, aber im Grunde gut durchdacht, ist der Getränke- und Essenscouponstand, der, wenn man erst einmal in Besitz der Marken ist, an den eigentlichen Fressbuden für schnelle Bedienung sorgt. Die Preise halten sich gerade bei den Getränken im Rahmen. Umgerechnet 1,66 € für ein eiskaltes 0,25 Bier gehen spätestens dann voll in Ordnung wenn die mitgebrachten Getränke die gefühlte Außentemperatur annehmen.
Gegen 18 Uhr 30 eröffnen „Enter Shikari“ die „We rock Stage“. Die extrem junge Band kommen mit ihrem Screamogedöns gut beim Publikum an. Ausser einigen Elektro- und Technoversatzstücken zu Beginn der Songs, die sich anhören als hätte sich ein gewisser H.P. Baxter auf die Bühne verirrt,  ist „Enter Shikari“ jedoch nur mässig originell. Außerdem gehören dem Sänger und Drummer gehörig mal eine gewatscht. Und zwar für extremes Posing auf der Bühne. 
Schließlich checken wir mal die Barbecuezone um später frisch gestärkt zu „No turning back“ an der zweiten Bühne zu sein. Hier wird ein Hardcoregebrutzel mit clichéhaften Ansagen angeboten, dass nach Biohazard mit extrem!!! angepissten Evan Seinfeld klingt.
„Motion City Soundtrack“ lassen es eher ruhiger angehen, gefallen jedoch mit gutem Rock und symphatischen Sänger, nur der Keyboarder macht den Affen. Scheint jetzt in Mode zu sein. Mit einigen Songs von „Caliban“, die später angeblich noch mit einem Stromausfall zu kämpfen hatten, lassen wir den Tag ausklingen.

Der Samstag beginnt für uns mit einer Expedition in der örtlichen Supermarkt von Meerhout. Beim Rundgang durch den Ort fallen die vielen runtergelassenen Rollläden auf, überhaupt sieht man nur sehr wenige Menschen, die nach Ureinwohner aussehen. Die Gewalt über den kleinen Ort haben an diesem Wochenende eindeutig die Gäste, jedoch nicht über den Supermarkt, der garantiert mehr Umsatz als im gesamten restlichen Jahr macht. Hier steht brav eine Schlange und wartet artig bis das Personal immer wieder kleine Grüppchen einlässt.

Am Campingplatz recken sich alle Köpfe in Richtung der Duschen. Eine dicke Rauchwolke steigt auf, Flammen schlagen hoch. Und eine Viertelstunde  später stehen nurnoch verkohlte Überreste der einstigen Nasszellen. Die Belgier lassen sich echt was einfallen um ihre Gäste zu amüsieren.

Rechtzeitig zu  „ The Ataris“ sind wir wieder unter dem schützenden Bühnenzelt und bewundern im Anschluss „Deadline“, die mir in jedem Plattenladen bisher eher dadurch auffielen, dass sie bei einem Plattenlabel mit dem dämlichen Namen „Captn Oi“ waren. Die Sängerin der Band sieht gut aus(?) und kann singen. Die Band jedoch hat entweder nen miesen Tag oder aber der Tontechniker pennt. Der Sound klingt stark breiig. Und endlich geht es mit den „Mad Caddies“ in die vollen. Die Jungs, die an diesem Wochenende ihr neues Album veröffentlichen sind ein extrem symphatischer Haufen und verbreiten mit ihrem Sound gute Laune im Publikum. Daumen Hoch.

„Rise against“ überzeugen, bei „Lagwagon“ brodelt das Zelt und spätestens bei „May 16“ rasten die Leute aus.  Und fast zu guter letzt kommt noch jene Band an die Reihe, die für mich der eigentliche Headliner dieses Festivals sind. „Jimmy Eat World“. Zu Beginn fehlt bei „Bleed American“ zwar der Gesang, aber kaum ist Jim Adkins wieder zu hören geht die Party. Meiner bescheidenen Meinung nach werden zwei neue Songs vom im September erscheinenden Album gespielt. Die Stunde Spielzeit ist wie bei jeder guten Band leider viel zu schnell zu Ende. Die „Lost Prophets“ die offizieller Headliner sind, haben arge Probleme mit  dem etwas demotivierten Publikum, sind aber auch eher unsymphatisch. Allen Anfeuerungen zum Trotz bleibt die Stimmung verhalten.

Fazit: Ein wirklich gut organisiertes Festival, sei es nun im Sanitärbereich, Fressbuden, Umbaupausen, Bühnen, Einlasskontrollen. Nie gab es wirklich lange Warteschlangen, die Klos, von denen jedoch eine Menge vorhanden waren, wurden anscheinend jedoch nicht ausgepumpt, was gerade am Sonntag für eklige Überraschungen sorgte. Wenn man dann noch die Müllsituation berücksichtigt fehlt es den Veranstaltern wirklich nur an Erfahrung mit der Entsorgung, der Rest schien problemlos zu funktionieren. Laut Ansage waren 20000 Besucher auf dem Festival, nie erschien es einem jedoch übertrieben voll. Also Leute, für diejenigen, die ihren Schwerpunkt eindeutig auf Hardcore legen, ist dieses Festival sehr zu empfehlen. Zumal es nach Belgien auch nicht wirklich weit ist.

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