2010/12/18

[Interviews] I Am Austin

Diese Momente kennt sicherlich fast jeder, der irgendwann mal ein Wochenende auf einem x-beliebigen Festival verbracht hat: Man landet wahllos vor einer Bühne und sieht dort nichtsahnend eine Band, die einem astrein die Schuhe auszieht und im Kopf bleibt. So geschehen bei mir auf dem diesjährigen Dockville-Festival in Hamburg. Dort spielten zur Mittagszeit  I am Austin aus Wales vor einer Handvoll Zuschauer und wussten vor Ort mit ihrer Bass-Schlagzeug-Mischung Publikum und Bühne in Schwingung zu versetzen.

Spricht ja eigentlich alles für ein Interview, um die Herrschaften auch hierzulande mal ein wenig bekannter zu machen. Zu mehr als zwei Auftritten hat es bisher in Deutschland noch nicht gereicht und ein persönliches Interview war darum auch (noch) nicht drin. Blieb nur der gute, alte Briefverkehr und nach einer kurzen gegenseitigen Vorstellungsrunde war es an I am Austin gelegen meine per Mail gestellten Fragen zu beantworten.

Ok, Jungs. Wäret ihr so nett und würdet euch zu allererst einmal persönlich und natürlich auch eure Band I am Austin vorstellen?
AH: Wir heißen David Mitchell "Mitch" (Schlagzeug/Vocals) und Adam Hughes (Bass/Synthesizer). Zusammen sind wir I am Austin - ein Dance/Rock-Duo aus North Wales in Großbritannien.

Wie ist der Name I am Austin eigentlich entstanden?
Was macht ihr Beiden eigentlich, wenn ihr mal grade keine Musik macht? Ich habe gehört, dass ihr zuvor in verschiedenen Musikprojekten involviert wart, bevor ihr IAA gegründet habt. Welche waren das – und lassen sie sich mit der Musik, die ihr heute macht, vergleichen?
AH: Ich selbst arbeite als Mechaniker und war zuvor etwa vier Jahre lang in einer Grungeband, in der aber kein wirklicher Fortschritt zu erkennen war. Wir hatten ein wenig Sendezeit im Radio, aber das war es auch. Mitch arbeitet nebenbei in einem Spielzeuggeschäft und hat vor Kurzem sein Diplom im Bereich Film & Fotographie gemacht. Er war zuvor auch in einer Band, die Indiemusik gemacht hat und im Endeffekt den gleichen „Erfolg“ hatte, wie ich. Nun haben wir I am Austin gegründet und innerhalb von zwei Monaten eine EP aufgenommen, bei einem kleinen Label unterschrieben und werden landesweit im Radio gespielt.

Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

AH: Wir haben uns durch gemeinsame Kumpel kennengelernt, als wir jünger waren und herumgeskatet sind. Mittlerweile kennen wir uns etwa sieben Jahre und leben quasi einen Steinwurf von einander entfernt. Was natürlich – wie du dir vorstellen kannst - ziemlich hilfreich ist.

Was war der entscheidende Moment, in dem ihr darüber nachgedacht habt IAA zu gründen?
AH: Mitch wusste musikalisch nach dem Ende seiner alten Band einfach nichts mehr mit sich anzufangen und ich war seit etwa einem Jahr auf der Suche nach einer zwei-Mann-Band - hatte jedoch noch nicht die passende Person dafür gefunden. Ich wusste, dass Mitch singen und gleichzeitig Schlagzeug spielen konnte und dachte daran, ihn einfach mal anzurufen. Er kam mir jedoch zuvor und rief mich zuerst an.
Im Grunde genommen ist es ja nicht sehr gewöhnlich Bass lediglich mit einem Schlagzeug zu kombinieren und den Schlagzeuger dabei die Gesangsparts übernehmen zu lassen. Wessen Idee war es, diese 2 (oder 3) Instrumente zu kombinieren und was war der genaue Grund den Bass auf diese Art und Weise zu verzerren?
AH: Mitch singt und spielt gleichzeitig, weil er es einfach kann und ich absolut nicht singen kann. Es war uns wichtig, kein weiteres Mitglied ins Bott zu holen, was unser Gleichgewicht stören könnte. Ich habe jahrelang Bass gespielt und Gitarre hat mich nie wirklich gereizt. Zudem kann man sich auf dem Bass nie wirklich verspielen, da man ja immer nur eine bestimmte Seite anzuschlagen hat. Desweiteren hört sich verzerrter Bass einfach wie dreckiger Sex an.

Ähnlichkeiten zu der Musik von Death from Above 1979 liegen ja auf der Hand. Werdet ihr in England häufig mit ihnen verglichen?
AH: Ja, die ganze Zeit sogar, da es wirklich sehr offensichtlich ist, uns mit ihnen zu vergleichen. Ich will hier auch gar nicht leugnen, dass sie (jedenfalls zu Beginn von IAA) einen großen Einfluss auf uns hatten. Immerhin habe ich mir ja auch ihr Logo tätowieren lassen. Wir benutzen im Grunde genommen das gleiche Set Up wie sie, aber glauben trotzdem einen eigenen und bestimmten Sound zu haben. Ich würde sagen, dass wir tanzbarer sind als DFA79. Einige der neuen Lieder haben keinen Bass, sondern lediglich Synthesizer, was natürlich zu einem noch tanzbarerern Sound führt.

Welche Bands würdet ihr noch mit eurer Art vergleichen?
 AH: Kann ich gar nicht so wirklich sagen. Im Grunde genommen alles, wozu du tanzen kannst. Vielleicht Does it offend you, yeah? Sie haben ja auch ziemlich dreckige Tanzparts in einigen ihrer Songs.

 Wie ist es eigentlich zu euren BBC Live-Sessions gekommen? Könntet ihr beschreiben, wie dieser Tag verlaufen ist und was für eine Erfahrung es für euch als Band war?
 DM: Es hätte ein glorreicher, wundervoller Tag werden können, aber er war weit davon entfernt. Wir hatten einen vollgepackten Terminkalender und mussten ewig fahren, um schließlich bei dem angesetzten Studio anzukommen. Es hat uns fast den ganzen Tag gekostet unsere Lieder für die Live-Session einzuspielen, und da wir am nächsten Morgen auf einem Industrie-Festival in Manchester (In the City) spielen mussten, konnten wir nicht wirklich lange bleiben. Naja, obwohl es ein völlig hektischer Tag war, empfinden wir ihn im Nachhinein doch auch als sehr cool und würden eines Tages gerne noch einmal eine bessere Live-Session einspielen.

 Wie war das Shooting für euer erstes Musikvideo „Zombie Town“ für euch? Du, David, studierst ja „Lens based image making“ an der Universität Wrexham (North Wales) und da fragt man sich zwangsweise, ob die Erfahrungen aus deinem Studium einen Effekt auf den Videodreh gehabt haben. Habt ihr es selbst produziert?
 DM: Wir haben uns dazu entschlossen ein Musikvideo zu einem unserer Songs zu drehen, um unsere Musik besser auf den Markt zu bringen. Darum habe ich mich dazu entschlossen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und das Video schließlich als Abschlussarbeit für mein Studium und als Musikvideo zu „Zombie Town“ genommen.
Tatsächlich haben wir das Video auf eigene Kosten, die sich letztendlich auf ganze 60 Pfund beliefen, produziert. Das Shooting dauerte etwa drei Tage und in den gesamten Prozess waren 12 Leute involviert, die als Fans, Freunde oder professionelle Makeup-Artists fungierten. Es war ehrlich gesagt mein erstes produziertes Musikvideo und seitdem es veröffentlicht wurde, habe ich zahlreiche Anfragen von anderen Bands bekommen, für sie ebenfalls eines zu produzieren.

 Bis jetzt ist lediglich die EP „Sounds like leather“ von euch veröffentlicht worden. Ab 
wann darf man mit einem kompletten Album rechnen?
AH: Nun, wir haben gerade die Aufnahmen für eine neue EP abgeschlossen, da die Alte ja schon seit etwa einem Jahr draußen ist. Diese neue EP, die noch keinen Namen hat, klingt mehr nach uns, mehr nach up beat, viel dreckiger und versiffter. Also weiterhin die Augen offen halten, denn bald wird sie als digitaler Download auf iTunes veröffentlicht.

 Plant ihr eigentlich eine ausgedehnte Tour auf dem europäischen Festland?
 AH: Wir würden das sehr gerne, ja. Als wir dieses Jahr dort waren und auf dem c/o pop in Köln und dem Dockville in Hamburg gespielt haben, sahen alle so verdammt gut und freundlich aus. Derzeitig sieht es aber so aus, als ob wir vorerst in Amerika touren werden. Eine Band von unserem Management Team (Besavaged) kommen von dort und wir haben dementsprechend auch die Kontakte dort hin. Aber wir würden persönlich gerne viel mehr in Europa spielen und falls es einen Boden gibt, auf dem wir schlafen dürfen, sind wir dabei!

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