Angesichts der Unmengen von musikalischen Hypes, die einem von einschlägigen musikorientierten Medien immer mal wieder um die Ohren gehauen werden, ist man für jede Band dankbar, die sich schnelllebigen Trends verweigert und einfach nur ihr eigenes Ding durchzieht. Vor allem, wenn diese sich schon mehr als zwei Dekaden im Musikbusiness tummelt - wie The Posies.
Die 90er Powerpop-Legende ist nämlich auch im nunmehr 23. Jahr ihres Bestehens der Musikmacherei nicht müde und hat, nachdem sich die Mitglieder seit ihrem letzten Album 2005 mit anderen Projekten vergnügten, inzwischen ihr sechstes Album "Blood/Candy" veröffentlicht. Einerseits entgeht dem geschulten Ohr dabei natürlich nicht, dass es sich hier um alte Hasen handelt - andererseits hätte man auch nicht erwartet, mit so einem bunten Potpourri an verschiedenen Stilen konfrontiert zu werden. Stichwort alte Hasen-ein solcher ist auch der Gaststar, der sich beim ersten, rotzigen Track "Plastic Paperbacks" die Ehre gibt, nämlich kein geringerer als Hugh Cornwell, welcher den meisten vor allem als langjähriger Sänger der Stranglers ein Begriff sein dürfte. Auch beim darauffolgenden, wunderbar sehnsüchtigen "The Glitter Prize", der das erste (und für mich DAS) Highlight des Albums darstellt, holt sich die Band Verstärkung, allerdings von der wahrscheinlich weniger prominenten Kay Hanley. Beim dritten Titel "Licenses To Hide", der mit mitunter Bob Dylan-eskem Gesang sowie einem schmissigen Refrain daherkommt, gibt es dann schließich Unterstützung von Lisa Lobsinger, ihres Zeichens aktuelle Toursängerin für Broken Social Scene.
Aber genug des Namedroppings, sowohl in dieser Rezension als auch auf dem Album selbst, welches die Posies von nun an selbst bestreiten und sich auf ihre Stärken - Powerpop a.k.a. klassischem Indie-Rockpop besinnen und dabei an Genrepartner wie Teenage Fanclub, die Go-Betweens und Nada Surf erinnern. Nach zwei zwar mitreißenden, aber nicht sonderlich auffälligen weil eher konventionellen Songs lässt "Cleopatra Street" mit einer angenehmen Rhythmusorientiertheit wieder aufhorchen und sorgt dafür, dass man den ganzen Tag Textzeilen vor sich hinsummen muss, bevor mit "For The Ashes" der musikalische Pulsschlag etwas runtergeschraubt wird. Bei "Accidental Architecture" muss man dann wieder zweimal hinhören, denn am Anfang hat man eher das Gefühl, man würde den Beatles lauschen, bevor einen die Band mit ständigen Brüchen im Song komplett verwirrt und schließlich mit einer epischen Schlusssequenz entlässt. Doch keine Atempause; denn zwei Lieder später folgt das irgendwie düstere, irgendwie sehr an die alternativen 90er gemahnende und von konstantem Klatschen begleitete "Notion 99", bevor nach dem leichtfüßigen "Holiday Hours" und dem wieder irgendwie unspektakulär beginnenden - und dann trotz seiner Kürze wieder in epische Formen der Marke Fab Four ausartende - Song mit dem ungewöhnlichen Titel "Enewetak" endlich Gelegenheit zum Ausatmen gegeben wird.
Man merkt also, es ist schwer, dieses Album in irgendeiner zusammenfassenden Weise zu besprechen, da die meisten Lieder den Hörer auf ihre eigene Besonderheit hinzuweisen wollen scheinen. Doch auch wenn man die Vorzüge homogener, in sich stimmigerer Alben zu schätzen weiß (oder vielleicht gerade dann?), kann man sich an dieser bunt zusammengewürfelten
Mischung von unglaublich großartigen Songs erquicken, welche einen auch nach mehreren Hördurchgängen nicht vollkommen gesättigt zurücklassen kann. Deswegen schnell hier noch Lobpreis und Konfetti für die Posies, die nach so langer Zeit immer noch dermaßen umhauen und überzeugen kann, und dann Schluss mit diesem Text und: Repeat!
http://theposies.net
http://www.myspace.com/theposies
VÖ: 1.10.2010 auf Ryko/ADA-Warner
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen