2010/12/18

[Interviews] Morning Boy

Kurz vor ihrem Auftritt im Rahmen des Big Bum Chak-Festivals in den Rödelheimer Hazelwood-Studios wurden mir die vier lustigen Musikanten von Morning Boy für einen kleinen Plausch zur Verfügung gestellt. Die abgetippte Version des Gesprächs über uncoole Bandnamen, die Musikszene in Frankfurt, den musikalischen Tanz auf zwei Hochzeiten und nicht zuletzt über ihr in naher Zukunft erscheinendes Album ist ab sofort einsehbar. Viel Spaß damit.

Könntet ihr euch vielleicht zuerst einmal vorstellen? Band und die jeweiligen Mitglieder am Besten.
Simon: Hi, wir sind Morning Boy. Ich bin der Simon und spiele hier seit einem halben Jahr Schlagzeug.
Jörg: Ich bin der Jörg, spiele Gitarre und singe.
Christian: Ich heiße Christian und spiele E-Bass.
Patrick: Ich heiße Patrick und spiele seit zwei Jahren Keyboard und Gitarre in der Band.

Ihr hab ja vor nicht allzu langer Zeit euren alten Namen The Stonepines abgelegt. Aus welchem Grund habt ihr das gemacht?
P: Weil Stonepines scheiße war (lacht).
C: Nein, wir haben natürlich einen kompletten musikalischen Wandel vollzogen und dementsprechend musste auch der Name weg.
P: Und wir hatten vor allem personelle Umstrukturierungen.

Also das war dann quasi ein Neuanfang mit neuem Namen?
P: Ja, es war dann eigentlich eine neue Band.
C: Genau, es war eine neue Band. Wir haben quasi zusammen gespielt, als Band zusammengefunden und dann unter dem Namen Morning Boy neu angefangen.

Wie ist diese personelle Umstrukturierung abgelaufen? Wer ist da ausgestiegen und wer ist dazugekommen?
C: Wir hatten mal einen Sänger und von dem haben wir uns getrennt. So war das.

Ok. Merkt ihr, dass es irgend einen positiven Effekt hatte, den Namen zu ändern?
P: Ja, das mit dem Namen hat auf jeden Fall etwas gebracht, da es jetzt einfach etwas ganz neues ist.

Ihr seid dann ja auch relativ schnell bei Waggle-Daggle untergekommen? Fühlt ihr euch dort wohl?
C: Ja, es ist schön (lacht).
S: Also bei Waggle-Daggle ist es einfach eher so eine familiäre Sache. Man arbeitet sehr stark Hand in Hand, telefoniert viel miteinander und wenn nicht, dann gibt es gleich auf die Mütze (lacht). Man arbeitet wirklich stark zusammen und man kann es sich nicht so vorstellen, wie bei einem anderen, großen Label. Mehr als eine Gemeinschaft zweier Parteien, die beide etwas erreichen wollen – und Waggle-Daggle ist jetzt ja auch nicht so groß.

Also fühlt ihr euch dort schon sehr gut aufgehoben, auch was den Support angeht?
S: Ja, auf jeden Fall. Die stehen auch, was die Bands angeht, total dahinter und lieben die Musik und machen einfach viel. Klar, man versucht dann ja auch größere Labels an Land zu ziehen, wenn man ein neues Album veröffentlicht und da ist Waggle-Daggle auch mit dabei. Die suchen quasi mit, wollen uns auch fördern und würden uns da auch nicht im Weg stehen.

Auf Myspace habt ihr stehen, dass sich nach der Veröffentlichung eurer EP und dem Vertrag mit Waggle-Daggle euer Kosmos auf den Kopf gestellt hat…
C: Ja, also für uns wurde auf einmal klar, dass wir jetzt die Chance haben das ambitioniert zu betreiben und dass wir jetzt die Rückendeckung haben und wissen dass es einfach ankommt. Und allein dadurch hat sich schon einiges getan. Erst die Veröffentlichung der EP, und dann kam ja auch kurz danach, wie schon gesagt, der Vertrag mit Waggle-Daggle zustande. In dieser kurzen Zeit hat sich einfach viel für uns getan.

Also ist für euch eigentlich schon so ein Traum in Erfüllung gegangen?
C: Naja, am Traum arbeiten wir zurzeit noch. Es war für uns aber auf jeden Fall ein guter Schritt.

Anfang 2010 kommt das neue Album von euch heraus.
C: Naja, ein bisschen später wird es werden.
S: Da werden wir es wohl aufnehmen und im Sommer oder Herbst wird es herauskommen.

Wie sieht da die Vorbereitung bei euch aus? Habt ihr da schon feste Stücke, die auf jeden Fall draufkommen?
S: Ja, auf jeden Fall. Wir müssen jetzt noch das nächste halbe Jahr gut Songs schreiben, damit wir auch ein wenig Auswahl haben. Also zehn neue Stücke müssen es schon sein, damit wir später dann 15 Stück auf dem Album haben.

Also ihr habt jetzt nicht wirklich Stress im Nacken, was den Termin angeht?
S: Nein. Also wir haben uns gesagt: Wir machen erst dann ein Album, wenn wir uns auch danach fühlen und jetzt ist eigentlich soweit.

Was würdet ihr sagen, was euch persönlich und als Band musikalisch beeinflusst? Ihr hört ja privat sicherlich sehr unterschiedliche Musik:
S: Ja, also es gibt schon sehr viele Gemeinsamkeiten, da wir eigentlich alle ziemlich denselben Geschmack haben.  Ich habe halt früher ziemlich viel Metal gehört, aber man findet eigentlich alles gut, da jede Musik doch irgendwie gut ist.
C: Wir sind alle riesengroße Beatlesfans, was auch auf jeden Fall auf die Melodieführung zurückzuführen ist. Vom Sound her wird das Album ein wenig New Wave-mäßig, also von Joy Division oder auch U2 beeinflusst.
S: Ja, auf jeden Fall. Ich bin auch bei meinem Schlagzeugspiel zudem sehr von der Musik der Neunziger beeinflusst. Alles, was man so eben in der Jugend gehört hat.

Hat sich da seit eurer EP etwas geändert, was die musikalische Ausrichtung angeht? Was vielleicht auch das kommende Album mit beeinflusst hat?
S: Also es ist auf jeden Fall beatlastiger geworden.
C: Die CD wird sich auf jeden Fall sehr von der EP unterscheiden. All your sorrows ist zum Beispiel ein Song, da kann man sich ungefähr dran orientieren.

Liegt das vielleicht auch daran, dass ihr in dem Entstehungsprozess einfach ganz andere Musik gehört habt, oder ist das einfach nur ein Reifeprozess?
C: Ja, das hat sicherlich damit zu tun. Aber es sind sicherlich viele Komponenten, die eine Rolle spielen. Sicherlich auch, weil wir neue Musik entdeckt haben. Ich weiß aber eigentlich gar nicht, was da jetzt alles genau eine Rolle spielt.

Anfang des Monats habt ihr in Berlin gespielt. Wie seid ihr an den Gig gekommen?
S: Oh, je. Das ist eine ganz schwierige Geschichte.
C: Ich glaube, wir werden verklagt, wenn wir die Geschichte jetzt auspacken (Gelächter). Also lassen wir das mal.

Seid ihr denn mit der Szene hier in Frankfurt und Rhein-Main zufrieden, was die musikalische Unterstützung angeht? Berlin spielt da ja in einer ganz anderen Liga und ihr seid da jetzt ja vielleicht in der Lage Vergleiche zu ziehen.
S: In Frankfurt ist es sehr, sehr, sehr schwer für Bands, da hier nichts gefördert wird. Es gibt hier nur eine sehr kleine Szene im Vergleich zu anderen Städten und vergleichsweise auch sehr wenige gute Bands.
C: Es ist aber auch so, dass es zwischen den Bands hier eine sehr gute Gemeinschaft gibt. Man kennt sich untereinander, unterstützt sich gegenseitig und besucht die Konzerte der anderen Bands. Trotzdem ist Frankfurt, was die Kulturförderung angeht, schon wirklich ein Witz. Aber es hat irgendwie auch eine sehr schöne Atmosphäre. In der Zeit, als unser ehemaliger Schlagzeuger ausgestiegen ist, hatten wir drei oder vier Konzerte wo Simon noch nicht mitspielen konnte, weil das alles sehr kurzfristig war. Damals sind ohne Probleme von zwei befreundeten Bands die Schlagzeuger bei uns eingestiegen und haben die Konzerte mit uns gespielt. Also es ist wirklich ein Geben und Nehmen.

Simon, du hast ja auch zeitweise bei Verlen gespielt, oder?
S: Immer noch, ja.

Also hast du jetzt quasi zwei Bands. Klappt das?
S: Ja, das klappt. Ich hatte vorher mindestens drei Bands und zwei sind jetzt quasi davon auf Eis. Jetzt habe 
ich immer noch zwei. Mit dreien war das in Ordnung, weil die anderen beiden davon nicht wirklich viel unterwegs waren und im Moment geht das schon. Dadurch, dass ich das quasi ja auch mehr oder weniger beruflich mache, geht das in Ordnung.

Mit Verlen scheint ja schon eine Verbindung da zu sein. Jörg (Sänger und Gitarrist von Morning Boy), war ja auch in Gießen bei dem Verlen-Auftritt als Support am Start.
J: Ja, stimmt.
S: Also ich würde sagen, seit etwa einem Jahr sind wir mit den von Verlen „Per du“ (lacht). Der Jörg kommt bei Verlen auch fast immer als Backliner mit und hilft denen. Und genau so kommt der Joel (von Verlen) bei uns immer mal mit. Also Verlen und Morning Boy ist schon eher so eine Gemeinschaft. Das liegt jetzt nicht daran, dass ich beiden Bands spiele, sondern das war auch schon vorher so.
C: Wir sind auf jeden Fall eng miteinander befreundet.

Wie stellt ihr euch so die Zukunft vor? 2010 kommt dann das Album und  zusätzlich folgen dann ja noch einige Auftritte. Habt ihr noch irgendwelche Wünsche?
J: Ja, neue Gitarren und Geld.
C: Ja, also wir versuchen jetzt eben eine bestmögliche Platte aufzunehmen und wir arbeiten daran, dass die von möglichst vielen Leuten gehört wird. Das ist so ziemlich das, was wir uns so erhoffen.

Dann wären wir auch schon am Ende. Ich danke euch vielmals, dass ihr euch Zeit genommen habt.

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