Bereits Anfang des Jahres hatten The Kills den Norden Deutschlands musikalisch versorgt, nun beehrten sie im November auch die südlichen Kreise. Man war schon wochenlang in leichter Anspannung auf das anstehende Konzert, denn zuletzt hatten sich Miss Mosshart (VV) und Mister Hince (Hotel) 2005 blicken lassen.
Nachdem die Vorband gOOD mORNING fRIDGE bUZZ von dannen gezogen ist, bedarf es einer längeren Umbaupause, die bei der doch sehr überschaubaren Anzahl von Instrumenten etwas unruhig werden lässt. Schließlich erobern Hotel und VV die Alte Feuerwache. Erstmal ein Zigarettchen geraucht, was auch das Publikum dazu animieren zu scheint, beginnt VV dann die ersten Zeilen zu U.R.A. Fever ins Mikrofon zu ächtzen. Wild schmeißt sie die Haare durch die Luft und tanzt lasziv mit ihrem Mikrofonständer, Hotel hingegen scheint auf eine eher gelassen-intensive Weise in seiner Musik aufzugehen. Die starke Bühnenpräsenz wird besonders durch die rebellische und doch so faszinierend-sympathische Art der Beiden bestimmt. Sie füllen den Raum mit sich und ihrer Musik.
Aber auch ein solch virtuoses Ge- und Bespiele, welches auf der Bühne vor sich geht, kann nicht über die deutliche Diskrepanz zur Tonträgerqualität hinwegtrösten. Sehr hart sind die Klänge, scharfkantig, fast schon blechern und maschinell - es entsteht eine kühle Atmosphäre in der Alten Feuerwache. Die abgerundeten, ausgleichenden Elemente sind rar, welche ein Album wie Midnight Boom in sich so stimmig machen. Songs wie Alphabet Pony oder Hook &Line funktionieren so sehr gut, andere hingegen tun sich schwer, die Feinheiten des Klangs auch in ihrer Tiefe zu entfalten. Sour Cherry frisst sich förmlich durch den Raum, hinterlässt einen stechenden Schmerz, der Tape Song büßt seine definierte Komposition ein. Da ein Vergleich mit anderen Auftritten der Band fehlt, bleibt die Frage, ob die vermeintlich schlechte Akustik der Location der Perfektion des Abends zum Verhängnis wird. Unerwartet bei diesen Klangverhältnissen hingegen dann wieder die Klarheit bei Black Balloon oder Last Day of Magic.
Der Vorgänger Now Wow ist an diesem Abend lediglich mit dem gleichnamigen Track vertreten, weshalb auf einige Lieblinge wie Love Is A Deserter oder The Good Ones verzichtet werden muss. Dafür wird das Publikum umso mehr mit Songs des aktuellen Longplayers Midnight Boom verwöhnt, der den absoluten Schwerpunkt der heutigen Setlist darstellt. Hits, die man vielleicht eher gegen Ende des Auftritts respektive in der Zugabe erwartet hätte, werden bereits in der Mitte des Abends zum Besten gegeben. Somit ist es auch immanent, dass die Songauswahl keine gewohnte Dramaturgie verfolgt. Vielmehr liegt der musikalische Höhepunkt im zweiten Drittel und klingt schließlich langsam in der Zugabe aus. Hier besinnt man sich seiner Wurzeln und packt gleich 2 Coverversionen ins Zugabenpaket. Es ist eine Art Midnight Boom, welcher die Ohren des Publikums nahezu zerplatzen lässt, wenn VV und Hotel mit Dropout Boogie sich und die Gitarre in die Knie spielen.
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