Badesalz,eine zweiköpfige Comedytruppe aus Hessen, deren Parodien aus und über den hessischen Lebensalltag, laut Meinung vieler Journalisten, nur Hessen selbst lustig finden können. Dies mag sogar stimmen, da der restlichen Bevölkerung Deutschlands ganz einfach der Wiedererkennungswert fehlt. Den trotteligen Opa oder den Headbanger gibt es natürlich auch anderswo, nur in Frankfurt und Umgebung gibt es diese Leute auch mit dem passenden Akzent. Und wenn man ganz penibel wäre, dann würde man Badesalz sogar billige Kopie vorwerfen. Spiegeln die Karikaturen doch nur allzu oft die Wirklichkeit wieder.
Nun begab es sich, dass die Herren Nachtsheim und Knebel auch in anderen musikalischen Projekten stecken. Der Eine (Knebel) wirkt als Sänger bei den Groben Junggesellen mit, der Andere (Nachtsheim) ist mit seiner Henni Nachtsheim Band ein vielbeschäftigter Texter und Frontmann. Und eben diese beiden Bands gaben sich die Ehre am 31.August im Amphitheater zu Hanau (ja, dem Hanau aus "Duell bei Hanau) zusammen bzw. nacheinander aufzutreten. Die Location selbst ist mit ihrem Sonnen-/Regensegel eine sehr chillige ihrer Zunft. Ausverkauft soll es angeblich auch sein. Na denn. Zwar zieren einige wenige Kissen die nackten Betonplatten des Bodens, doch bekommt man diese mit den Worten "habbe sie auf nem Rock-Konzert schonnema gesessen?" brüsk von einigen Angestellten recht schnell sprichwörtlich unter dem Hintern weggerissen. Das der Altersschnitt so etwa bei Mitte Vierzig liegt und etwa 3/4 der Besucher vor dem Konzert auf dem Boden sitzt wird in echter "Rock N'Roll"-Manier gerne Mal übersehen. Und überhaupt, die Ordner und das Hanauer Amphitheater sind mit allen Wassern gewaschen. Gastierten hier doch unlängst die beiden Hardcore-Legenden The Bloodhound Gang und Bap, da hat sich keiner so angestellt und wollte sitzen, höchstens Frontopa Niedecken, der darf das aber, der is ja Künstler. Hanaus Kultursommer. Olé.
Um viertel nach sieben entert eine sichtlich nervöse Dame die Bühne, schlurft zum Mikrofon und erklärt, dass es sich bei dem Auftritt um eine wohltätige Veranstaltung handelt und das man doch bitte beim rausgehen versuchen solle, die Spendendose zum platzen zu bringen.
Schliesslich betritt die Henni Nachtsheim Band die Bühne. Monsieur Nachtsheim macht ziemlich lustige, gelungene Ansagen, erklärt wie es zu seinen Liedern gekommen ist und gibt eine Menge Hintergrundinfos preis. Die Lieder selbst sind mässig originell, was Lieder wie "Kauf kein Brot bei beleidigten Bäckerfrauen" oder "Ocker", in dem es um die Farbe (mach Sachen) Ocker geht, eindrucksvoll beweisen. Die mehr oder weniger backgroundige Sängerin neben Nachtsheim ist ebenso komisch, wie die Frankfurt Lions Hymne "Kühler Kopf und hessisches Herz", aber nicht im humoristischen Sinne. Was den Auftritt aber wiederum sehr interressant macht, sind die Tatsachen am Rande. Steht doch dort auf der Bühne Ali Neander, seines Zeichen ehemaliges Mitglied der Rodgau Monotones und was eigentlich am Meisten zählt, Gitarrist bei den Rödelheim Hartreim Projekt und anderen 3P-Alben. Ruhig, beruhigend und extrem talentiert steht der Mann auf der Bühne und zaubert schöne Melodien aus seinem Instrument. Wenn ich nicht schon seit dem Solo von "Neuer Morgen" von Moses Pelham Fan von dem Kerl wäre. Spätestens jetzt wäre ich es. Die restlichen Musiker stehen den Qualitäten ihres Gitarristen aber jedoch auch nicht hinterher. Da gibt es nicht zu meckern. Nachtsheim, der in früheren Zeiten ebenfalls Mitglied der Monotones war, covert schliesslich noch einige Stücke wie z.B. "Is nur Kino". Ganz ehrlich, das haben Glashaus besser gemacht.
Das als Tontechniker Achim Schnall hinter den Reglern sitzt, der für die Produktion von Alben wie "Heilige Lieder" von den Onkelz verantwortlich ist, verdeutlicht noch einmal wie gut die Frankfurter Musikszene sich zu kennen scheint.
Nach knapp 90 Minuten verabschiedet sich die eine Hälfte von Badesalz und macht den Groben Junggesellen um Gerd Knebel Platz auf der Bühne. Kaum sind die Herren auf der Bühne, weht ein Recht gitarren- und solilastiger Wind durch das Amphitheater. Was hier geliefert wird, ist nicht von schlechten Eltern. AC/DC stand hier definitiv Parte. Dummerweise geht der Sänger total im allgemeinen Instrumententaumel unter, erschwert doch auch die kreischige Stimme Knebels das zu Hören. Texte verstehen geht hier gegen Null. Schlechte Sache bei einer Band, die ihren Schwerpunkt auf Texte legt. Wenn man dann hin und wieder was versteht, dann sind das zwar verarschende, aber dennoch kritische Texte, über Rentner, die sich jünger fühlen und jedem Trendsport hinterher rennen. Oder aber der Dalai Lama bekommt aufgrund der Tatsache, dass er sich mit Roland Koch ablichten lassen hat, sein Fett weg. Alles in allem gewinnt hier jedoch die Nachtsheim Band. Gerd Knebel, im Bono-Outfit, hat einen Sympathiefaktor, der gegen null strebt. Aus der Tatsache heraus, dass er die Texte nicht versteht und ihm der musikalische Part im Laufe der Zeit ziemlich auf den Sack geht, verlässt der Schreiber dieser Zeilen, samt seinem Gefolge, als die groben Junggesellen vielleicht die Hälfte ihres Repertoires hinter sich gebracht haben, den schon stark Zuschauer dezimierten Ort des Geschehens. Ob die Spendendose dann später wirklich geplatzt ist, weiss er nicht mehr zu berichten.
Nur soviel sei gesagt, seine Schuld war es dann aber nicht gewesen.
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