2010/12/18

[Platten] Kafkas - Paula

ImageWenn man sich mal durchliest, welchen Weg das Album "Paula" von dieser Fuldaer Band bisher gegangen ist: MTV, Myspace-Charts, SAT1 -  Eigentlich müsste man es gar nicht mehr rezensieren. 

"Kafkas" gibt es seit satten 15 Jahren, allerdings ist es 7 Jahre her, dass man zuletzt von ihnen hörte. In solch langer Zeit kann viel passieren.

Deutschrock ist in wie noch nie, Bands wie "Kettcar" oder "Virgina jetzt!" oder ich-weiß-nicht-wer überbieten sich gegenseitig in tiefgründigen - aber nicht zu tiefgründigen -
witzigen - aber nicht zu witzigen - und kritischen - aber bitte nicht zu ernst zu nehmenden Texten.
Die Kafkas sind jetzt also eine alte Band und haben früher Punk gemacht. Das machen sie jetzt nicht mehr, jetzt machen sie halt das, was alle machen.

Die Frage ist, machen sie es gut? Die erste Single "Klatscht in die Hände!" war auf MTV zu sehen, auf SAT1, war bei Myspace an Platz 1 der Videocharts, das Album wird von den einschlägigen Musikmagazinen überaus positiv bewertet.
Zurecht.

Ohne Frage hat mir "Klatscht in die Hände!" als erster Track extrem Lust auf den Rest der Platte gemacht. Das ist moderner Deutschelektropoprock wie er sich gehört, mit einem nach vorne preschendem Sänger Markus Kafka. Textlich naja, musikalisch einwandfrei. Der Rest des Albums hält dieses Niveau nicht ganz durch - das ist alles solide und auch einigermaßen abwechlungsreich, aber dieses Heißajuche-Gefühl vom Händeklatschlied stellt sich danach nicht mehr allzu oft ein. Mich persönlich nerven die oben angesprochenen halbwitzigen, halbtiefgründigen Texte, aber das ist Geschmackssache, Kafkas begehen jedenfalls keine Verbrechen an der deutschen Sprache.

Auf der Habenseite: Viele geile Elektrobeats gibt es - zum Glück nicht zu inflationär eingesetzt - manchmal machen die Gitarren richtig Spaß, auch stimmlich sind mir "Kafkas" echt
sympathisch. Vor allem "Warum kann die Welt keine Scheibe sein?" hat's mir angetan, weil es mal ordentlich rockt, genauso "Die Götter versagen" oder "Der Kuchen ist gegessen", oder auch "2000 Hände". Der Rest der Platte hält sich in puncto Lautstärke etwas mehr zurück - auch abseit der ein oder anderen Ballade. Als würde da jemand eigentlich immer noch den Punk raushängen lassen wollen, sich aber irgendwie nicht mehr ganz zu trauen. Das ist mit Sicherheit massentauglicher, siehe MTV und SAT1, ist ja auch legitim. Und da steckt immernoch genug Punk drin, um Kettcar und Konsorten ganz weit hinter sich zu lassen.

Der Pressetext wundert sich über das bisher so positive Feedback auf "Paula":
Das muss er nun wirklich nicht.

VÖ:  2010 auf Domcore

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