Manchmal erlebt man einfach diese magischen Abende: Eine aufstrebende Band spielt in einem kleinen Club und man hat im Anschluss das Gefühl, den Beginn einer großen Musikkarriere miterlebt zu haben. Eben so ein Gefühl kam gestern Abend in Frankfurt auf. Grund dafür waren The Gaslight Anthem aus New Jersey.
Als wir deren Sänger Brian gestern kurz vor Konzertbeginn vor dem Nachtleben für ein Interview trafen, klagte er uns zuerst sein Leid. Das ewige Touren (29 Konzerte in 30 Tagen) hatten seinen Tribut gezollt und der Gedanke, dass dies die letzte Show der Tour werden sollte, stimmte ihn selig. Auch eine Band die das Touren liebt, hat irgendwann einfach die Schnauze voll. Von Müdigkeit sollte jedoch wenig später auf der Bühne nicht mehr viel zu sehen sein.
Den Anfang an diesem Abend machten jedoch Driving Range aus Hanau. Diese waren kurzerhand für Empty Vision – ebenfalls aus Hanau – ins Boot gesprungen, da diese den Termin scheinbar nicht wahrnehmen konnten. Solide Show der Truppe, die nach einer halben Stunde ihr Ende fand.
Als The Gaslight Anthem um viertel vor 10 schließlich die kleine Bühne des Nachtlebens betrat und mit „Drive“ den ersten Knaller in Richtung Publikum jagte, war ich ein wenig enttäuscht. Hatte ich doch erhofft, den Song im Zugabeset zu hören. Nun ja, meckern bringt auch nichts und genug geniale Lieder hatten die 4 Jungs sowieso noch in Petto. Was folgte waren fast durchweg Lieder von der „Sink or swim“-Platte und der „Senor and the Queen“-EP. In den ersten Reihen zahlreiche textsichere Fans und im restlichen Raum des Nachtlebens zufriedene und staunende Gesichter. Was auf Platte schon energiegeladen klingt, entfaltet erst auf der Bühne seine völlige Kraft. Songs wie „Wooderson”, “The navesink banks”, “I´da called you Woody, Joe”, “Angry Johnny and the radio”, “We´re getting a divorce, you keep the dinner”, “Red at night”, “Senor and the queen” und “Blue Jeans and white T-Shirts” wurden wundervoll und sympatisch vorgetragen. Zur Freude knapp 150 Zuschauer. Vom Ende August erscheinenden Longplayer „The 59 Sound“ spielten sie auch eben nur diesen Titeltrack. Dieser ist zwar erst seit einigen Tagen auf ihrer Myspace-Seite zu finden, der Textsicherheit mancher Damen und Herren in den ersten Reihen schien dies jedoch keinen Abbruch zu tun.
Während sie in anderen Clubs ihrer Tour Berichten zu Folge etwa 50 Minuten absolvierten, legten The Gaslight Anthem an diesem Abend ein 75-minütiges Set hin. Drei Zugabesets inklusive. Tracks wie „Say I won´t (Recognize)“ und „We came to dance“ wurden zu Titeltracks des Abends und da irgendwann einfach die Lieder ausgingen, griff man auf altbewährte Cover zurück.
Das Nachtleben hatte sich mittlerweile in eine finnische Sauna verwandelt. Als schließlich der letzte Ton aus der Gitarre von Sänger Brian den Weg durch die Amps fand, und er sich mit einem „See you next year“ von dem geplätteten Publikum verabschiedet hatte, suchte die Menge umgehend den Weg an die frische Luft. Mit Gänsehaut auf Kopf und Armen. Und dem Wissen, sie vielleicht nie wieder in einem so kleinen Rahmen sehen zu können.
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