2010/12/14

[Konzerte] Agnostic Front - 12.07.2006 - Support: 46million Dollars/First Blood - Centralstation/Darmstadt

Agnostic Front in der Centralstation? Passt das überhaupt? Geht das gut? Eigentlich erwartet man diese Band ja in kleinen, dreckigen Clubs, wo sich die Energie der Truppe um Vinnie und Roger auch leicht auf die Zuschauer übertragen lässt. Umso größer waren die Zweifel, ob das Ganze an diesem Abend gut gehen würde. Naja lassen wir uns mal überraschen und machen wir uns auf den Weg nach Darmstadt. 
An der Centralstation angekommen, wird einem Mal wieder klar, daß es immer noch eine ganze Menge "älterer" Herren und Damen gibt, die den Weg zu einem AF-Gig in Kauf nehmen, um die Götter ihrer Jugend - wenn auch mit stänig wechselndem Lineup - noch einmal erleben zu dürfen. In der Halle war noch nicht viel los, als gegen 21 Uhr die erste Vorband des Abends auf die Bühne kam. 47million Dollars, die Lokalmatadore aus Darmstadt, die mit Hardcore - und deutschen Texten - zu überzeugen versuchten - sollten also den Anfang machen. Die Band hatte scheinbar einige ortsansässige Fans mitgebracht bzw. angelockt und so fanden sich vor der Bühne ganze 5 Leute ein, die mit ein bisschen rumgepoge Aufsehen zu erregen versuchten. Gezockt wurden unter anderem die Tracks "Was uns nicht tötet", "Kleingeist" und "Kein Kraut gewachsen" wobei man jedoch den Unterschied zwischen deutschen und englischen Texten nicht wirklich ausmachen konnte. Mein Nachbar fiel bei einem Blick in Richtung des Sängers gleich der Vergleich mit einem Frankfurter Assi-Türsteher ein, obwohl hier keineswegs in Tough-Guy Manier aufgescheppt wurde. Insgesamt konnten die Locals somit durchaus überzeugen und passten musikalisch gesehen ziemlich gut ins Programm.

Als nächstes waren dann First blood aus San Francisco an der Reihe. Die Truppe, die den Headliner auf dem Großteil ihrer Tour begleitet war nicht sehr angetan von der Passivität der Zuschauer. Desöfteren versuchte man die lahme Menge ins Rollen zu bringen, jedoch ohne Erfolg. Aus dem 5er Moshpit war mitlerweile ein beachtlicher 7-Mann Haufen geworden und da kamen die kläglichen Verusche des Sängers einen Circle-Pit zu starten doch etwas verzweifelt daher. An sich ein solides Set einer soliden Band, die ja schon Toursupporterfahrungen bei Ignite, Comeback Kid und Sick Of It All sammeln konnte. Ging eigentlich schon eher in die Mongo Tough-Shit Ecke, trotzdem kamen die Jungs extrem sympatisch rüber.

Nach sehr kurzer Umbauphase machte sich dann schließlich der Headliner auf die Bühne. Vor der Bühne hatte sich mittlerweile ein riesig klaffendes Loch gebildet und Roger Miret wirkte sichtlich überrascht , denn scheinbar schien das New-Yorker Urgestein mit seiner Kapelle ordentlich Angst und Schrecken zu verbreiten. Anders konnte die riesige klaffende Kuhle vor der Bühne nicht zu interpretiren sein. Los ging es mit "Pride, faith, respect" und es folgten größtenteils Lieder vom aktuellen Longplayer. Bei "Crucified" und "Gotta go" trauten sich dann die ersten Zuschauer einige Schritte in Richtung Bühne zu setzen und diesen Moment veruschte die Band geschickt auszunutzen und schob im Anschluss direkt den nächsten Klassiker "Riot riot upstart" hinterher. Zwischendurch wurden noch "Still here", "Hardcore (The definition), "Peace" (zusammen mit dem First blood-Sänger) und ältere Hits wie "The eliminator" und natürlich "Victim in pain" zum Besten gegeben. Irgendwann machte sich die Band dann von der Bühne, ehe Vinnie Stigma wieder on Top erschien und mit seiner Proll-Performance "Pauly the dog" sein Können als Alleinunterhalter zum Besten gab. Anschließend enterte auch der Rest der Truppe wieder die Bretter, um auch direkt nach einer Zugabe endgültig hinter der Bühne zu verschwinden.

Nach etwas mehr als 60 Minuten war also Finito und die Enttäuschung war vielen Zuschauern deutlich anzusehen. Es hatte sich das angekündigt, was mir Bassist Mike Gallo zuvor prophezeit hatte, nachdem er die Stimmung der Zuschauer bereits bei den Vorbands betrachten konnte: "Wie lange wir spielen, hängt heute Abend ganz von der Stimmung der Zuschauer ab." Damit dürfte im Nachhinein das Problem der Spiellänge schonmal geklärt sein - der schwarze Peter wurde also gekonnt den Zuschauern zugeschoben.

Fazit: Gute Live-Show, dicker Sound - aber ein viel zu lasches und apathisches Publikum, was sich natürlich auch auf die Band und ihre Spielzeit übertrug. Der Laden ist einfach nicht für ein Konzert gemacht, was von Clubtourrahmen lebt. Schade eigentlich, aber das Tourbookingmanagement hätte dies durchaus wissen müssen.

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