Hammerharte Musik, manchmal ruhig und berührend, oftmals aber auch wütend, kraftvoll, einfach voll auf die Fresse.Sie stehen an der Grenze zum Postrockgenre, man muss sich selbst eine Meinung bilden. Doch die zwei bisherigen Alben sind top, für jeden zu empfehlen. Fünf Jungs, teils bärtig, teils blond und superschüchtern, haben auch außerhalb ihrer Songs was zu sagen.
Scraps of Tape, hierzulande noch ein Geheimtipp, haben sich in der Postrockszene längst einen Namen gemacht. Ihre Alben „Read between the Line all times“ und „This is a copy this is a copy“ sollte man als Postrock-Fan unbedingt in seiner Sammlung haben. Oft gehen sie nicht auf Tour, aber zum End Pilot mussten sie natürlich kommen. Wir sprachen über das Festival, die Vor- und Nachteile des Tourens und die schwedische Musikszene.
Ich hatte kürzlich ein Interview mit Jeniferever in Gießen. Und sie kannten tatsächlich das kleine Erfurter End Pilot Festival. Das ist cool, weil es sich anscheinend international einen Namen gemacht hat. Was denkt ihr über das Festival?
Wir haben mal vor einem Jahr auf Tour davon gehört. Ich hab sogar ein Sticker davon auf meinem Gitarrenkoffer. Audrey haben hier mal gespielt und uns nur positives erzählt. Es waren so viele Leute da und haben den Auftritt zu etwas Besonderem gemacht.
Habt ihr viele befreundete Bands in Schweden, wie zum Beispiel Audrey, Logh oder Jeniferever? Gibt es eine Szene?
Nein. Wir kennen die Bands, weil wir vom gleichen Label sind, aber es ist keine Community wo man sich gegenseitig auf dem Laufenden hält. Wir kennen einen von Logh, weil er unser Album aufgenommen hat und haben mal mit Jeniferever gespielt. Aber mehr gab es bisher nicht großartig.
Jeniferever haben mir gesagt, sie haben um die 300 Shows gespielt, aber vielleicht nur 40 in Schweden. Ist das bei euch genauso?
In Schweden ist alles zu weit voneinander entfernt, kleine Städte und wenige Menschen. Vor zwei Wochen haben wir auf einem Festival gespielt und wir haben mit dem Zug 13 Stunden gebraucht, um hinzukommen und 45 Minuten zu spielen. Es gibt natürlich Bands die viel in Schweden spielen, die sind aber auch nicht großartig aus dem Land rausgekommen. Bands wie Jeniferever und Audrey spielen fast nur außerhalb Schwedens in ganz Europa.
Ist es ist für eine Band wichtig, aus welchem Land sie stammen?
Es ist nicht wichtig, macht aber einen Unterschied. Und es kommt auf die Musik an, ob sie gut ist. Aber wenn wir woanders spielen, sagen die Leute „Oh Schweden ist so toll“ und fragen uns, ob wir die und die Band kennen. Die Leute wissen immer gut Bescheid, was für Musik die Band macht und wo sie herkommen. Dann hören sie sich andere Bands aus dem Land oder Genre an. Schweden ist irgendwie ein Postrock-Land, zumindest kommen viele Bands des Genres von hier. Wir haben bemerkt, dass die schwedische Musikszene ein großes Ding in Deutschland und Co. ist. Für schwedische Bands ist es einfach, nach Deutschland zu kommen. Es ist nicht weit weg und billig herzukommen, hier gibt es mehr Auftrittsmöglichkeiten.
Eine persönliche Frage: Was habt ihr für eine Motivation, Musik zu machen und zu touren?
Das ist einfach das beste daran, in einer Band zu sein. Spielen, Lieder schreiben und vielleicht auf Tour Bands sehen, die man nicht kennt oder sonst nicht so einfach sehen kann. Andererseits sieht man viele neue Orte, die einen dazu anspornen, einfach weiterzureisen und neues kennenzulernen. Ich liebe diese Musik, wir stecken in nichts anderes soviel Zeit, außer vielleicht in unsere Familien oder Freunde. Und ich muss sagen, ich finde es gut, wie sich Postrock mit der Zeit verändert hat. Vor ein paar Jahren kamen Leute und fragten mich, was wir für Musik machen. Als ich Postrock antwortete, sagten sie nur „Ah okay, also klingst du wie die und die Band“. Aber heutzutage gibt es andere Klänge, Instrumente und Einflüsse. Du hast da Envy, 65daysofstatic und auf der anderen Seite Mogwai und Explosions in the Sky. Und Worte finden immer mehr Zuspruch im Genre. Wir selbst singen auch viel in den Liedern, obwohl manche sagen, dass wir das lieber lassen sollten (lachen).
Gibt es auch Nachteile beim Touren? Habt ihr ein paar Stories?
Es gibt immer mal Probleme. Wir hatten auf unserer ersten Tour viele. Verglichen mit jetzt hatten wir beschissene Shows und auch Auftrittsorte. Teilweise waren nur drei Leute da und wir haben fünf Euro am Abend verdient. Manchmal auch 15 Euro, das war echt scheiße. Aber heutzutage kommen viele Leute, wir haben uns einen Namen gemacht. Es war mal viel schlechter als jetzt, obwohl es heute auch nicht perfekt für uns läuft. Wir können natürlich nicht von unserer Musik leben, müssen viele finanzielle Verluste einstecken, wenn wir auf Tour gehen. Wir haben Jobs, studieren und haben Familien. Wir würden gern mehr touren, aber wollen auch unsere Familien sehen. Leider haben wir nicht das Geld, um sie mitzunehmen. Wir werden durch das Touren ärmer, aber das haben wir uns ausgesucht. Ich spiele auf einer verfickten Squier und würde mir gern eine richtige Fender leisten können. Viele andere Dinge kommen zu kurz, damit wir Musik machen können. Ich glaube auch nicht, dass sich mit Postrock das große Geld machen lässt (lachen).
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