Im Rahmen der Releaseparty zum ihrem neuen Album, welches schlichtweg auf den nahmen „Verlen“ hört, hatten wir die Möglichkeit am 23. Dezember mit zwei Verlanern ein wenig über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band zu sprechen. Da sich das Café des Nachtlebens in Frankfurt als zu erdrückende Geräuschkulisse entpuppte, nahmen wir kurzerhand auf den Vordersitzen des Autos eines der Bandmitglieder Platz, in dem uns Sänger Chris und Gitarrist Joel auf der Rückbank des lauschigen Gefährts eine halbe Stunde lang Rede und Antwort standen.
So Jungs, vielleicht könnt ihr ja erst einmal ein wenig etwas über euch erzählen. Zum Beispiel etwas über den Werdegang der Band.
Chris: Ui, die Daten habe ich jetzt gar nicht alle im Kopf. Gegründet haben wir uns im Jahre 2001. Zu erst waren das Felix, Manuel und ich. Der Manuel ist dann auch sehr schnell wieder ausgestiegen und wurde schließlich durch Thomas ersetzt. Das war dann quasi die erste Verlencombo. Ein paar Wochen später kam dann schon der Joel – als zweite Gitarre und Gesang – zu uns. Kurz nach der Gründung haben wir dann in Lorsbach bei einem Newcomerfestival mitgemacht und haben dort den zweiten Platz gemacht und als Preis zwei Tage im Studio gewonnen, um dort in Eigenregie die CD „Days like yesterday“ mit acht Liedern aufzunehmen. Im Anschluss gab es die Gründung vom Label „Waggle Daggle Records“, was auch Joels Bruder mitgegründet hat. Die haben uns dann auch quasi als erste Band auf dem Label übernommen. Etwa ein Jahr später haben wir das Album „Beach Life“ aufgenommen und schließlich unter „Waggle Daggle“ veröffentlicht. Wir haben danach größtenteils regionale Konzerte in Hessen gegeben – wobei ein Auftritt in Marburg noch der weiteste Ausflug war.
Joel: 2005 haben wir dann das Album „Tour of the broken hearts“ aufgenommen und Broken Silence aus Hamburg haben dann schließlich zugesagt den Katalog zu vertreiben, was dazu geführt hat dass das Album deutschlandweit releast werden konnte. Wir haben im Anschluss eine schöne Tour mit etlichen Konzerten gespielt, wobei die Höhepunkte der Auftritt bei „Rock am Ring“ und einige schöne Festivals im Sommer waren. Zudem waren wir noch ein paar Tage mit Union Youth auf Tour, was für uns so ziemlich das absolute Highlight war. Im Grunde war 2005 mit 90 Konzerten aber einfach ziemlich viel für uns, was auch dazu geführt hat dass 2006 die Luft einfach raus war.
Chris: Genau. Da haben wir uns erst einmal zurückgezogen, ein Abschiedskonzert in Hofheim gespielt und wussten erst gar nicht, ob danach überhaupt noch etwas kommt und ob wir überhaupt noch etwas machen wollen. Und naja, dann hatten wir noch sehr viel Material, von dem wir auch einiges auf das neue Album drauf gepackt haben und ab nächstem Jahr geht es dann wieder richtig los.
Joel: Nach dem Abschiedskonzert war aber eigentlich auch schon fast klar, dass wir weitermachen.
Chris: Ja, das Abschiedskonzert war so cool, dass wir eigentlich weitermachen mussten. Das hat sich über längere Zeit angedeutet und das neue Album ist, denke ich mal, auch an der Pause gereift.
Benzol: Jetzt habt ihr uns ja schon eine Menge Fragen beantwortet, die wir euch eigentlich stellen wollten. Wie war das eigentlich mit der Tour gewesen? Musstet ihr euch da um gar nichts selbst kümmern, oder habt ihr die komplett selbst gemacht?
Joel: Das war damals sehr cool. Waggle Daggle hat sehr viel Arbeit reingesteckt und sehr viel gebookt und es war somit eine richtig fette Tour.
Chris: Waren natürlich auch Scheissgigs dabei in Städten, die man noch nie zuvor gehört hat und wo man letztendlich vor zwei Leuten gespielt hat. Aber in Hamburg und in anderen großen Städten war es sehr cool. In Osnabrück haben wir dann übrigens mit Eaten by sheiks gespielt, die auch echt klasse sind.
Joel: Das war auf jeden Fall für unsere Verhältnisse eine klasse Tour mit 12 zusammenhängenden Terminen. Zur Zeit sind wir übrigens wieder am Planen.
Benzol: Bei der Union Youth Tour habt ihr quasi auf der ganzen Tour als Support fungiert?
Chris: Genau. Wir waren quasi auf unserer ersten Tour alleine unterwegs und haben dann in Osnabrück im „Bastard Club“ einen Anruf bekommen und Union Youth waren dran. Wir waren zu der Zeit - und sind es auch heute noch - riesige Fans von denen und die waren für uns wirkliche Vorbilder. Die meinten, sie hätten unser Zeug gehört und wollen auf Tour gehen und uns fragen, ob wir mit ihnen spielen möchten. Am nächsten Tag sind wir zu denen nach Hause gefahren, da die quasi in der Nähe von Osnabrück wohnen und haben mit denen in ihrem Wohnzimmer gequatscht. Und es ist natürlich obergeil, wenn du dann quasi mit deinen Idolen rumhängst und Bier trinkst. Vor allem auch, weil die total nett waren.
Benzol: Wo wir schon mal beim nächsten Thema wären: Was habt ihr noch so für (musikalische) Vorbilder? Was war vor allem beim jetzigen Album stilgebend?
Chris: Schwer zu sagen. Wir verarbeiten wirklich fast alles, weil wir unterschiedliche Geschmäcker haben. Ich bin eher so in der Popschiene unterwegs und stehe nicht auf so abgefahrene Sachen. Höre zum Beispiel Feeder oder The Streets. Joel kommt immer mit neuen, ausgefallenen Bands an, die man noch nie gehört hat, aber meistens doch sehr cool sind. Aber für dieses Album hatten wir eigentlich nichts, wo wir sagen könnten: Wir klingen wie der oder der.
Joel: Wenn ich an „Run of the mill“ denke, fallen mir allerdings immer The Shins ein. Liegt daran, dass ich die damals im Film Garden State gesehen hatte und mich schließlich inspiriert gefühlt habe, ein Lied zu schreiben. Ein Lied von denen ist ja auch auf dem Sountrack zum Film drauf.
Chris: Aber man kann eigentlich sagen, dass vom ersten bis zum jetzigen Album alle Alben sehr verschieden sind. Es geht eigentlich nichts wie ein roter Faden durch. Manchmal echt brutal hart und an manchen Stellen total soft. Liegt einfach daran, dass je nachdem wie die Stimmung ist, auch so geprobt wird. Wir wollen uns da aber generell nicht festlegen.
Benzol: Findet ihr die alten Lieder, die ihr geschrieben habt, immer noch cool. Vor allem „Days like yesterday“?
Chris: Es ist schon so, dass man ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen hat. Aber man fühlt sich aber doch sehr wohl. Man muss einfach überlegen, dass wir 14 oder 15 waren, als wir die CD aufgenommen haben. Und wie viele Leute nehmen schon in dem Alter eine CD auf? Dazu kommt, dass daran einfach noch extrem viele Erinnerungen hängen. Unser ganzer Freundeskreis kannte diese Lieder auswendig und die Konzerte waren nicht mehr als ein Saufgelage von unseren Jungs und uns . Dann gab es immer noch ein paar andere Zuschauer, die sich dachten: Was ist denn da los? Es gibt aber auch immer wieder Tracks von der „Days like yesterday“ die wir mit ins Set nehmen. Ein wenig modernisiert, aber trotzdem spielen wir sie noch gerne.
Benzol: Was uns jetzt noch interessiert: Wie ist das mit den Remixsachen auf eurem jetzigen Album zu Stande gekommen?
Joel: Also ich höre so Zeug persönlich sehr gerne. Aber es war eher zufällig. Daniel, unser Labelboss, hat Kontakt zum Tommy Finke – einem Singer- und Songwriter aus Deutschland hergestellt - und der macht eben auch Remixe. Da der auch unter anderem schon Remixe für MIA gemacht hat, wurde der von Daniel schließlich einfach gefragt. Die restlichen sind eigentlich von Freunden und Bekannten, die das alles für lau gemacht haben.
Chris: Am Ende hatten wir dann quasi 4 Remixe, die wir verwenden konnten und haben zudem noch die ganzen B-Seiten, oder Sachen die wir nie veröffentlich haben, herausgekramt. Die sind dann alle mit aufs Album gekommen und somit hatten wir am Ende ein richtig dickes Ding am Start. Ist aber auch eigentlich ein Zug im eigenen Interesse. Jetzt hat man quasi ein gesammeltes Werk vorliegen. Zudem war es preislich gesehen auch nicht so ein riesen Unterschied zu einer Einzel-CD.
Benzol: Was macht ihr eigentlich so privat, wenn ihr nicht am Musizieren seid?
Chris: Fangen wir erst einmal mit den anderen Beiden an. Der Felix, unser Bassist, macht eine Ausbildung im Bereich Garten- und Landschaftsbau und ist kurz vorm Ende der Ausbildung. Er ist quasi unser Gärtner. Der Simon ist selbstständig im Bereich Audiotechnik und macht auch viel in der Batschkapp und hat hier und da immer mal Jobs. Zudem hat er das Studio, wo wir auch unser Album aufgenommen haben und macht nebenbei auch Livesound. Er ist eigentlich ein richtiger Künstler. Er arbeitet, um sein Leben und seine Musik zu finanzieren. Er hat ja noch zwei weitere Bands neben uns ist somit quasi Vollblutmusiker. Ich selbst studiere Lehramt, um irgendwann mal Lehrer zu werden.
Joel: Ich bin jetzt letztendlich in Mannheim an der Popakademie gelandet. Ich war vor eineinhalb Jahren in Berlin und wollte dort in Richtung Pädagogik studieren, aber der NC ist dort verdammt hoch. Habe mich als Alternative einfach mal in Mannheim beworben und es hat geklappt und habe das auch gleich wahrgenommen. Studiere und mache jetzt quasi Musik.
Benzol: Seid ihr jetzt eigentlich so sehr hinter Verlen, dass ihr sagen würdet: „Es darf nichts anderes sein“, oder habt ihr wie Simon schon Nebenprojekte am Laufen?
Joel: Also an der Popakademie muss man eine Band führen und ich kann mir natürlich auch schon vorstellen eine andere Band neben Verlen zu haben. Die Priorität würde aber bei Verlen liegen.
Benzol: Wie ist es eigentlich zu den angekündigten „Wohnzimmerkonzerten“ gekommen?
Joel: Ich würde uns einfach nicht als eine trendige Band beschreiben. Und da sich der Musikmarkt auch immer mehr verändert, wird es immer schwieriger an Auftritte zu kommen. Es gibt einfach einen Haufen Leute die zur Zeit nur Bands wie MGMT sehen wollen. Wir haben einfach Bock zu spielen und wollen mal wieder eine Tour zusammenbekommen. Deswegen der Aufruf, dass wir auch für einen Kasten Bier spielen würden.
Benzol: Spielt ihr denn generell lieber auf Festivals oder in Clubs? Vor allem mit der Erfahrung von Rock am Ring im Rücken.
Chris: Naja, Festivals sind schon geil. Mittlerweile sind ja auch auf den kleineren Festivals immer schon ein oder zwei große Bands zu finden, die die Leute anziehen. Und naja: Sommer und Festivals. Das ist einfach fett und ein anderes Feeling. Eine Clubtour liegt immer an der Grenze zur Arbeit. Wenn man auf ein Festival fährt, dann ist man für drei Tage dort. Baut einmal auf und einmal ab und kann den Rest genießen. Aber man kann es aber generell nicht wirklich vergleichen.
Joel: Also Festivals sind schon fast cooler. Wir kommen generell eher bei Punk- oder Hardcorefestivals an. Dem Minirock zum Beispiel, was übrigens ein sehr cooles Festival ist. (Das Festival findet in Horb am Neckar statt. Anm. der Redaktion)
Chris: Für die richtig harten Festivals sind wir einfach zu lasch und für die richtig weichen Festivals sind wir schlichtweg zu hart. Aber es gibt ja Gott sei Dank noch welche wie uns, die genau zwischendrin sind.
Benzol: Eine letzte Frage noch zu den Albenverkäufen. Was bekommt ihr eigentlich davon mit? Bzw. was bleibt da bei euch persönlich finanziell hängen? Wie ist da die Resonanz?
Chris: Also ein Album ist heutzutage für Bands wie uns eigentlich nur noch eine Visitenkarte. Verdient haben wir eigentlich nie was, es ist vielmehr etwas fürs Ego. Ich freue mich persönlich, wenn ich höre dass ich 10 Platten in Berlin oder Hamburg verkauft habe. Wir können es uns eigentlich so weit finanzieren, dass wir nicht noch draufzahlen müssen. Was einen aber wirklich freut ist, wenn man bei einem Festival wie dem Minirock über den Zeltplatz läuft und man sieht ein Mädchen mit einem Verlen-Shirt herumlaufen. Es ist halt doch echt geil, wenn völlig unbekannte Leute einem sagen, dass sie die Musik mögen.
Joel: Nichtsdestotrotz hat sich unser letztes Album recht gut verkauft. Der Fehler, den wir gemacht haben, war einfach, dass wir nach unserer letzten großen Tour aufgehört haben. Da hätten wir am Ball blieben müssen. Wir wurden fast überall besprochen und hoffen deshalb jetzt einfach, dass einige Magazine ab sofort wieder über uns schreiben werden.
Benzol: Jungs, vielen Dank für das nette Gespräch und viel Spaß beim Auftritt!
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