2010/12/18

[Interviews] The Ghost Of A Thousand

Vor wenigen Monaten brachten The Ghost of a Thousand aus Brighton in Großbritannien mit New Hope New Demonstrations ihren zweiten Langspieler auf den Markt. Ein durchgängiger Slot bei der Eastpack Antidote Tour 2009 war da natürlich ein willkommenes Geschenk, um die neuen Töne in fast ganz Europa bekannt zu machen. Wir trafen Sänger Tom in Wiesbaden und löcherten einfach mal drauf los.

Image Schriftlich vereinbarte Interviewtermine ohne feste „Sprechzeiten“ birgen ja immer ein gewisses Maß an Versagungspotential in sich. Mal wird ein Interview kurzerhand abgeblasen, mal einfach vergessen und manchmal hat eine Band nach der Show einfach keinen wirklichen Bock mehr auf Antworten. Tom von The Ghost of a Thousand hielt das da etwas relaxter: Nachdem er sich auf der Bühne halb die Seele aus dem Leib gekeucht hatte, stand bzw. saß er anschließend mit frischem Hemd im Tourbus für unsere Fragen bereit. Dabei wirkte er völlig entspannt, und überbrückte so die halbstündige Wartezeit bis zum Auftritt von Alexisonfire mit dem Beantworten von Fragen zum neuen Album, dem Tourleben und nervenden, aber schmeichelhaften musikalischen Vergleichen.

Tom, wie läuft die Tour denn bis jetzt so?
Oh, sie läuft eigentlich ziemlich gut. Wir haben zwar noch einige Termine zu spielen, sind allerdings auch schon für knapp eineinhalb Monate unterwegs. Zwischenzeitlich hatten wir einige Probleme mit unserem Bus, da er ständig liegen bleibt und in Spanien haben wir sogar den Trailer auf der Autobahn verloren. Aber abgesehen davon läuft es wirklich, wirklich gut.

Ihr spielt dieses Mal unter anderem in Ländern wie Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Deutschland. Welche Länder sind dieses Mal neu für euch?
Eigentlich die meisten von ihnen. Wir haben zuvor einmal in Frankreich und Belgien gespielt, aber Shows in Skandinavien, Deutschland, Österreich oder Tschechien sind völlig neu für uns. Wir waren auch noch nie in Italien und es ist wirklich genial in kurzer Zeit so viele verschiedene Orte zu sehen und dort zu spielen. Vor allem in Schweden und in Finnland war es großartig, weil die Szene dort drüben ziemlich aktiv und cool ist. Eigentlich ist sie dort auch völlig anders als hier, da dort viel mehr Rock´n´Roll- und Punk-Fans zu unseren Konzerten kommen.

Eigentlich sollten ja The Fall of Troy auf der Antidote Tour dabei sein, was ja leider nicht geklappt hat. Was hältst du von ihnen?
Sie sind wirklich eine großartige Band. Ich höre eigentlich privat keine Sachen von ihnen, aber sie machen wirklich enorm komplexe Musik. Wir fanden es natürlich alle schade, dass sie auf der Tour nicht mit dabei sein konnten, aber für Four Year Strong ist das jetzt natürlich klasse, da sie einspringen konnten. Und sie sind zudem auch noch super nette Typen mit denen es Spaß macht den Bus zu teilen.
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Besteht eigentlich ein großer Unterschied zwischen den verschiedenen Ländern, was die Besucherzahlen angeht?
Oh ja. Also ich würde sagen, dass die Tour in Großbritannien am meisten Zuschauer zieht. Das liegt aber hauptsächlich an Alexisonfire, da die dort wirklich groß sind und auch alleine locker Hallen mit 5000 Leuten füllen können. Hier auf dem Festland waren einige große Hallen dabei, aber auch einige kleine. Dabei haben mir die kleineren Auftritte eigentlich besser gefallen. In Tschechien war es aber am heftigsten. Die Leute drehen einfach wie bekloppt durch, sobald du auf der Bühne bist – selbst wenn sie dich überhaupt nicht kennen. In Deutschland stehen einfach alle herum und schauen dich amüsiert an, was irgendwie ziemlich lustig ist. Aber ich werde nicht zum Publikum sagen: „Oh ihr seid echt fantastisch.“ Das sagt doch wirklich fast jeder und das will doch auch keiner mehr hören. In Italien waren alle ziemlich nett zu uns und ich hasse es euch sagen zu müssen, dass es mir in Frankreich bisher eigentlich am meisten Spaß gemacht hat. Die Kids sind dort wirklich cool drauf und ich würde sagen, dass es dort eine ziemlich gute Punkszene gibt. Vor allem kommen dort auch ältere Leute aus der Szene zu den Konzerten und hören sich da neue Bands an.

Seid ihr mit irgendeiner Band, die heute Abend spielt, schon einmal zuvor aufgetreten?
Also wir haben zuvor mit Alexisonfire und Anti-Flag gespielt. Vor einigen Jahren haben wir in Großbritannien eine ganze Tour mit Alexisonfire gespielt  und in diesem Sommer haben wir einige gemeinsame Auftritte mit Anti-Flag gehabt. Das ist gut, weil wir beinahe jeden kannten bevor wir diese Tour gestartet haben.

Ich hätte eine Frage, was das neue Album betrifft. Es ist aber im Grunde genommen eine ziemlich dämliche Frage: Wo liegt deiner Meinung nach der Unterschied zwischen eurem neuen Album und der Platte davor?
Eine dämliche Frage ist das auf keinen Fall. Nun, ich schätze dass es ein stückweit weniger Hardcore ist, als die erste Platte und wesentlich vielfältiger. Es passiert schlichtweg viel mehr, ist düsterer und trägt meiner Meinung nach ein viel stärkeres Rock´n´Roll-Feeling. Wir wollten es einfach mal ausprobieren und schauen, ob wir es schaffen können. Und ich denke das haben wir und wir sind sehr stolz darauf.

Mir gefällt der letzte Song ziemlich, da er sehr lang und experimentell ist.
Oh ja. Also wir haben ihn bisher zwei Mal live gespielt und er ist irgendwie wie ein Rausschmeißer. Wir werden ihn trotzdem noch einmal auf der Tour spielen, da uns eben sehr viele Leute noch nicht kennen und es macht Spaß alle ein wenig zu ärgern und am Ende ein langes, doomiges Stück zu spielen.

Wie hieß noch einmal der Song, den ihr heute als Vorletztes gespielt habt?
Das war Running on Empty.

Der hat mir ziemlich gut gefallen. Versuchst du in Zukunft mehr mit deiner Gesangsstimme zu machen?
Ich weiß nicht. Ja, möglicherweise sogar. Das nächste Album wird sicherlich verschiedenes abdecken, aber ich habe noch keine wirkliche Ahnung, in welche Richtung es gehen und wie es klingen wird. Ich schätze, dass es sehr, sehr heavy wird. Du kannst natürlich auch einen sehr guten Refrain singen, ohne total emo und nasal zu klingen.

Was sagst du eigentlich, wenn man euch mit einer Band wie Gallows vergleicht?
Ja, das passiert ständig. Irgendwie ist der Vergleich blödsinnig, aber das entscheidet jeder selbst. Aber wie gesagt: Wir hören das sehr oft obwohl ich nicht finde, dass wir wie Gallows klingen. Sie sind eine britische Hardcoreband und wir sind das auch. Zudem sind sie sehr gute Freunde von uns und machen sehr gute Musik. Von daher könne es uns auch schlimmer treffen. Aber es ist so, dass wir eigentlich bei jedem Interview, das wir in einem Land geben wo wir noch recht neu sind, mit ihnen verglichen werden.

Was macht ihr nach dieser Tour?
Wenn wir die Tour fertig spielen können und der Bus unterwegs nicht völlig den Geist aufgibt dann werden wir zu Hause erst einmal eine kurze Pause einlegen. Immerhin waren wir jetzt fast ein Jahr lang auf Tour und wir möchten natürlich auch wieder ein wenig Zeit mit unserer Familie verbringen und am dritten Album schreiben. Wir wollen das auch relativ schnell herausbringen und ich denke, dass das nächstes Jahr sein wird.

Also habt ihr schon neues Material für das kommende Album?
Naja, so Kleinkrams eben. Wir werden uns da jetzt aber auch nicht so sehr stressen, da das letzte Album sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Wir werden uns also beim Songschreiben ein wenig Zeit lassen, da wir nichts überstürzen wollen. Sonst kommt am Ende nur Mist heraus

Habt ihr eigentlich schon einmal in den USA gespielt, oder habt das in naher Zukunft vor?
Nein, da unsere Platte dort noch nicht veröffentlicht wurde. Ich denke, dass wir im nächsten Jahr in Australien auftreten werden, da unser Album dort vor etwa vier oder fünf Wochen veröffentlicht wurde. Ich möchte auch viel lieber in Australien oder Japan spielen als in den Staaten. Das Touren in den USA soll ja absolut schrecklich sein, da die Entfernungen zwischen den Auftrittsorten so riesig sind. Also wenn wir in dort spielen sollten, dann an ein paar ausgewählten, coolen Plätzen.

Seht ihr hier überhaupt irgendwas von den Städten, in denen ihr spielt?
Ja, eigentlich sogar ziemlich oft. Heute waren wir zum Beispiel sehr früh an der Location und konnten noch ein wenig herumlaufen. Einige Wochen lang im Tourbus zu fahren ist wirklich cool, aber nach einem Monat versucht man jedes Mal so schnell wie möglich herauszukommen, wenn der Bus mal irgendwann irgendwo hält.

Kennst du eigentlich irgendwelche deutschen Bands?
Also ehrlich gesagt nur Rammstein (lacht). Ich kenne einige Bands aus Skandinavien, aber aus Deutschland fallen mir jetzt keine ein. Doch, die Beatsteaks liebe ich. Die sind wirklich sehr gut. Aber ich denke so wirklich als Punkband werden die hier bei euch sicherlich auch nicht mehr bezeichnet. Mittlerweile sind die eher eine Popband, oder? Das Smack Smash war wirklich ein super geiles Album. Wir haben uns die Beatsteaks einmal in London angeschaut, wo sie vor etwa 500 Leuten in einem ausverkauften Club gespielt haben. Irgendwann hat die Band gefragt: „Sind hier eigentlich überhaupt Briten auf der Show?“ Und da haben sich maximal 10 Leute gemeldet, weil die ganze Halle voll mit Deutschen war (lacht).

Bist du jetzt nach dem ganzen Touren eigentlich erschöpft?
Nein, überhaupt nicht. In diesen großen Tourbussen bekommt man wesentlich mehr Schlaf als in einem Van. Obwohl ich einen Van immer noch bevorzugen würde, da wir das bisher immer so gemacht haben. Dieses Mal ist es nur möglich, da wir uns den Bus mit Four Year Strong teilen. Wenn du in einem Van bist, dann siehst du viel mehr von deiner Umgebung. Hier legst du dich schlafen wenn es dunkel ist und wachst irgendwann auf. Es ist irgendwie seltsam, weil dir gar nicht wirklich bewusst wird wo du dich eigentlich befindest.

Vielen Dank, dass du dir so kurz nach der Show Zeit genommen hast. Viel Erfolg für die Zukunft und jetzt viel Spaß bei Alexisonfire.

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