2010/12/14

[Konzerte] Jimmy Eat World - 27.02.2005, Support: Appartment - Palladium/Köln

Köln ist eine symphatische Stadt, zwar gleichen die dortigen Temperaturen zu unserer Ankunft denen des nördlichen Polarkreises und lädt auch das alte, aus Backsteinen zusammengezimmerte, Mülheimer Industriegebiet nicht gerade dazu ein, seinen Urlaub hier zu verbringen. Dennoch scheinen die Menschen hier um einiges netter als in Frankfurter Raum zu sein.

Schon bei der Parkplatzsuche hilft uns „Officer Friendly“ so gut er kann und kaum sind wir die ersten hundert Meter gelaufen, werden wir von einem älteren Herr darauf angesprochen, welches Konzert wir denn besuchen wollten. Auf unsere Antwort folgt ein fünfminütiger Monolog, darüber welche Stars er fotografiert und was er für ein bewegtes Leben hat. Wie um seine Aussagen zu unterstreichen, läuft dem Kerl ununterbrochen die Nase. Der Kerl hätte für BAP’s „Jupp“ verantwortlich sein können. Interessant.

Kurz vor sieben bildet sich auf beiden Seiten der Schanzen-Str. eine lange Schlange, auf der einen Seite stehen die Normalos, Typen wie du und ich, um sich Jimmy Eat World anzuschauen, auf der anderen Strassenseite frieren sich schwarzgekleideten Fans von „Within Temptation“ die in Leder gepackten Nüsse ab. Trotz der Menschenmenge geht der Einlass dank eher laschen Kontrollen recht zügig vonstatten und schon steht man in der Halle, die den Eindruck eines alten Eisenbahndepots macht. Da das Konzert von der wesentlich kleineren „Live Music Hall“ hier ins „Paladium“ verlegt wurde, ist die Halle auch bei Beginn der Londoner Vorgruppe Apartement nicht vollständig gefüllt. Die Vorband selbst machte Rockmusik im Hives Stil, das dämliche Gepose des Frontmanns erinnert ebenfalls an die Schweden. 45 Minuten später ist der Spuk zu Ende und um viertel nach neun betreten Jimmy Eat World die Bühne und gehen mit ihrem Überhit „Bleed American“ auch gleich in die vollen. Jim Atkins jetzt mit relativ langen Haaren ausgestattet, geht um knappe Zehn-Abgeh-Punkte steiler als auf dem 2002er Strasburg-Konzert. Von wildem Rumgehüpfe, über Freudenschreie, bis hin zu Improvisationen reicht das Repertoire des Sängers, ohne, dass es wie bei der Vorgruppe deplaziert wirken würde.

Die Jungs freuen sich offensichtlich in Köln zu sein, und verbinden laut Atkins auch ein besonderes Event mit dieser Stadt. Der erste Gig ausserhalb den USA. Ansonsten halten sich die vier Amis mit ihren Ansagen dezent zurück und konzentrieren sich auf das wesentliche. Blister, Sweetness, Futures, If you don’t don’t, Get it faster, Lucky Denver Mint. Egal welches Album angespielt wird, Hit reiht sich an Hit. Das Publikum, das zu weiten Teilen aus Frauen besteht geht tierisch ab, singt jeden Song fehlerfrei mit und gerade bei den „wohoo“ –Passagen, die ja wirklich jeder kennt und textsicher (höhö) mitsingen kann, geht die Band im allgemeinen Trubel soundtechnisch unter. Dummerweise ist auch das schönste und intensivste Konzert nach relativ kurzer Zeit zu Ende und man fragt sich was denn überhaupt noch an Zugaben kommen kann. „Eigentlich ham se doch alle Hits gespielt“.

Und kaum sind die Jungs nach frenetischen "Zugabe" Rufen nahezu auf die Bühne gezerrt worden, wird man eines besseren belehrt. „Praise Chorus“, „The Middle“ und „Pain“ runden den Auftritt ab. Herrlich.

Was fällt also auf im Jimmy Eat World Vergleich von 2002 zu 2005. Die vier Buben sind definitiv Bühnensicherer geworden, haben meiner Meinung nach noch mehr Spass an der Sache und einen schlechteren Geschmack was Vorgruppen angeht. Eins haben die Amis aber nicht verlernt, den Sinn und das Händchen nette Lieder zu schreiben, die ganz tief reingehen.

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