2010/12/15

[Konzerte] Selig - 28.09.2009 - Support: Fehlanzeige - Schlachthof/Wiesbaden

Lange Zeit hatte ich mich ärgern dürfen. Selig eine Band, deren Höhepunkte ich nur verschwommen wahrgenommen hatte. Ist es wichtig war damals im Jahre 1995 ein kleiner Hit für mich. Schließlich verlor ich die Band wieder aus den Augen, bis im Frühjahr 2004 eine Combo namens Zinoba auf einer kleinen Clubtour durch die Republik tingelte. Kopf und Sänger der Band war kein geringerer als Jan Plewka, Sänger von den mittlerweile seit einigen Jahren aufgelösten Selig. Das Album Zinoba der gleichnamigen Band, schlug bei mir ein wie eine Bombe und plötzlich war das Interesse an Selig wieder da. Seitdem verging kaum eine Woche in der ich nicht mindestens einmal daran dachte, eine großartige Band verpasst zu haben.

Umso größer war die Freude als die fünf Hamburger Mitte 2008 ihre Reunion verkündeten. Neues Album, neue Tour, neue Chance, neues Glück.

Das Album Und endlich unendlich stand etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Traumhaft schöne Songs wechseln sich mit einigen durchschnittlichen ab. Selig nicht live zu erleben, kam für mich jedoch keineswegs in Frage. Und jetzt sollte es soweit sein.

Am 28.09.2009 gastiert die Band im Wiesbadener Schlachthof. Schnörkellos ohne Vorband.
Auf der Bühne thronen drei Stehlampen und ein mit Zebrafell bespanntes Keyboard. Gitarrist Christian Neander spielt die ersten Akkorde. Ausgerechnet Ist es wichtig. Jan Plewka hüpft im hautengen Goldoberteil über die Bühne. Das Publikum, dessen Altersschnitt bei Mitte 30 liegt, rastet in dem Maße aus, wie es sich für einen guten, deutschen Mittdreißiger gehört.
Es folgt ein weiterer alter Kracher. Hey, hey, hey. Gefolgt von zwei Songs des neuen Album Du siehst gut aus und Schau schau. Live kann man den nahtlosen Übergang der alten Sachen zum 2009er Werk gut nachvollziehen. Alles wie geplant, alles wie es soll.
Der Klatscheffekt bei Kleine Schwester kommt mit einem großen Publikum mehr als gut. Sie hat geschrien, Mädchen auf dem Dach, High, Lass mich rein, Ich fall in deine Arme.
Zwischen den Liedern macht Plewka lange ansagen, wie ich sie von diversen Zinoba und Tempeau Konzerten gewöhnt bin. Er erzählt Anekdoten über Bandmitglieder, die von der Tour nach Hause kommen, ihre Freundin im Bett mit einem Anderen erwischen und den Kindern, die sie nicht erkennen, nichts außer ein paar Hotellatschen mitgebracht haben. Die Besten wird mit einer selbstkritischen Aussage zur angespannten Situation der Band eingeleitet, die schließlich zur Auflösung der Band führte.

Die Bühne wird während der Songs von drehbaren Vorhängen mit LED-Lichtern erhellt. Ohne große Technik werden alle Songs ideal in Szene gesetzt. Der Band macht der Abend sichtlich Spaß. Dem Publikum auch…sollte man meinen. Denn nur das erste Drittel ist mit voller Leidenschaft dabei. Hinten wird dann eher mal geklatscht und mit dem Kopf genickt. 
Wir werden uns wiedersehen hallt durch den Schlachthof und beendet den regulären Teil des Sets.

„Dieses Biest ist frei“
. Was auch ohne weiteres auf die Energie der Band übertragbar ist, skandiert Plewka bei Arsch einer Göttin, dem ersten Stück im Zugabenteil. Ja, und dann kam es. Die Geisel der Band. Plötzlich waren alles Anwesenden wieder bei der Sache. Herzschmerz bei Ohne dich. Und schwupps enden die Zugaben schon wieder. Das Publikum lässt sich nicht lange bitten und verlangt weitere Zugaben. Zugaben, die es auch bekommt. Immer wieder und Wenn ich wollte. Letzteres überrascht mit einem extrem schleppenden und heavy Groove. Und zu guter oder sollte ich sagen bester Letzt, spielen sie Traumfenster. „Zwischen Zeichen und Schatten und Zwischenräumen….über Berge, Zeit und Raum…“. Ok, möge kommen was da will. Besser wird’s nicht. Die letzten Töne von Traumfenster begleiten mich aus der Halle.
Ein Jugendtraum geht an diesem Abend für mich mit diesem grandiosen Konzert in Erfüllung. Da ist es mir auch total schnurz, dass das Publikum nur auf Aufforderung Stimmung machte. Wenn es jedem so ging wie mir, dann sei das jedem einzelnen verziehen.

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