London-Camden. Wer schon mal dort gewesen ist wird diesen Stadtteil der englischen Metropole ins Herz geschlossen haben. Umso schöner, dass in dieser Gegend der wunderbare Camden Crawl stattfindet. Kurze Fakten: 130 etablierte und neue Bands in dreißig Venues über ganz Camden verteilt. Hört sich ja schon mal ganz gut an.
Tag 1:
Nachdem am frühen Mittag des Freitag nach etwas Schlange stehen das begehrte Armband abgeholt wurde, ging es daran sich einen Plan für den Tag zu machen. Traditionell für den Camden Crawl ist, dass das Timetable immer erst am selben Tag bekannt gegeben wird. Macht das Ganze etwas spannender. Nach einem ersten Blick auf das Timetable machte sich etwas Ernüchterung breit. Denn es gab natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten, einige Überschneidungen von Bands die man doch gerne gesehen hätte. Aber auf welchem Festival ist das nicht so?
Nachmittags wurde als Einstimmung Pull Tiger Tail im Worlds End eingeplant. Der Pub war recht groß konnte jedoch den Ansturm an Menschen nicht ganz bewältigen, so dass das Gedrängel riesig war. Bei Pull Tiger Tail handelt es sich um eine englische Indie-Formation die bisher mit einigen Singles auf sich aufmerksam gemacht haben und auch live ihre Klasse mit Tracks wie „Animator“ und „Eugene“ unterstreichen konnten. Äußerst gelungen.
Die Stimmung auf den Straßen war prächtig und ausgelassen und am frühen Abend wurde als zweite Band Ida Maria im Koko abgefangen. Die Band enttäuschte keineswegs, aber ihre Musik wird in kleinen Clubs besser funktionieren als in einem großen Konzertsaal wie dem Koko. Mit Hits wie „Queen Of The World“, „Stella“ oder dem fantastischen „Oh My God“ hatten die Norweger das Publikum natürlich trotzdem ganz schnell auf ihrer Seite.
Vom Koko ging es dann fast bis ans andere Ende vom Camden in den Electric Ballroom, wo der Bombay Bicycle Club aufwartete. Diese Jungs, die gerade mal ihren Schulabschluss gemacht haben und sich nach ihrem Lieblingsrestaurant benennen, legten einen äußerst couragierten Auftritt hin und bleiben mit ihrem äußerst einprägenden Indiepop in positiver Erinnerung. Sollte hier bald ein Album erscheinen ist ihnen wahrscheinlich der Hype einer großen Musikzeitschrift sicher.
Nach dem ein oder anderen Kaltgetränk ging es dann weiter ins Monarch wo eine der positiven Überraschungen des Camden Crawls auftreten sollte. Im Guide wurde Fanfarlo als Sänger beschrieben, der so singt als sei er der letzte Mann auf Erden aber noch an Liebe glaubt. Sehr poetisch, aber doch wahr. Diese englisch-schwedische Combo besticht durch ihren Folk, der teilweise mit Geige und anderen ausgefallenen Instrumenten unterlegt ist. Rufus Wainwright lässt grüßen. Diese Band konnte den ganzen Raum mitreißen und überall waren lächelnde Gesichter zu sehen, die aus dem Staunen nicht mehr rauskamen. „We Live By The Lake“ und „Fire Escape“ sind Songs die Beachtung verdienen und einen hoffen lassen, dass es diese Band packt etwas größer rauszukommen. Verdient hätten sie es.
Im winzigen NW1 wurde dann zu später Abendstunde die Vorführung der Gruppierung The Answering Machine besucht. Legendär? Die Geburtsstunde einer großen Band? So Momente gibt es. Kurze Beschreibung aus dem Guide: „At a youth club dance where indie boys with floppy fringes kiss girls in polka dot dresses and vintage shoes, The Answering Machine would be the house band. They write guitar pop about love, loss and being young“. So wahr. Mit dem schmissigen “Lightbulbs” wurde das Set eröffnet. Und gleich wurde klar was diese Band auszeichnet. Für ihr doch zartes Alter haben sie die Fähigkeit Songs zu schreiben und Melodien zu zaubern die sich sofort im Gehörgang festsetzen. Absolute Qualität. Nach einigen Songs war die Menge so enthusiastisch, dass sie die äußerst kleine Bühne enterte und den Rest der Zuschauern den Blick auf die Band verwehrte. Der Sänger konnte es selbst kaum glauben und fragte das ein oder andere Mal, ob das was gerade geschieht real ist. „Oklahoma“, „Silent Hotels“, „Your Home Adress“ etc. sind alles Lieder die das Zeug haben zu Klassikern auf den Tanzflächen der Indieclubs dieser Welt zu werden. Der Sänger ließ sich zum Schluss in die Menge fallen und konnte sein Glück selbst kaum fassen. Diese Band wird spätestens mit Veröffentlichung ihres ersten Albums den Durchbruch packen. Hier wartet großes. Damit ging der erste ereignisreiche Tag des Camden Crawls vorbei und der Schlafsack in einer viel zu kalten Wohnung wartete.
Tag 2:
Nachdem die Füße vom ersten Tag doch recht geschädigt waren ging es erst einmal daran etwas Erholung zu suchen und es wurde der ein oder andere Kaffee zu sich genommen. Danach wurde dann mit Los Campesinos! im Koko der zweite Tag des Camden Crawls eröffnet. Diese im Moment gerade aufstrebende Band aus Cardiff macht einfach Spaß. Am ersten Tag wurde davon abgesehen, diese Band in einem hundert Leute fassenden Raum zu sehen, da die Chance Eintritt gewährt zu bekommen aufgrund der Beliebtheit der Band gegen Null tendierte. Mit „You, Me, Dancing“ oder „Death To Los Campesinos“ hat diese Band definitiv das Potential die Sommerband 2008 zu werden. Einfach frisch.
Auf dem Weg zu Effi Briest wurde dann noch der Songwriter Jay-Jay Pistolet in der Oh Bar besucht. Hier wurden nette Akustikstücke vorgetragen, die jedoch keiner weiteren Beschreibung bedürfen. Dasselbe gilt für Effi Briest. Diese im Underworld auftretende Damencombo aus New York konnte mit ihrem psychedelischen Rock auf ganzer Linie nicht überzeugen und sorgten dafür dass am Ende des Auftritts weniger Leute im Saal waren als zu Beginn. Schlechtes Zeichen. Nach dieser kleinen Enttäuschung ging es dann ins Black Cap um die ausgeflippten Florence And The Machine zu begutachten. Hier war wieder mal alles verstopft und man benötigte einige Minuten bis man einen gescheiten Platz gefunden hatte um sich den Auftritt anzuschauen. Ihre melodramatischen Popsongs wurden vom Publikum herzlichst angenommen und vor allem der Song „Postcards From Italy“ wurde ins Herz geschlossen.
Bevor der Auftritt von Florence And The Machine beendet war, mussten schon wieder die übermüdeten Beine angestrengt werden um nicht in einer endlosen Schlange vor einem Club namens Dingwalls zu verenden. Denn hier trat quasi zum Abschluss des Camden Crawls die gerade sehr erfolgreiche Elektro-Combo Crystal Castles auf. Dieses männlich-weibliche Duo aus Toronto ist für ihre wilden Auftritte bekannt und lässt gerne schon mal eine verwüstete Bühne zurück. Ihren großen Erfolg verdanken sie ihrem doch einzigartigen Sound der sich meist im Bereich eines mutierten Gameboy Soundtracks bewegt. Und es dauerte wirklich nicht lange, bis einige im überfüllten Club die Bühne bestiegen und die Security-Angestellten mit der Situation überforderten. Der weibliche Part von Crystal Castles, welcher den Gesang beisteuert, ging die Security etwas zu harsch an und provozierte somit fast einen Konzertabbruch, der dann jedoch zum Glück ausblieb. Als wieder alles in geregelten Bahnen verlief stand auch wieder die Musik im Vordergrund. Und Ausnahmesongs wie die neue Single „Courtship Date“ und „Untrust Us“ lassen dann auch bei einem eigentlich nicht so elektronisch begeisterten Musikkritiker das Herz höher schlagen. Das will was heißen. Ein kurzer aber heftiger Auftritt, der einen gelungenen Abschluss des Camden Crawls darstellen sollte.
Alles in allem ist der Camden Crawl eine Veranstaltung für die es sich lohnt den Weg von Deutschland nach England auf sich zu nehmen. Viele kleine aufstrebende Bands werden mit aktuell erfolgreichen Gruppen gemischt. Schade, sind natürlich die Überschneidungen, die es zum Beispiel nicht zuließen The Wombats, Soko oder Operator Please zu sehen. Schade, aber so ist es bei Festivals. Die ausgelassene Atmosphäre machte diesen kleinen Kritikpunkt jedoch ohne weiteres wett. Eigentlich ein Muss für jeden Musikliebhaber. Bis nächstes Jahr.
Tag 1:
Nachdem am frühen Mittag des Freitag nach etwas Schlange stehen das begehrte Armband abgeholt wurde, ging es daran sich einen Plan für den Tag zu machen. Traditionell für den Camden Crawl ist, dass das Timetable immer erst am selben Tag bekannt gegeben wird. Macht das Ganze etwas spannender. Nach einem ersten Blick auf das Timetable machte sich etwas Ernüchterung breit. Denn es gab natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten, einige Überschneidungen von Bands die man doch gerne gesehen hätte. Aber auf welchem Festival ist das nicht so?
Nachmittags wurde als Einstimmung Pull Tiger Tail im Worlds End eingeplant. Der Pub war recht groß konnte jedoch den Ansturm an Menschen nicht ganz bewältigen, so dass das Gedrängel riesig war. Bei Pull Tiger Tail handelt es sich um eine englische Indie-Formation die bisher mit einigen Singles auf sich aufmerksam gemacht haben und auch live ihre Klasse mit Tracks wie „Animator“ und „Eugene“ unterstreichen konnten. Äußerst gelungen.
Die Stimmung auf den Straßen war prächtig und ausgelassen und am frühen Abend wurde als zweite Band Ida Maria im Koko abgefangen. Die Band enttäuschte keineswegs, aber ihre Musik wird in kleinen Clubs besser funktionieren als in einem großen Konzertsaal wie dem Koko. Mit Hits wie „Queen Of The World“, „Stella“ oder dem fantastischen „Oh My God“ hatten die Norweger das Publikum natürlich trotzdem ganz schnell auf ihrer Seite.
Vom Koko ging es dann fast bis ans andere Ende vom Camden in den Electric Ballroom, wo der Bombay Bicycle Club aufwartete. Diese Jungs, die gerade mal ihren Schulabschluss gemacht haben und sich nach ihrem Lieblingsrestaurant benennen, legten einen äußerst couragierten Auftritt hin und bleiben mit ihrem äußerst einprägenden Indiepop in positiver Erinnerung. Sollte hier bald ein Album erscheinen ist ihnen wahrscheinlich der Hype einer großen Musikzeitschrift sicher.
Nach dem ein oder anderen Kaltgetränk ging es dann weiter ins Monarch wo eine der positiven Überraschungen des Camden Crawls auftreten sollte. Im Guide wurde Fanfarlo als Sänger beschrieben, der so singt als sei er der letzte Mann auf Erden aber noch an Liebe glaubt. Sehr poetisch, aber doch wahr. Diese englisch-schwedische Combo besticht durch ihren Folk, der teilweise mit Geige und anderen ausgefallenen Instrumenten unterlegt ist. Rufus Wainwright lässt grüßen. Diese Band konnte den ganzen Raum mitreißen und überall waren lächelnde Gesichter zu sehen, die aus dem Staunen nicht mehr rauskamen. „We Live By The Lake“ und „Fire Escape“ sind Songs die Beachtung verdienen und einen hoffen lassen, dass es diese Band packt etwas größer rauszukommen. Verdient hätten sie es.
Im winzigen NW1 wurde dann zu später Abendstunde die Vorführung der Gruppierung The Answering Machine besucht. Legendär? Die Geburtsstunde einer großen Band? So Momente gibt es. Kurze Beschreibung aus dem Guide: „At a youth club dance where indie boys with floppy fringes kiss girls in polka dot dresses and vintage shoes, The Answering Machine would be the house band. They write guitar pop about love, loss and being young“. So wahr. Mit dem schmissigen “Lightbulbs” wurde das Set eröffnet. Und gleich wurde klar was diese Band auszeichnet. Für ihr doch zartes Alter haben sie die Fähigkeit Songs zu schreiben und Melodien zu zaubern die sich sofort im Gehörgang festsetzen. Absolute Qualität. Nach einigen Songs war die Menge so enthusiastisch, dass sie die äußerst kleine Bühne enterte und den Rest der Zuschauern den Blick auf die Band verwehrte. Der Sänger konnte es selbst kaum glauben und fragte das ein oder andere Mal, ob das was gerade geschieht real ist. „Oklahoma“, „Silent Hotels“, „Your Home Adress“ etc. sind alles Lieder die das Zeug haben zu Klassikern auf den Tanzflächen der Indieclubs dieser Welt zu werden. Der Sänger ließ sich zum Schluss in die Menge fallen und konnte sein Glück selbst kaum fassen. Diese Band wird spätestens mit Veröffentlichung ihres ersten Albums den Durchbruch packen. Hier wartet großes. Damit ging der erste ereignisreiche Tag des Camden Crawls vorbei und der Schlafsack in einer viel zu kalten Wohnung wartete.
Tag 2:
Nachdem die Füße vom ersten Tag doch recht geschädigt waren ging es erst einmal daran etwas Erholung zu suchen und es wurde der ein oder andere Kaffee zu sich genommen. Danach wurde dann mit Los Campesinos! im Koko der zweite Tag des Camden Crawls eröffnet. Diese im Moment gerade aufstrebende Band aus Cardiff macht einfach Spaß. Am ersten Tag wurde davon abgesehen, diese Band in einem hundert Leute fassenden Raum zu sehen, da die Chance Eintritt gewährt zu bekommen aufgrund der Beliebtheit der Band gegen Null tendierte. Mit „You, Me, Dancing“ oder „Death To Los Campesinos“ hat diese Band definitiv das Potential die Sommerband 2008 zu werden. Einfach frisch.
Auf dem Weg zu Effi Briest wurde dann noch der Songwriter Jay-Jay Pistolet in der Oh Bar besucht. Hier wurden nette Akustikstücke vorgetragen, die jedoch keiner weiteren Beschreibung bedürfen. Dasselbe gilt für Effi Briest. Diese im Underworld auftretende Damencombo aus New York konnte mit ihrem psychedelischen Rock auf ganzer Linie nicht überzeugen und sorgten dafür dass am Ende des Auftritts weniger Leute im Saal waren als zu Beginn. Schlechtes Zeichen. Nach dieser kleinen Enttäuschung ging es dann ins Black Cap um die ausgeflippten Florence And The Machine zu begutachten. Hier war wieder mal alles verstopft und man benötigte einige Minuten bis man einen gescheiten Platz gefunden hatte um sich den Auftritt anzuschauen. Ihre melodramatischen Popsongs wurden vom Publikum herzlichst angenommen und vor allem der Song „Postcards From Italy“ wurde ins Herz geschlossen.
Bevor der Auftritt von Florence And The Machine beendet war, mussten schon wieder die übermüdeten Beine angestrengt werden um nicht in einer endlosen Schlange vor einem Club namens Dingwalls zu verenden. Denn hier trat quasi zum Abschluss des Camden Crawls die gerade sehr erfolgreiche Elektro-Combo Crystal Castles auf. Dieses männlich-weibliche Duo aus Toronto ist für ihre wilden Auftritte bekannt und lässt gerne schon mal eine verwüstete Bühne zurück. Ihren großen Erfolg verdanken sie ihrem doch einzigartigen Sound der sich meist im Bereich eines mutierten Gameboy Soundtracks bewegt. Und es dauerte wirklich nicht lange, bis einige im überfüllten Club die Bühne bestiegen und die Security-Angestellten mit der Situation überforderten. Der weibliche Part von Crystal Castles, welcher den Gesang beisteuert, ging die Security etwas zu harsch an und provozierte somit fast einen Konzertabbruch, der dann jedoch zum Glück ausblieb. Als wieder alles in geregelten Bahnen verlief stand auch wieder die Musik im Vordergrund. Und Ausnahmesongs wie die neue Single „Courtship Date“ und „Untrust Us“ lassen dann auch bei einem eigentlich nicht so elektronisch begeisterten Musikkritiker das Herz höher schlagen. Das will was heißen. Ein kurzer aber heftiger Auftritt, der einen gelungenen Abschluss des Camden Crawls darstellen sollte.
Alles in allem ist der Camden Crawl eine Veranstaltung für die es sich lohnt den Weg von Deutschland nach England auf sich zu nehmen. Viele kleine aufstrebende Bands werden mit aktuell erfolgreichen Gruppen gemischt. Schade, sind natürlich die Überschneidungen, die es zum Beispiel nicht zuließen The Wombats, Soko oder Operator Please zu sehen. Schade, aber so ist es bei Festivals. Die ausgelassene Atmosphäre machte diesen kleinen Kritikpunkt jedoch ohne weiteres wett. Eigentlich ein Muss für jeden Musikliebhaber. Bis nächstes Jahr.
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