2010/12/16

[Platten] The Blood Brothers - Young Machetes

ImageWenn man sich die Platten der Blood Brothers anhört, stellt sich einem doch wirklich die Frage: Wie wollen die das eigentlich live über 60 Minuten aushalten? Geht das rein stimmtechnisch? Wer jetzt denkt, daß die Jungs aus Seattle mit ihrem 5. Studioalbum einen Gang zurücklegen, um auf der Bühne im Rahmen der nächsten Tour keinen körperlichen Totalausfall zu erleiden, der liegt komplett falsch. Denn es geht lustig weiter im Akkord. 

Mit 'Crimes' schafften die 5 Jungs vor 2 Jahren endlich den großen Durchbruch und bisher hat es auch keine neue Band gewagt ihren Stil zu kopieren oder diesem nachzueifern. An den Blood Brothers gemessen zu werden könnte auch zwangsweise in die Hose gehen, denn auf dem neuen Album entwickeln sich die sympatischen Herren noch eine Spur weiter, anstatt bei ihrem alten Erfolgsrezept stehen zu bleiben. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt scheint die Devise zu lauten!

"Fire, fire, fire!" dröhnt es einem entgegen, sobald man die Playtaste gefunden hat. Das Chaos beginnt mal wieder - immer her damit! Mit 'Set fire to the face on fire' ist der Band ein absolut genialer Song gelungen - sehr ansprechender Text und auf die übliche stimbandzerreissende Art vorgetragen, wie man es gewohnt ist. 'We ride skeletal lightning' wirkt stark an die 'Crimes' - Zeit angelehnt und leicht poppig. Was folgt ist mit 'Laser life' die erste Videoauskopplung von 'Young machetes'. Fetter Ohrwurm, der zuerst sehr strukturiert und abgeklärt klingt, jedoch nach knapp 2 Minuten in das totale Chaos übergeht. Du denkst, du kannst sie einschätzen, aber das kannst du nicht - Blood Brothers eben. Bei den Tracks 'You´re the dream unicorn!' und 'Vital beach' fliegt einem einfach alles um die Ohren und besonders letzterer kann komplett überzeugen und gehört mit Sicherheit auch zu den stärksten der Platte.

Was nun kommt ist signifikant für die stetige Weiterentwicklung der Band: 'Spit shine your black clouds' fängt ein wie ein Dancefloor-Track, schlägt schließlich mit einem langen Pianopart ruhige Töne an und kommt bis zum Ende ohne ein Kreischgelage der besonderen Art aus. Etwas, was man von der Band bisher nicht gewohnt war. Man denkt nun, daß die kurze Verschnaufpause dafür genutzt wird, um ein Paar Hörer zu verunsichern und ihnen im Anschluss wieder mit allen möglichen Mitteln der Kunst die Riffs um die Ohren zu ballern. Nene, dem is nicht so. Knapp 3 Minuten wird nur auf Halbgas gekocht, dann wird wieder geballert. Ein richtiges Überraschungsei dieser Silberling! Bei 'Nausea shreds yr head' geht es wieder in üblicher Blood Brothers-Manier zu und selbst 'Rat rider' dürfte für die Tanzfleiche teilweise einfach zu schnell sein. Tierisch beeindruckend, wie die Jungs alles Mögliche durcheinanderkloppen und im Endeffekt nicht einmal nervig oder peinlich klingen. 'Street wars/Exotic foxholes' kommt wieder sehr gemäßigt daher, wobei der finale Track 'Giant swan' auch direkt anknüpft. Aber die Blood Brothers wären nicht die Blood Brothers, wenn sie nach 3 Minuten den Spieß mal eben umdrehen würden und alle Dämme zum Brechen bringen. Sehr würdiger Abschluss einer sehr überzeugenden CD. 

Wenn die Jungs es schaffen die nächste CD ähnlich überraschend und schwungvoll zu gestalten haben sie meinen vollen Respekt. Es schaffen nicht viele Bands quasi ein eigenes Genre zu kreiren, an das sich niemand herantraut - und dann nicht einmal die Anstalten zu machen in Richtung eines anderen abzugleiten. Hier sind definitiv ganz große Musiker am Werk. Kaufen, marsch marsch!
Tracklist:

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