Sold out. Das stand in großen Lettern über dem Eingang der Carling Academy in Birmingham geschrieben. Auch wenn das neue Album „Chase This Light“ von der Anhängerschaft mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, schien das der Euphorie keinen Abbruch zu tun. Denn natürlich hat die Band mit „Clarity“ und „Bleed American“ zwei Longplayer für die Ewigkeit aufgenommen, von deren Erfolg sie auch heute noch profitieren. Als Support fungierte eine Band namens Sparkadia aus Australien. Nicht wirklich der Special Guest auf dem man gewartet hat. Ziemlich austauschbar und beliebige Gitarrenmusik, die nicht weiter im Gedächtnis hängen bleiben wird.
Jimmy Eat World betraten dann um Punkt Neun unter begeisterndem Jubel die Bühne und legten gleich mit „Big Casino“ los. Der Opener von „Chase This Light“ ist live noch eine Spur besser als die Albumversion. Denn es gibt keine zugemischten Effekte und keine Backgroundchöre. Es klingt natürlicher. Und genau das ist es, was dem neuen Album gefehlt hat. Natürlichkeit. Live machen sie das jedoch allemal wieder wett. Get Up, Get Up...
Das wunderbare „Sweetness“ wird gleich danach verfeuert und sorgt natürlich für Gänsehaut als Jim Adkins mit einem „Sing It Back…“ den Saal zum Mitsingen auffordert und ihm eine Wand von dreitausend Zuhörern ein „Oooooh“ zurückwirft. Die Setlist zieht sich durch die ganze Schaffensphase der Band. Aber leider wird die geniale „Static Prevails“ vollkommen außer Acht gelassen, obwohl diese doch so herrliche Rohdiamanten beherbergt. „Episode IV“ oder „Thinking That´s All“ gehören einfach dazu um auch die Fans der ersten Stunde zu befriedigen. Aber irgendwann gibt es einfach nun mal zu viele Tracks zur Auswahl, um alle Anwesenden zu befriedigen. Traurig, aber wahr.Die Band spielte sich jedoch wie immer wortkarg aber voller Euphorie und Enthusiasmus durch ihr Set. Die spielen ihre Songs nicht einfach runter. Sie zelebrieren sie. In Perfektion. Mit dem epischen und ebenso genialen „23“ und „Pain“ wurde das reguläre Set beendet. Der obligatorische Zugabenblock ließ dann auch nicht lange auf sich warten und wurde mit der neuen Version von „Your House“ begonnen. Diese Neuinterpretation ist ein Hauptgewinn und lässt viele im Saal dahinschmelzen. Zwei Konzertbesucher, die vor mir standen schüttelten ob der vorgetragenen Darbietung nur ungläubig den Kopf und lächelten. Ist das nicht was jede Band bei einem Besucher erreichen will? Das traurige „Hear You Me“ und der beste Songs des neuen Albums „Dizzy“ versetzten das Publikum nochmals in Verzückung bevor "The Middle" einen schönen endgültigen Schlusspunkt setzte.
Natürlich wurden Perlen wie „Lucky Denver Mint“ und „A Praise Chorus“ vermisst und auch die kurze Spielzeit ließ den ein oder anderen Kritik üben. Aber die dargebotene Perfektion, Enthusiasmus und Spielfreude kompensieren alles. Und wieder ein Abend an dem sie mehrere tausend Menschen glücklich nachhause gehen lassen.
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