Open Flair. Begleitet unseren Redakteur Flo drei Tage über das nordhessische Festival. Lest über Pfützen, Pässe und kotzende Jugendliche.
12.08.2010
Sinnflutartiger Regen fällt vom Himmel. Die Abfahrt aus Frankfurt verzögert sich nach hinten. So richtiges Festivalfieber mag nun wirklich nicht aufkommen. Der Gedanke an matschverzierte Füsse und grölende Campingnachbarn hebt die Stimmung ungemein. Das veraltete Navi des Verfassers dieser Zeilen sorgt schließlich knapp 100 Kilometer vor dem Ziel noch für ein bisschen Sonderprogramm. Schließlich ramme ich zu allem Überfluss in irgendeinem Provinzdorf auch noch einen Kreisel und deformiere unabsichtlich die dortige Bepflanzung.
Endlich erreiche ich Eschwege, meinem Heimatort für die nächsten Tage. Der Regen, ein ständiger Begleiter auf meiner Anfahrt biegt in Richtung Kassel ab und langsam aber sicher habe ich echt Bock auf das Open Flair. Hier scheint der ganze Ort eingebunden zu sein. Die Altstadt ist mit Bannern zugehängt, die Pizzerien vergolden ihre Teigfladen und alle Einheimischen scheinen das Festival gut zu finden. Ganze Familien mit Festivalbändchen tingeln durch die Fußgängerzone in Richtung Werratalsee an dem die Warm-Up Party stattfindet. Selbst die kotzenden Jugendlichen auf den Straßen, sorgen nicht für aufsehen.
Sondaschule könnte ich mir noch anschauen, für alles andere bin ich leider zu spät. Nachdem ich mich dazu entschieden habe, mir den Campingplatz zu sparen, mein rollendes Hotel einfach in der Innenstadt parke und endlich einen kostenlosen Parkplatz gefunden habe, wackle ich zur Pressekasse um mal meinen Ausweis abzuchecken.
"Sorry, hier gibts nur VIP-Pässe, die Pressepässe gibts am Fenster nebenan. Aber da biste zu spät, die werden nur bis 21 Uhr 30 ausgegeben." Ein Blick nach links....gleicher Container....nur anderes Fenster. "Öh." ????. "Ja, auf die Warm-Up Party kommste nicht ohne Bändchen". Soviel zur Berichterstattung zur Party. Also gibts noch zwei ziemlich günstige Bier in der nächstbesten Kneipe. Zack, bumm. Ende des ersten Abend.
13.08.2010
Ein Schlafplatz direkt an der Hauptstraße hat so seine Tücken. Langer und ausgedehnter Schlaf kann eigentlich nur dann stattfinden, wenn man das Risiko eingeht zu ersticken. Da ich lieber unausgeschlafen als luftlos bin, lärmt der Eschweger Berufsverkehr in aller Pracht ungefähr 30cm an meinem Ohr vorbei. Links Autos, rechts Passanten.
Um halb acht ist die Nacht zu Ende und ich entscheide mich für eine zünftige Dusche im Ortansässigen Schwimmbad.
Schön, anlässig des Open Flairs kostet der Eintritt gerade mal einen lumpigen Euro. Die Rentner unter der Dusche checken die Lage schnell und sprechen mir Mut anlässlich des Wetters zu.
Die Pressestelle ist immernoch unbesetzt, also nutze ich die Zeit, um mir mal den Campingplatz reinzufahren. Der Parkplatz ist eine einzige Schlammwüste. Der Campingplatz sieht aus wie man es für ein Festival mit Regengüssen erwartet. Dagegen ist der Berufsverkehr doch garnicht so schlimm.
Schließlich bekomme ich meinen Pressepaß und verschaffe mir erste Eindrücke von der Location. Emsige Betriebsamkeit auf dem gesamten Gelände. Einzig allein der Stand den Jusos stösst mir etwas sauer auf. Was hat denn Politik hier zu suchen? Dönerbudenbesitzer bestücken ihre Spieße, von der Centerstage ballert einem die Druckwelle vom Soundcheck um, die Securitys stehen uninspiriert in der Gegend rum und wissen nicht mal welchen Bereich sie da bewachen.Da ich aber anscheinend den goldenen (in diesem Fall ist gold, grün und auch nicht so wirklich golden, was ich später öfter feststellen muss) Schlüssel um den Hals trage schlendere ich zum Cateringzelt, hole mir einen Kaffee und checke mal das Pressezelt ab. Dort summt ein etwas übereifriges Bienchen namens Chrissi herum und versorgt die Schreiberzunft mit Steckdosen und Feuerzeugen.
Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel. Und endlich geht es los, No use for a name fangen an. Mit Hits Not your savior, Chasing Rainbows, Justified black eyes und On the outside lassen die Amis die anfänglichen Soundprobleme schnell vergessen. Superauftritt einer extrem gutgelaunten Band mit ausgeliehenem Lagwagon Gitarristen.
Kaum sind die letzten Skatepunkklänge verstummt, fangen auf der Hauptbühne, hier nach dem Hauptsponsor "HR3 - Bühne" benannt, Liquid Lightning an. Die Band kannte ich vorher nicht, kann mich aber durchaus überzeugen. Erinnert auf den ersten Blick an Incubus. Auch der zweite Auftritt des ersten Festivaltages überzeugt.
Schwupps, legen Lagwagon los und zocken ihr Set runter. Wirklich Originell ist die Musik wie immer nicht, da zählt anscheinend echt der Kultstatus. Der Menge scheints zu gefallen.
Auf der Hauptbühne machen sich nun Therapy? warm. Den letzten Liveauftritt der drei Iren, den ich miterleben durfte/musste, ist mir noch in schlechter Erinnerung. 2009 hatte ich das Gefühl, dass die Jungs dringend das Karriereende anstreben sollten. 2010 sind sie wieder frisch und werfen mit Songs wie Hellbelly, Nowhere, Teethgrinder, Stories, Isolation und dem unverschämt tollen Diane um sich. Sänger Andy Cairns ist gut gelaunt und macht Spässchen. Der Funke springt auch hier aufs Publikum über. Als letztes Lied gibt es schließlich noch den Überhit Screamager. Wie kann das denn gehen, wenn selbst die Bands auf den "billigen" Nachmittagprogrammplätzen dermassen abgehen. Wie sollen denn da erst die Headliner werden?
Pünktlich zu Blumentopf stehe ich im Fotograben und lasse mir die ersten drei Lieder mal aus nächster Nähe präsentieren. Wenn ich bisher geschrieben habe, dass das Publikum abgegangen ist, dann stimmt das wirklich. Nur was geschieht, als Holunder, Schu, Roger, Cajus und Sepalot loslegen spottet jeder Beschreibung. Was die fünf Münchner Rapper an Energie freilegen ist unbeschreiblich. Die Jungs aus dem Reihenhaus, Taschen voller Sonnenschein, Nerds und Partysafari. Egal ob neues Stück oder Klassiker, jeder Song wird gefeiert. Ein Medley aus Was der Handel, Fuck the System und Eins A sowie mehrere Freestyleparts weichen ab vom Gewohnten. Ein Aufruf vom Topf seinen Becherpfand für ein Brunnenbauprojekt zu spenden löst einen wahren Becherhagel auf die Bühne aus. Ja, München hat Eschwege voll im Griff. Solala, Systemfuck, Da geht noch mehr und Hunger.
Blumentopf, immer wieder.
NOFX plätschert ungesehen an mir vorrüber. Bei Jan Delay wage ich mich mal wieder aus dem Pressezelt in den mittlerweile verregneten Augustabend. Da schleiche ich mich auf den Balkon neben der Bühne und werde fast umgehauen, von der Wucht der Menge. Was da an Menschen rumsteht hat dieser Platz dieses Jahr definitiv noch nicht gesehen. Jan Delay entpuppt sich als Entertainer. Entertainer mit Donald Duck Stimme. Lassen wir mal den Ex-Beginner Mann alleine und gehen zur Seebühne, auf der später noch die Mad Caddies spielen sollen.
Da die Bühne etwas ausserhalb ist, sind zehn Minuten Fußmarsch angesagt. Zehn Minuten gespickt mit den üblichen Festivalskurilitäten. An der Seebühne angekommen erspielen sich gerade TOS vom Bodensee den Respekt von knapp 150 Hartgesottenen, der Rest steht an der HR3-Bühne und gafft Jan Delay an.
TOS spielen leicht posigen, aber ziemlich straighten Rock'N Roll mit beachtlicher Energie. Für das dämliche Gehabe würde man den Jungs gerne in den Arsch treten, geht aber nicht, weil die Beine am wippen sind. Die Jungs haben aber definitiv Spass am Publikum und umgekehrt sieht es ähnlich aus. Checkt die Jungs mal auf www.worldoftos.de aus, dort gibt zu allem Überfluss deren Album zum Gratisdownload. Wer auf die Beatsteaks steht, dürfte TOS ganz gut finden.
Als krönender Abschluss des Abends betreten schließlich die Mad Caddies die Seebühne. Und legen gleich mal richtig los, zur später Stunde ist noch eine Menge Betrieb. Kein Wunder, bei Songs wie Silence, Coyote, Lay your head down oder State of mind hüpft und jolt die Menge. Beim hyperaktiven Monkeys tanzen selbst die hinteren Reihen. Eine Gruppe verdammt schlauer Kerlchen sind se, die Veranstalter vom Open Flair. Denn eine solche Band den Abend abschließen zu lassen, motivert definitiv sich so lange auf dem Gelände aufzuhalten und ordentlich Bier ins sich reinzuschütten, was die wankenden Zombies auf dem Weg zum Auto eindrucksvoll belegen.
14.08.2010
Das Lager direkt am Schwimmbad aufzuschlagen, war ein feiner Schachzug des Schreiberlings. Heute ist die Nacht erst um 10 Uhr vorrüber. Das Freibad ist bereits mit 60 Flair-Besuchern gefüllt, die auch auf den Trichter mit dem Billig-Duschen gekommen sind.
Neoh aus Giessen eröffnen heute den Tag auf dem noch recht leeren Gelände. Die Band, die aus früheren Mitgliedern von Savoy hervorgegangen sind, spielen eine gesunde Mischung austauschbaren Juli/Silbermondrock. Die Sängerin Fee versucht das Publikum zum mitmachen zu animieren. Nach kurzem zögern zieht der mitgebrachte Fanclub die restlichen verirrten vor der Bühne mit und die Band kommt an. Ist vielleicht nicht wirklich die originellste Art Musik zu machen, in Verbindung mit dem blauen, leicht bewölkten Himmel geht das Ganze aber voll in Ordnung.
Was Neoh versuchen schaffen die Ska-Punks von Streetlight Manifesto. Kollektiver Circle Pit, tanzende Fans und jede Menge Getröte bilden den Rahmen für einen beschwingten Auftritt der Jungs aus New Jersey. Wieso kannte ich die denn vorher nicht?
Auf der Freibühne schicken sich Turbostaat an, das Publikum zu bespaßen. Die Menge reagiert anfangs sehr verhalten. Einige technische Aussetzer später scheint da aber schon mehr zu gehen. Zumindest bedankt Jan sich beim gen Ende des Auftritts mit den Worten, das beste Festival des Wochenendes gespielt zu haben...naja...wer weiß wie die anderen waren. Die Songauswahl kann sich hingegen jedoch sehen lassen, wobei der Schwerpunkt klar auf dem aktuellen Island Manöver liegt. Neben dem Titelsong gibts Surt + Tyrann, Kussmaul, die aktuelle Single Pennen bei Glufke und das großartige Urlaub auf Fuhrfehden. Mit Bossbax wird es auch gerne noch ein bisschen schneller. Fünfwürstchengriff gibt sich beschwingt. Auch das Vorgängeralbum Vormann Leiss wird nicht ausgespart. Der wohl bekannteste Song der Band Harm Rochel kommt genauso gut wie Insel, Ja, roducheln und Nach fest kommt ab. Der Vorteil bei einer Stunde Spielzeit, man bekommt eine Menge Songs zu hören.
Nun folgt eine lange, leere Zeit um das rettende Ufer des bevorstehenden Dendemannauftritts zu erreichen. Als ich dann lese, dass der doch anscheinend sehr schnäubische Kerl nur bestimmte Leute in den Graben lassen will, beschließe ich den Heimweg nach Frankfurt anzutreten.
Zu den Klängen von Ska-P endet das Open-Flair für mich. Ein Festival mit einer guten Orga. Vom zügigen Einlass, entspannten Securitys bishin zu den nicht vorhandenen Wartezeiten zwischen den wechselnden Bühnen. Hier stimmt eine Menge. Für den durchaus fairen Preis wird auch noch ein ziemlich gutes Line-Up geboten. Sehr symphatisch.
http://www.open-flair.de/
Copyright Bilder: Florian Grünert
Randnotiz zum Bericht: Der obige Bericht über der Open Flair Festival 2010 erregt die Gemüter. Ich bekam kurz nach der Veröffentlichung eine inoffizielle Mail vom Promotionmitarbeiter Mark Preisegger. Er ist der Meinung, dass ich Mitarbeiter des Festivals beleidigen und teilweise sogar Unwahrheiten (die Situation der Passausgabe betreffend) schreiben würde.
1.Es liegt mir fern Menschen zu beleidigen. Es handelt sich hierbei immer um meinen subjektiven Eindruck und ist eben einmal die Schilderung der Ein- und Augenblicke, die ich auf dem Festival hatte. Kurz und knapp gesagt. Falls sich jemand vom Open-Flair Team beleidigt fühlt, dann tut mir das ausdrücklich leid. Dies lag nicht in meiner Absicht und wurde beim schreiben der Zeilen auch nicht empfunden.
2.Alles was ich in dem Artikel geschrieben habe, hat sich auch so zugetragen. Unehrlichkeit und verdrehte Tatsachen werdet ihr in meinen Artikeln nicht finden. Das ich mich nicht immer an eine Berufsethik halte, finde ich durchaus vertretbar.
Nochmal, es handelt sich eben um subjektive Eindrücke. Um erlebtes. Kritik ist wichtig, ich nehme Sie an und bin gerne bereit zur Diskussion. Wer austeilt, muß auch einstecken können.
23.08.2010 Flo Grünert
12.08.2010
Sinnflutartiger Regen fällt vom Himmel. Die Abfahrt aus Frankfurt verzögert sich nach hinten. So richtiges Festivalfieber mag nun wirklich nicht aufkommen. Der Gedanke an matschverzierte Füsse und grölende Campingnachbarn hebt die Stimmung ungemein. Das veraltete Navi des Verfassers dieser Zeilen sorgt schließlich knapp 100 Kilometer vor dem Ziel noch für ein bisschen Sonderprogramm. Schließlich ramme ich zu allem Überfluss in irgendeinem Provinzdorf auch noch einen Kreisel und deformiere unabsichtlich die dortige Bepflanzung.
Endlich erreiche ich Eschwege, meinem Heimatort für die nächsten Tage. Der Regen, ein ständiger Begleiter auf meiner Anfahrt biegt in Richtung Kassel ab und langsam aber sicher habe ich echt Bock auf das Open Flair. Hier scheint der ganze Ort eingebunden zu sein. Die Altstadt ist mit Bannern zugehängt, die Pizzerien vergolden ihre Teigfladen und alle Einheimischen scheinen das Festival gut zu finden. Ganze Familien mit Festivalbändchen tingeln durch die Fußgängerzone in Richtung Werratalsee an dem die Warm-Up Party stattfindet. Selbst die kotzenden Jugendlichen auf den Straßen, sorgen nicht für aufsehen.
Sondaschule könnte ich mir noch anschauen, für alles andere bin ich leider zu spät. Nachdem ich mich dazu entschieden habe, mir den Campingplatz zu sparen, mein rollendes Hotel einfach in der Innenstadt parke und endlich einen kostenlosen Parkplatz gefunden habe, wackle ich zur Pressekasse um mal meinen Ausweis abzuchecken.
"Sorry, hier gibts nur VIP-Pässe, die Pressepässe gibts am Fenster nebenan. Aber da biste zu spät, die werden nur bis 21 Uhr 30 ausgegeben." Ein Blick nach links....gleicher Container....nur anderes Fenster. "Öh." ????. "Ja, auf die Warm-Up Party kommste nicht ohne Bändchen". Soviel zur Berichterstattung zur Party. Also gibts noch zwei ziemlich günstige Bier in der nächstbesten Kneipe. Zack, bumm. Ende des ersten Abend.
13.08.2010
Ein Schlafplatz direkt an der Hauptstraße hat so seine Tücken. Langer und ausgedehnter Schlaf kann eigentlich nur dann stattfinden, wenn man das Risiko eingeht zu ersticken. Da ich lieber unausgeschlafen als luftlos bin, lärmt der Eschweger Berufsverkehr in aller Pracht ungefähr 30cm an meinem Ohr vorbei. Links Autos, rechts Passanten.
Um halb acht ist die Nacht zu Ende und ich entscheide mich für eine zünftige Dusche im Ortansässigen Schwimmbad.
Schön, anlässig des Open Flairs kostet der Eintritt gerade mal einen lumpigen Euro. Die Rentner unter der Dusche checken die Lage schnell und sprechen mir Mut anlässlich des Wetters zu.
Die Pressestelle ist immernoch unbesetzt, also nutze ich die Zeit, um mir mal den Campingplatz reinzufahren. Der Parkplatz ist eine einzige Schlammwüste. Der Campingplatz sieht aus wie man es für ein Festival mit Regengüssen erwartet. Dagegen ist der Berufsverkehr doch garnicht so schlimm.
Schließlich bekomme ich meinen Pressepaß und verschaffe mir erste Eindrücke von der Location. Emsige Betriebsamkeit auf dem gesamten Gelände. Einzig allein der Stand den Jusos stösst mir etwas sauer auf. Was hat denn Politik hier zu suchen? Dönerbudenbesitzer bestücken ihre Spieße, von der Centerstage ballert einem die Druckwelle vom Soundcheck um, die Securitys stehen uninspiriert in der Gegend rum und wissen nicht mal welchen Bereich sie da bewachen.Da ich aber anscheinend den goldenen (in diesem Fall ist gold, grün und auch nicht so wirklich golden, was ich später öfter feststellen muss) Schlüssel um den Hals trage schlendere ich zum Cateringzelt, hole mir einen Kaffee und checke mal das Pressezelt ab. Dort summt ein etwas übereifriges Bienchen namens Chrissi herum und versorgt die Schreiberzunft mit Steckdosen und Feuerzeugen.
Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel. Und endlich geht es los, No use for a name fangen an. Mit Hits Not your savior, Chasing Rainbows, Justified black eyes und On the outside lassen die Amis die anfänglichen Soundprobleme schnell vergessen. Superauftritt einer extrem gutgelaunten Band mit ausgeliehenem Lagwagon Gitarristen.
Kaum sind die letzten Skatepunkklänge verstummt, fangen auf der Hauptbühne, hier nach dem Hauptsponsor "HR3 - Bühne" benannt, Liquid Lightning an. Die Band kannte ich vorher nicht, kann mich aber durchaus überzeugen. Erinnert auf den ersten Blick an Incubus. Auch der zweite Auftritt des ersten Festivaltages überzeugt.
Schwupps, legen Lagwagon los und zocken ihr Set runter. Wirklich Originell ist die Musik wie immer nicht, da zählt anscheinend echt der Kultstatus. Der Menge scheints zu gefallen.
Auf der Hauptbühne machen sich nun Therapy? warm. Den letzten Liveauftritt der drei Iren, den ich miterleben durfte/musste, ist mir noch in schlechter Erinnerung. 2009 hatte ich das Gefühl, dass die Jungs dringend das Karriereende anstreben sollten. 2010 sind sie wieder frisch und werfen mit Songs wie Hellbelly, Nowhere, Teethgrinder, Stories, Isolation und dem unverschämt tollen Diane um sich. Sänger Andy Cairns ist gut gelaunt und macht Spässchen. Der Funke springt auch hier aufs Publikum über. Als letztes Lied gibt es schließlich noch den Überhit Screamager. Wie kann das denn gehen, wenn selbst die Bands auf den "billigen" Nachmittagprogrammplätzen dermassen abgehen. Wie sollen denn da erst die Headliner werden?
Pünktlich zu Blumentopf stehe ich im Fotograben und lasse mir die ersten drei Lieder mal aus nächster Nähe präsentieren. Wenn ich bisher geschrieben habe, dass das Publikum abgegangen ist, dann stimmt das wirklich. Nur was geschieht, als Holunder, Schu, Roger, Cajus und Sepalot loslegen spottet jeder Beschreibung. Was die fünf Münchner Rapper an Energie freilegen ist unbeschreiblich. Die Jungs aus dem Reihenhaus, Taschen voller Sonnenschein, Nerds und Partysafari. Egal ob neues Stück oder Klassiker, jeder Song wird gefeiert. Ein Medley aus Was der Handel, Fuck the System und Eins A sowie mehrere Freestyleparts weichen ab vom Gewohnten. Ein Aufruf vom Topf seinen Becherpfand für ein Brunnenbauprojekt zu spenden löst einen wahren Becherhagel auf die Bühne aus. Ja, München hat Eschwege voll im Griff. Solala, Systemfuck, Da geht noch mehr und Hunger.
Blumentopf, immer wieder.
NOFX plätschert ungesehen an mir vorrüber. Bei Jan Delay wage ich mich mal wieder aus dem Pressezelt in den mittlerweile verregneten Augustabend. Da schleiche ich mich auf den Balkon neben der Bühne und werde fast umgehauen, von der Wucht der Menge. Was da an Menschen rumsteht hat dieser Platz dieses Jahr definitiv noch nicht gesehen. Jan Delay entpuppt sich als Entertainer. Entertainer mit Donald Duck Stimme. Lassen wir mal den Ex-Beginner Mann alleine und gehen zur Seebühne, auf der später noch die Mad Caddies spielen sollen.
Da die Bühne etwas ausserhalb ist, sind zehn Minuten Fußmarsch angesagt. Zehn Minuten gespickt mit den üblichen Festivalskurilitäten. An der Seebühne angekommen erspielen sich gerade TOS vom Bodensee den Respekt von knapp 150 Hartgesottenen, der Rest steht an der HR3-Bühne und gafft Jan Delay an.
TOS spielen leicht posigen, aber ziemlich straighten Rock'N Roll mit beachtlicher Energie. Für das dämliche Gehabe würde man den Jungs gerne in den Arsch treten, geht aber nicht, weil die Beine am wippen sind. Die Jungs haben aber definitiv Spass am Publikum und umgekehrt sieht es ähnlich aus. Checkt die Jungs mal auf www.worldoftos.de aus, dort gibt zu allem Überfluss deren Album zum Gratisdownload. Wer auf die Beatsteaks steht, dürfte TOS ganz gut finden.
Als krönender Abschluss des Abends betreten schließlich die Mad Caddies die Seebühne. Und legen gleich mal richtig los, zur später Stunde ist noch eine Menge Betrieb. Kein Wunder, bei Songs wie Silence, Coyote, Lay your head down oder State of mind hüpft und jolt die Menge. Beim hyperaktiven Monkeys tanzen selbst die hinteren Reihen. Eine Gruppe verdammt schlauer Kerlchen sind se, die Veranstalter vom Open Flair. Denn eine solche Band den Abend abschließen zu lassen, motivert definitiv sich so lange auf dem Gelände aufzuhalten und ordentlich Bier ins sich reinzuschütten, was die wankenden Zombies auf dem Weg zum Auto eindrucksvoll belegen.
14.08.2010
Das Lager direkt am Schwimmbad aufzuschlagen, war ein feiner Schachzug des Schreiberlings. Heute ist die Nacht erst um 10 Uhr vorrüber. Das Freibad ist bereits mit 60 Flair-Besuchern gefüllt, die auch auf den Trichter mit dem Billig-Duschen gekommen sind.
Neoh aus Giessen eröffnen heute den Tag auf dem noch recht leeren Gelände. Die Band, die aus früheren Mitgliedern von Savoy hervorgegangen sind, spielen eine gesunde Mischung austauschbaren Juli/Silbermondrock. Die Sängerin Fee versucht das Publikum zum mitmachen zu animieren. Nach kurzem zögern zieht der mitgebrachte Fanclub die restlichen verirrten vor der Bühne mit und die Band kommt an. Ist vielleicht nicht wirklich die originellste Art Musik zu machen, in Verbindung mit dem blauen, leicht bewölkten Himmel geht das Ganze aber voll in Ordnung.
Was Neoh versuchen schaffen die Ska-Punks von Streetlight Manifesto. Kollektiver Circle Pit, tanzende Fans und jede Menge Getröte bilden den Rahmen für einen beschwingten Auftritt der Jungs aus New Jersey. Wieso kannte ich die denn vorher nicht?
Auf der Freibühne schicken sich Turbostaat an, das Publikum zu bespaßen. Die Menge reagiert anfangs sehr verhalten. Einige technische Aussetzer später scheint da aber schon mehr zu gehen. Zumindest bedankt Jan sich beim gen Ende des Auftritts mit den Worten, das beste Festival des Wochenendes gespielt zu haben...naja...wer weiß wie die anderen waren. Die Songauswahl kann sich hingegen jedoch sehen lassen, wobei der Schwerpunkt klar auf dem aktuellen Island Manöver liegt. Neben dem Titelsong gibts Surt + Tyrann, Kussmaul, die aktuelle Single Pennen bei Glufke und das großartige Urlaub auf Fuhrfehden. Mit Bossbax wird es auch gerne noch ein bisschen schneller. Fünfwürstchengriff gibt sich beschwingt. Auch das Vorgängeralbum Vormann Leiss wird nicht ausgespart. Der wohl bekannteste Song der Band Harm Rochel kommt genauso gut wie Insel, Ja, roducheln und Nach fest kommt ab. Der Vorteil bei einer Stunde Spielzeit, man bekommt eine Menge Songs zu hören.
Nun folgt eine lange, leere Zeit um das rettende Ufer des bevorstehenden Dendemannauftritts zu erreichen. Als ich dann lese, dass der doch anscheinend sehr schnäubische Kerl nur bestimmte Leute in den Graben lassen will, beschließe ich den Heimweg nach Frankfurt anzutreten.
Zu den Klängen von Ska-P endet das Open-Flair für mich. Ein Festival mit einer guten Orga. Vom zügigen Einlass, entspannten Securitys bishin zu den nicht vorhandenen Wartezeiten zwischen den wechselnden Bühnen. Hier stimmt eine Menge. Für den durchaus fairen Preis wird auch noch ein ziemlich gutes Line-Up geboten. Sehr symphatisch.
http://www.open-flair.de/
Copyright Bilder: Florian Grünert
Randnotiz zum Bericht: Der obige Bericht über der Open Flair Festival 2010 erregt die Gemüter. Ich bekam kurz nach der Veröffentlichung eine inoffizielle Mail vom Promotionmitarbeiter Mark Preisegger. Er ist der Meinung, dass ich Mitarbeiter des Festivals beleidigen und teilweise sogar Unwahrheiten (die Situation der Passausgabe betreffend) schreiben würde.
1.Es liegt mir fern Menschen zu beleidigen. Es handelt sich hierbei immer um meinen subjektiven Eindruck und ist eben einmal die Schilderung der Ein- und Augenblicke, die ich auf dem Festival hatte. Kurz und knapp gesagt. Falls sich jemand vom Open-Flair Team beleidigt fühlt, dann tut mir das ausdrücklich leid. Dies lag nicht in meiner Absicht und wurde beim schreiben der Zeilen auch nicht empfunden.
2.Alles was ich in dem Artikel geschrieben habe, hat sich auch so zugetragen. Unehrlichkeit und verdrehte Tatsachen werdet ihr in meinen Artikeln nicht finden. Das ich mich nicht immer an eine Berufsethik halte, finde ich durchaus vertretbar.
Nochmal, es handelt sich eben um subjektive Eindrücke. Um erlebtes. Kritik ist wichtig, ich nehme Sie an und bin gerne bereit zur Diskussion. Wer austeilt, muß auch einstecken können.
23.08.2010 Flo Grünert
Dieses Zelt ist wirklich toll. Letzes mal habe ich diese Was dort passieren. Ich habe gehort dass du auch etwas als das Cateringzelte mieten mochtest, stimmt? genutzt und war auch ziemlich gut.
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