2010/12/15

[Konzerte] Jimmy Eat World - 21.08.2007 - Support: Jonas Goldbaum - Bürgerhaus Stollwerck/Köln

Sie könnten das Palladium füllen. Immerhin die zweitgrößte Konzerthalle von Köln. Aber nein. Sie suchen sich für einen exklusiven Clubgig das kleine Gebäude 9 in Köln aus. Da war die Begeisterung, wie auch die Kartennachfrage riesig, so dass das Konzert in das etwas größere Bürgerhaus Stollwerck verlegt wurde. Das heißt jedoch nicht, dass das Konzert dadurch auch nur etwas an Intimität eingebüßt hätte. Denn auch dieser Konzertsaal wusste mit Empore und gemütlicher Größe zu überzeugen.

Und wann hat man schon mal die Möglichkeit die Helden der Zunft Jimmy Eat World in einem solch kleinen Rahmen zu erleben. Die Zeiten gab es mal, sind aber nach ihrem Bleed American-Durchbruch unlängst vorbei. Umso größer die Freude als die Ankündigung dieses Konzerts auf deren Homepage zu lesen war.
Grund des Konzerts war die Erscheinung ihres neuen Albums Chase This Light, welches im Oktober das Licht der Plattenläden erblicken wird. Vor Beginn des Konzerts stellte sich jedoch eine Frage. Bei der vorangehenden Amerika-Tour des Quartetts wurde der Fokus eher auf die ruhigeren Stücke der Band gelegt. Songs, die bei Konzerten sonst eher stiefmütterlich behandelt wurden. Von einer Mellow-Tour war daher die Rede. Also was gab es zu erwarten? Ein Konzert mit „A Praise Chorus“ und Konsorten oder eher mit „23“ und seinen Freunden. 

Nachdem die Vorband Jonas Goldblum (ein sympathischer österreichischer Mix von Tocotronic und Sportfreunden Stillern) ihre Instrumente wieder eingepackt hatte wurde diese Frage schnell beantwortet. Mit einem riesigen Jimmy Eat World Banner im Hintergrund betraten die Vier dann schließlich die Bühne und legten mit „A Praise Chorus“ kräftig los. Also erstmal nichts mit mellow und ruhige Kugel schieben. Der Opener ist natürlich ein Klassiker mit dem man nichts falsch machen kann. „Crimson and Clover / Over And Over“. Zeitlos. Ohne viel Zeit zu verlieren ging es weiter mit „Authority Song“, „Work“, „Polaris“ und „Disintegration“. Bei letzterem handelt es sich um einen dieser ruhigeren Songs, die auf Konzerten sonst nicht zu hören sind. Aber live ist dieses Stück an Pathos und Emotionen kaum zu toppen. 

Was weiter folgte war eine Mixtur entnommen aus ihren Longplayern „Clarity“, „Bleed American“ und „Futures“. „Lucky Denver Mint“, „If You Don´t Don´t, „Futures“, „Ten“. Wenn diese Band wollen würde könnte sie auch drei Stunden am Stück spielen, weil ihre Hitdichte anscheinend unausschöpfbar ist. Der Hörer fragt sich immer: Was kommt als nächstes? Und dann kommt ein Song wie „Get It Faster“ und man denkt sich: Klar, den gab es ja auch noch. Aber was könnte jetzt noch kommen? Ach. Na klar. „Goodbye Sky Harbour“. Und so geschieht es die ganze Zeit.


Bei „Blister“ kommt es wie immer zu Gänsehautmomenten wenn der ganze Saal mit Tom Linton „And How Long Would It Take Me To Walk Across The United States All Alone?“ anstimmt. Momente, die hängen bleiben. Auf „Blister“ folgt „Sweetness“, welches natürlich nochmal für einen fröhlichen, tanzenden, singenden, hüpfenden Saal sorgt. Enthusiasmus bei Band und Publikum.

Danach verabschiedeten sich Jimmy Eat World erst einmal von der Bühne um für einen grandiosen Zugabenblock wiederzukommen. Jim Adkins erscheint zuerst alleine mit einer Akustikgitarre, um damit den größten Hit der Band in neuem Gewand vorzutragen. Das vielleicht schon etwas verbrauchte „The Middle“ bekam dadurch wieder frischen Wind in die Segel und begeisterte alle. Dann folgt „Hear You Me“ und damit der eigentliche Höhepunkt des Konzerts. Das vielleicht emotionalste und traurigste Lied aller Zeiten hat bestimmt bei dem einen oder anderen eine Träne ins Auge gezaubert. „May Angels Lead You In“. Ein einziger Traum. Mit „Bleed American“ und „Pain“ wurde das Konzert dann beendet.

Eine Stunde und vierzig Minuten Emotionen auf höchstem Niveau mit einer Setlist vom Feinsten. Der ein oder andere wird natürlich sagen, dass die Band auf der Bühne zu wenige geredet hat und nicht viel Konversation mit dem Publikum betreibt. Aber was interessiert das? Ich will keine politischen Statements von Menschen hören, die vielleicht überhaupt gar keine Ahnung davon haben. Ich gehe auf ein Konzert der Musik wegen. Und wenn man der Band während des Konzerts in die Gesichter schaut, dann weiß man ganz genau, dass sie es schätzen, dass so viele Menschen ihrer Musik wegen weite Wege hinter sich gebracht haben. Was braucht es da an vielen Worten?

Besser geht es nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen