Der zweite Release auf dem Marburg Label „quadratisch rekords“ kommt von einer Formation mit dem orientalisch anmutenden Namen „Al A Malaka“ (sprich: Al A Maleyka). Ein offensichtlich orientalischer Name. Schon der Blick ins Instrumentenverzeichnis lässt tief blicken: da stehen Klarinette, Schlagzeug und elektrischer Kontrabass, vereint mit Merkwürdigkeiten wie „Oud“ und „Baglama“. Auch Cello und Melodika spielen auf, von bretternden elektronischen Gitarren oder gar Vocals jedoch keine Spur. Da bin ich ja erst mal skeptisch!
Muss ich aber nicht.
Die im Titel implizierten „wüsten Klänge“ sind weniger wüst als befürchtet, vielmehr dafür konzipiert, den Hörer an die Wüste denken zu lassen - und an Beduinen und Kamele, an schöne arabische Augen die dir aus ihren Schleiern heraus Blicke zuwerfen, an muskulöse Männer die den ganzen Tag nix anderes zu tun haben als Schlangen zu beschwören und Schwerter zu schlucken. Al A Malaka wollen orientalisch klingen und verdammt noch mal, das tun sie auch. Es treffen sich hier offensichtlich 5 Musiker, die ihren Spaß an der Musik des Morgenlandes haben und ihre Instrumente nebenbei auch perfekt beherrschen. Besonders die Klarinette tut sich immer wieder hervor, aber auch die restlichen Instrumente harmonieren hervorragend miteinander. Ich schließe die Augen und bin im Orient: Das Konzept geht auf. Ich erlebe sternenklare Nächte unter Palmen in der Wüste, ich tanze mit oben angesprochenen verschleierten Frauen um ein Feuer und ich schlucke 40 Minuten lang eifrig ein Schwert nach dem andren. Songs wie „Yavas, Yavas“ klingen für mich als sei ich Gast auf einer türkischen Hochzeit, „Malariafliege“ könnte einen arbeitsamen Tag unter praller Sonne umschreiben. Inklusive Mittagspause.
Nebenbei entdecke ich bei genauem Hinhören doch einige Funken Modernität. Die ein oder andere Baglama könnte so oder so ähnlich auch in abendländischen Poprocknummer gezupft werden, und gerade das Schlagzeug verleiht dem Ganzen häufig einen Touch heutiger Zeit und hiesiger Lokalität. Ab und an wird’s ein bisschen unangenehm, etwa wenn Klarinette und Schlagzeug in „Camel Trouble“ leicht dysharmonieren – aber dies sind nur Momente und passen augenscheinlich ins Selbstverständnis des beherbergenden Labels. Ob man das gut oder schlecht finden soll, darüber lässt sich streiten. Vielleicht kann man der Gruppe außerdem vorwerfen, das sich nach einer Weile eine gewisse Monotonie einstellt. Es wird zwar versucht das zu umgehen (z.B. in „Was Frisöre können, können nur Frisöre“), doch ist das dank der Instrumentenwahl nicht ganz einfach. So beherrscht vor allem besagte Klarinette das Geschehen – zwar abwechslungsreich – doch man muss sich schon ein bisschen reinhören, um sich nicht bei Song 8 an Lied Nummer 3 zu erinnern. Doch auch das klappt nach einer Weile.
Natürlich muss zum Schluss folgendes angemerkt sein: hier handelt es sich nicht um Partymusik à la Panjabi MC, es geht hier fast durchweg ruhig und atmosphärisch zu (auch wenn beim Basslauf in „Zavalli Cavalli“ schon fast Rock’N’Roll Feeling aufkommt) So eignet sich das Ganze wohl eher entweder für Liebhaber oder Kenner (orientalischer) Musik oder für Freunde der gepflegten, anspruchsvollen Hintergrundentspannung. Ich würde mich nicht unbedingt als ersteres bezeichnen, aber für zweiteres liefern mir Al A Malaka mit „Wüste Klänge“ willkommenen Stoff.
VÖ: 01.10.2009 quadratisch rekords www.myspace.com/alamalaka
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen