2010/12/15

[Konzerte] Johnny Foreigner - 04.06.2008 - Support: Dananananaykroyd, Minnaars, Ox.Eagle.Lion.Man - Sumo/Leicester


Nicht eine. Nicht zwei. Nicht drei. Sondern vier grandiose Bands an einem Abend. Ist das ein kleines Festival? Nein, natürlich nicht. Einfach mal wieder ein normales Konzert mit drei hervorragenden Appetizern und einem hervorragendem Hauptgericht. Ich liebe England in dieser Hinsicht. Und was machen die Engländer? Die sind so verwöhnt, dass der kleine Konzertsaal in den Katakomben des Sumo nicht mal halbgefüllt ist. Geradezu beschämend. Den Anfang machten Minnaars. Diese lokale Band aus Leicester könnte man als Kopie von Foals abstempeln. Aber das soll weiß Gott nicht negativ klingen. Dieser Math-Rock oder Prog-Rock oder Wie-auch-immer-Rock ist nun mal gerade angesagt und sie machen ihre Sache mehr als gut. Amüsant ist nur, dass selbst Gitarrenhaltung, Gestik und Mimik den wahrscheinlichen Vorbildern von Foals abgeschaut worden. Wenn hier noch ein bisschen mehr Eigenidentität eingebaut wird kann das definitiv was werden.

Danananananaykroyd. Der zweite Streich. Und ist das jetzt richtig geschrieben? Oder fehlt ein „na“? Es ist fast unmöglich diese Band auf Anhieb bei Google oder myspace zu finden. Denn immer fehlt ein „na“ oder es ist eines zuviel? Der Name ist also schon mal äußerst einprägsam und imposant. Aber ist das auch die Band? Die hat vorneweg erwähnt fast genauso so viele Bandmitglieder wie „na’s“ in ihrem Namen. Auf der Bühne tummeln sich circa acht Menschen (diese Zahl variiert während des Konzerts), die enorm viel Spaß an dem haben was sie tun. Ihr Screamo-Britpop (habe ich gerade eine neue Schublade erfunden?) kommt ziemlich ungestüm daher und der Sänger und Gitarrist verirren sich ein um das andere Mal ins Publikum, um dort auf den Boden die ein oder andere artistische Einlage zu vollführen. Und auch die zwei Schlagzeuger (2) sind ziemlich ungewöhnlich aber irgendwie imponierend. Diese Band lebt ihren Auftritt. Im wahrsten Sinne des Wortes. We love to entertain you.

Ox.Eagle.Lion.Man. Noch so ein komischer Bandname. Die Mitglieder der Band aus London sehen so aus, als ob sie sich in der Informatikbibliothek irgendeiner Universität kennengelernt hätten. Hornbrillen helau. Auf Coolness wird hier nichts gegeben. Äußerst sympathisch. Den Sound dieser Band zu beschreiben ist nicht einfach, weshalb ich mich der myspace-Charakterisierung anvertraue: Melodramatischer Popsong. Ach, wie stimmt das. Tracks wie „The Drowned And The Save“ und „Thanatos“ sind extravagant und pompös. Der Leadsinger Frederick Blood-Royale setzt dem ganzen mit seiner markanten Bassstimme noch den Hut auf. Das ganze erinnert ein bisschen an Muse mit Geisterbahnmusik vermischt. Eigenartig gut.

Johnny Foreigner aus Birmingham konnten ein paar Tage vor diesem Auftritt den Release ihres Debüts „Waited Up Til It Was Light“ feiern. Dieses Schmucktück vereint Geschwindigkeit mit Pop und erinnert an Los Campesinos! auf Drogen. Und auch live sind sie genauso sympathisch ungeschliffen und aufs wesentliche reduziert wie auf ihrem Album. Das wundervolle „Eyes Wide Terrified“ kann sich das Etikett Höhepunkt anheften. „Your Life Is A Song / But Not This One…“. Wenn Alexei Berrow diese Zeilen singt und Bassistin Kelly Southern ein  „Sure“ nachhaucht ist es um den Zuhörer geschehen. Aber eigentlich stehen die anderen Songs diesem in nichts nach. „Sometimes In The Bullring“, „Lea Room“, „Our Bipolar Friends“ und so weiter und so fort. Wie ein Indie-Pop Monster, das seit Jahren in einem Käfig eingesperrt ist und jetzt endlich draußen ist. Wuchtig, ungebändigt und ungestüm. Nach knappen fünfundvierzig Minuten muss das Monster jedoch wieder in den Käfig und in die nächste Stadt gekarrt werden. Ganz großes Kino.

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