2010/12/18

[Interviews] Felix Wickmann

Im Mai 2009 erschien über das aufstrebende Label Waggle-Daggle Records die Debüt-EP „Dry Hands“ des schwedischen Akustikmusikers Felix Wickman. In musikalischer Hinsicht war ich schnell verliebt und als sich schließlich Frankfurt unter den Tourterminen wiederfand, war die Vorfreude immens. Währen konnte sie jedoch nur für kurze Dauer.

Ein krankheitsbedingter Ausfall meinerseits hinderte mich schließlich Ende Oktober im Frankfurter Clubkeller das bereits vereinbarte Interview durchzuführen und mir die Liveumsetzung der Platte anzuschauen. Kurzerhand entschied man sich dennoch dafür, das persönliche Gespräch durch einen kleinen Emailplausch zu ersetzen.
Die Aussagekraft der Antworten von Felix schmälert diese Form des Gesprächs jedoch keineswegs und somit gibt es ab hier das Ergebnis unser beider Fingerarbeit.

Hey Felix. Könntest du dich zuerst einmal vorstellen? Woher kommst du und was für Musik machst du derzeitig?
Geboren und aufgewachsen bin ich in Stockholm, Schweden und derzeitig stehe ich am Anfang eines Soloprojektes, was größtenteils auf Musik meiner Akustikgitarre basiert, jedoch schon ein wenig in die experimentelle Richtung geht.

Du bist vor einigen Wochen durch Deutschland getourt. Wie bewertest du die Rückmeldung, die du seitens des Publikums erhalten hast?
Es war eine großartige Tour, auf der meine Band und ich wirklich die Liebe vom Publikum gespürt haben. Alle schienen Gefallen an der Liveshow gefunden zu haben, obwohl sich meine Musik live doch sehr oft von der meiner EP unterscheidet.

Innerhalb von drei Tagen habt ihr zwei Shows in Berlin gespielt. Wie hat dir die Stadt gefallen?
Es fällt mir prinzipiell immer schwer ein Gefühl von den Städten zu bekommen, in denen ich mich auf Tour aufhalte, da wir sie immer nur für eine sehr kurze Zeit besuchen. Aber in Berlin waren wir schließlich ganze vier Tage und liebten es. Es ist eine richtige Metropole wie Paris oder New York und in eben einer solchen Umgebung fühle ich mich gewissermaßen zu Hause. Freiburg war auch eine weitere Stadt, die ich ein wenig intensiver erkunden durfte und sie war ebenfalls wunderschön.

Warum habt ihr eigentlich in so kurzer Zeit zwei Mal in Berlin Halt gemacht?
Ich denke der Grund war so viele Gigs in Kürze wie möglich zu spielen. Und genau das wurde uns in Berlin ermöglicht.

Ihr habt einige Shows zusammen mit der schwedischen Band The Upallnights gespielt, die ebenfalls aus Schweden kommen. Hattest du vor der Tour schon eine Verbindung zu ihnen?
Nein. Es war das erste Mal, dass ich sie treffen und live sehen durfte. Sie waren wirklich gut und sind eine richtige schwedische Rockband mit einer Menge Energie auf der Bühne.

Da es mir leider nicht gelang auf einer eurer Shows zu sein, bin ich natürlich neugierig, wie du deine Songs live herübergebracht hast. Wurdest du von einer Band begleitet, oder hast du völlig allein gespielt?
Ich habe zusammen mit meiner wunderbaren Band gespielt, die aus Linda Fridblom (Keyboards/Akkordeon/Effekte), Andreas Boström (Bass) und Johan Wahlgren (Drums) besteht. Ich selbst spiele Gitarre, wenn man mich lässt…

Wie wäre es für dich, wenn du deine Musik völlig alleine darbieten müsstest? Glaubst du, dass es die Vielfältigkeit und den Umfang deiner Musik schmälern würde?
Ja, des denke ich. Ich möchte nicht der einsame Trauerkloß mit der Gitarre auf der Bühne sein, sondern einfach immer meine Band mitbringen. Jedenfalls ist es derzeitig so. Vielleicht werde ich ja in Zukunft einmal etwas völlig alleine machen, aber das glaube ich nicht.

Ich habe vor einigen Wochen mit Scraps of Tape aus Malmö, Schweden gesprochen und sie haben sich sehr darüber aufgeregt, dass es neuen und jungen Bands so schwer gemacht wird, Konzerte in Schweden zu spielen. Das war für sie auch der Grund, warum sie nicht so oft in Schweden spielen. Kennst du dieses Problem?
Es kann schon sehr schwer sein gute Gigs in Schweden zu finden, denke ich. Das Problem ist, dass es mehr gute Bands in Schweden gibt, als Bühnen auf denen sie spielen könnten. Wir sind nun einmal ein kleines Land, in jeder Gitarre spielen kann.

Wann hast du eigentlich zum ersten Mal bemerkt, dass du gerne Musik machen möchtest?
Ich schätze, dass ich das schon eine sehr lange Zeit mit mir herumgetragen habe, aber nicht wusste wie ich es anstellen soll. Mittlerweile beginne ich jedoch zu verstehen, wie ich die Klänge aus meinem Kopf auch auf Platte bringen kann. Ich wollte das nie als Singer/Songwriter machen, da ich diese Bezeichnung auf irgendeine Art und Weise nicht mag. Ich denke, dass diese Zuschreibung Leuten immer schon genau sagt, was für eine Form der Musik ich mache. Auch wenn ich mich selbst überhaupt nicht als Singer/Songwriter sehe, obwohl jeder andere das scheinbar meint…


Warst du zuvor eigentlich in anderen Bands, bevor du dein (Solo-)Projekt gestartet hast?
Seit ich 18 bin habe ich in einer Band gespielt, die sich Toffe På Bas nennt. Ich war auch stets in weiteren Projekten eingespannt. Als sich jedoch all das ein wenig verflacht hat, habe ich mehr Zeit gefunden an meinem eigenen Material zu arbeiten.

Welche Musiker würdest du als musikalische und persönliche Inspiration bezeichnen?
PJ Harvey, Thåström, Thom Yorke und Nick Cave waren immer ein Teil meiner Musik und meines Lebens. Zurzeit höre ich sehr viele Bands wie The National, Fleet Foxes, Cold War Kids oder At the drive-in.

Auf deiner derzeitigen EP „Dry Hands“ lassen sich 6 Stücke finden. Hattest du diese Lieder schon lange fertig, oder sind sie über einen langen Zeitraum entstanden?
Ja, also sowohl das schreiben, als auch das Aufnehmen hat mich sehr viel Zeit gekostet. Ich habe die ersten Stücke im Frühjahr 2007 geschrieben.

Welchen Teil nimmt das Schreiben von Texten in vergangenen und gegenwärtigen Leben ein? Ist es für dich eine Form der Therapie oder eher „nur“ ein kreativer Output?
Für mich war das Schreiben von Texten immer sehr wichtig und ich habe schon immer hier und da mal ein wenig etwas niedergeschrieben. Es ist ein großartiges Gefühl seine Gedanken und Worte aus dem System heraus auf etwas anderes zu übertragen. Sei es eine Person oder ein Stück Papier. Ich muss dies einfach tun, da ich nicht weiß was sonst passieren würde. Und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.

Was kann man in der nahen Zukunft von Felix Wickman erwarten? Arbeitest du schon an einem Album?
Ich fange tatsächlich diesen Monat damit an neues Material aufzunehmen und hoffe, dass die neue Platte im Jahre 2010 erscheint.

Vielen Dank für Antworten und jetzt schon einmal viel Erfolg für die Zukunft.

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