2010/12/18

[Platten] Die Aeronauten - Hallo Leidenschaft

ImageAus der Schweiz hört man zur Zeit nicht viel Gutes: Als Steuersünderparadies verschreit man die Eidgenossen und vieles dreht sich in den letzten Wochen um eine bestimmte leider nicht um die neue Scheibe der Aeronauten, auch wenn die sich ähnliche Aufmerksamkeit sicher wünschen würden. Nun, hier soll sie jedenfalls schon mal besprochen werden: „Hallo Leidenschaft“ heißt sie und leider muss ich sagen, dass die Leidenschaft über weite Strecken eher vermisst als freudig begrüßt wird.

Das mittlerweile siebte Studioalbum der Schweizer, die sich selbst als Punkrocker bezeichnen – kein Mensch weiß warum – dümpelt leider bis auf einige Ausnahmen leise vor sich hin, wenn es auch ein paar Abwechslungen zu bieten hat. Musikalisch – mit Bläsern und jazzigen Gitarren - hört sich das Album auf weiten Strecken sehr improvisiert an, das zwar meisterlich, aber leider unterlegt mit einer Stimme, die meist nichts als gelangweilt klingt. Als würden hier ein paar Musiker ein eingespieltes Schema hinwerfen, was keinem mehr so richtig Spaß macht, aber was man nach 20 Jahren Bandgeschichte irgendwie auch einfach nicht aufhören mag. Oder nein, es ist anders: Es klingt als sei die Kreativität der Band ungebrochen, nur der Sänger hat nicht mehr richtig Bock auf das Ganze: „Hey Hallo Fantasie, schick mir irgendwie Spaß und Unterhaltung (...) Hey Hallo Abenteuer ich warte auf das Feuer...“ - Ja, ich auch... Die Hälfte der Tracks sorgt zwar nicht für schlechte Laune, hat man so oder so ähnlich aber auch schon tausend Mal gehört. 

Jedoch gibt es da auch ein paar Songs die nach oben herausstechen, besonders im späteren Verlauf der Platte: „Womunidure“ ist textlich zwar völlig unverständlich (DAS ist Schwyzerdeutsch?), macht aber verdammt Spaß, „Nähe herstellen“ ist feinste Chillmusik, auch sonst bemühen sich die Aeronauten um Abwechslung: „Ambiance Scandale“ besticht mit französischen Texten, gleich das nächste Lied, „Herz“, klingt nach wildem Westen. Mit „Schatten“ wollen die Aeronauten wohl ihre Punkrock-Attitüden demonstrieren, das hätten sie sich allerdings sparen können: Die Bezeichnung „unmotivierte Pflichterfüllung“ springt einem ins Gesicht!

Ich würde nicht unbedingt behaupten – so wie der Presstext – dass das hier extrem tanzbare Musik sei (es sei denn man ist Standardtänzer, da mag das schon mal gehen..), aber sie eignet sich hervorragend für den Hintergrund, teilweise auch zum genaueren Anhören (Den finanzweltkritischen Text aus „Maximum Future Investment“ zu Beispiel). Ob „Hintergrundmusik bei der man teilweise hinhören kann“ der Anspruch einer Band sein kann, die sich selbst als Punkrock bezeichnet, sei dahingestellt. Aber extrem viel mehr ist aus diesem Album leider nicht zu holen.

VÖ: 19.02.2010 Rookie Records

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