2010/12/14

[Interviews] Gogol Bordello

Im Rahmen der Vans/Eastpack Antidote-Tour hatte ich dieses Jahr das nötige Quentchen Glück auf meiner Seite gehabt, um nebenbei ein Interview mit Eugene Hütz von Gogol Bordello zu führen. Die Senkrechtstarter aus New York, die sich gänzlich dem Gypsy-Punk verschrieben haben, waren zu Gast in Wiesbaden und die Gelegenheit auch ein paar Takte mit dem Chefideologen zu wechseln wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. 

Doch immer schön der Reihe nach. Da ich keinen festen Interviewtermin hatte, fuhr ich auf gut Glück bereits um 17 Uhr zum Schlachthof, um persönlich einen der Jungs abzugreifen und mich um ein Gespräch zu kümmern. Freundlicherweise luden mich Juri und Sergey (ihreszeichen Musiker der Band) in den Backstagebereich ein, wo ich dann mit Eugene ein Interview für 20 Uhr festsetzte. 


War sehr erfreut und tanzte pünktlich wie die Maurer wieder an, um jedoch festzustellen, daß mich der werte Herr Hütz vergessen hatte auf die Liste zu schreiben. Nachdem ich ihn dann Wein-vernichtend im Tourbus entdeckte und ihn auf den versäumten Termin hinwies erklärte er sich dann doch noch bereit ein Interview für 20.45 anzusetzen. Glücklicherweise torkelte er mir dann tatsächlich zur verabredeten Uhrzeit in die Arme und ich konnte ihn im Tourbus befragen, während er begleitend mit der Gitarre das ein oder andere Liedgut zum Besten gab.
Da ich bereits im Voraus erfahren hatte, daß Eugene Hütz nicht immer der einfachste Interviewpartner sein soll und er auch zum Zeitpunkt des Interviews bereits gut einen im Tee hatte, verlief das Gespräch dann auch dementsprechend chaotisch.

B: Hi Eugene. Danke, daß du dir doch noch Zeit für mich genommen hast. Wie läuft die Tour bis jetzt?
Eugene: Oh eigentlich ziemlich gut.
B: Wie ist die Stimmung zwischen den Bands. Kommst du gut mit den anderen Musikern aus?
Eugene: Ja mit ein paar von ihnen schon. Besonders mit den Jungs von 'Beduin Soundlash'. Mir gefällt die Art und Weise, wie sie Gitarre spielen. Meiner Meinung nach ist der Gitarrist ein Genie.

B: Was mich interessiert, ist wie du auf die Idee gekommen bist von Osteuropa nach New York zu ziehen. Was waren diesbezüglich deine Ambitionen?
Eugene: Nun, ich habe die Möglichkeit wahrgenommen die uns damals von der Amerikanischen Botschaft angeboten wurde: Sie haben sozusagen Flüchtlingen die Möglichkeit eines Aufenthaltes gegeben. Zu dieser Zeit war ich auch sehr von der Band 'Sonic Youth' besessen. Diese Truppe hat mein Denken über Musik völlig verändert. Als ich sie 1988 live in der Ukraine sehen konnte war mir klar, daß - egal wie - ich dahin wollte, wo diese Leute herkamen. Also habe ich 2 und 2 zusammengezählt und mich auf den Weg nach Amerika gemacht.

B: Wie hast du deine Bandmitglieder kennengelernt? Ihr kommt ja alle aus verschiedenen Teilen der Welt.
Eugene: Einige habe ich damals bei einem Casting für einen Film kennengelernt.

B: Dem Film mit Elijah Wood?
Eugene: Genau. Es hat jedoch 3 Jahre gedauert, bis die Band zu dem geworden ist, was sie heute ist. Am Anfang gab es nur mich und die Gitarre, dann war es plötzlich ein Trio und nun sind wir immerhin 9 Musiker. Es kam mir immer so vor, als würde alle 8 oder 9 Monate jemand dazukommen

B: Geht dieser Trend weiter, oder ist jetzt das Maximum erreicht?
Eugene: Nun ich denke, man muss auch irgendwann mal einen Strich ziehen, da wir ja auch das Geld auf 9 Leute aufteilen müssen.

B: Euer Musikstil ist ja bekanntermaßen ziemlich einzigartig. Welche Idee steckte dahinter, Gypsy Musik Traditionen mit dem Punk Rock zu verbinden?
Eugene: Es ging mir darum meine Autobiographie in der Musik auszudrücken. Das ist alles.

B: Reden wir mal über das Lied "Start wearing purple" vom aktuellen Album. In diesem Song geht es scheinbar um deine Ex-Freundin. Erzähl uns noch bitte etwas über die Entstehungsgeschichte zu diesem Lied:
Eugene: Nun das stimmt. Ich habe neben einer Gypsy-Lady gelebt und diese hat immer nur Lila getragen, egal um welches Kleidungsstück es sich handelte. Sie war wirklich bessen von dieser Farbe. Und um zu verhindern, daß meine Freunding auch so endet und letztendlich durchdreht, habe ich dieses Lied geschrieben.

B: Sozusagen eine Warnung an alle Frauen.
Eugene: Absolut!


B: Mir ist dieses Jahr auf dem Southisde-Festival aufgefallen, daß viele Zuschauer die eure Musik nicht kannten, im Nachhinein völlig erstaunt waren und das was sie gesehen haben schwer einordnen konnten. Bemerkst du diese Reaktion auf euren Konzerten auch? Immerhin seid ihr ja als Support für Danko Jones unterwegs.
Eugene: Stop! Wir sind nicht Support für Danko! Wir wurden als Headliner für diese Tour eingeladen und das einzige Land, in dem Danko Jones als Headliner auftritt ist Deutschland. Stell dir mal vor, wir spielen in der Brixton Academy in London und headlinen, während Danko Jones die erste Band des Abends ist. Aber meine Erfahrung hat mir schon gezeigt, daß das Publikum völlig überrascht ist, wenn es uns das erste mal sieht.

B: Kannst du uns etwas über den Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Publikum sagen?
Eugene: Puh, da gibt es eigentlich kaum einen Unterschied, wenn du die Wahrheit hören willst. Die Leute drehen überall gleich durch.

B: Ich habe gehört, daß ihr mal als Vorband für 'Cake' unterwegs wart. Da gibt es ja schon gewaltige Unterschiede in der Musik. Wie haben die unterschiedlichen Fangruppen auf eure Band reagiert?
Eugene: Jeder mag unsere Musik. Wir könnten auch für Slayer spielen oder Britney Spears. Das ist völlig egal. So siehts aus!

B: Hast du schon irgend eine Ahnung in welche Richtung sich das nächste Gogol Bordello Album entwickeln wird? 
Eugene: Es wird genau so sein, wie es zu sein hat.

B: Nenne uns bitte ein paar CDs, die ihr zur Zeit im Tourbus hört.
Eugene: Manu Chao und Skindred zum Beispiel.

B: Irgendwelche abschließenden Worte an unsere Leser?
Eugene: Die dürften alle auf der CD stehen.

B: Vielen Dank, daß du dir heute Abend doch noch Zeit für ein Interview genommen hast. Dir viel Spaß bei dem Auftritt später.
Eugene: Alles klar, dir auch!

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