"Auf ein Wiedersehen in bestimmt größeren Clubs". Das war der letzte Satz meines Reviews vom Auftritt der Thermals im Jahre 2004 im Frankfurter Cookys. Da sollte ich mich getäuscht haben.
Denn etwas mehr als zwei Jahre später stehen die Thermals schon wieder auf der eigentlich viel zu kleinen Bühne des eher konzertungeeigneten Cookys. Aber es war eigentlich zu erwarten, dass sich alles zum Größeren hin entwickelt. Denn mit „More Parts Per Million“ und „Fuckin A“ gab es zwei großartige Alben, die überall mit Lobhuldigungen gepriesen wurden. Und die Thermals entwickelten sich definitiv zur Nummer Eins in ihrem Segment. Die Könige des Lo-Fi.
Einerseits kann man wirklich froh sein, dass die Thermals auch während dieser Tour wieder in den kleinsten Clubs spielen, denn dafür ist deren Musik gemacht. Andererseits handelt es sich bei den Thermals aber um eine Band, denen ich den Durchbruch so gönne wie keiner anderen Band. Aber wollen sie das überhaupt? Denn Anfang 2006 lehnten sie eine 50.000 Dollar Offerte von General Motors ab. Diese wollten den Song „It´s Trivia“ für einen Werbespot des Geländewagens Hummer verwenden. Die Band lehnte das Angebot jedoch umgehend ab, da General Motors Verbindungen zum Militär pflegt und wegen umweltschädlicher Autos nicht gerade zum positiven Weltklima beiträgt. Die Thermals bleiben sich also treu. Ruhm und Popularität wollen sie bestimmt. Aber nicht um jeden Preis.
Die Thermals erspielen sich ihre Anhängergemeinde lieber durch energiegeladene Konzerte als durch gut bezahlte Werbespots. Wie auch schon vor zwei Jahren ersparte man sich eine Vorband. Als das Cookys wohlgefüllt war, kamen Hutch Harris, Kathy Foster, Lorin Coleman und ein Zusatzgitarrist ohne viel Tamm-Tamm auf die Bühne. Losgelegt wurde gleich mit „Our Trip“ und danach ließ sich gleich erschließen welch vorzüglicher Konzertabend bevorstehen würde. Sänger Hutch Harris verausgabt sich am Mikrofon und an seiner Gitarre mit einer unglaublichen sympathischen Gestik in denen er die Tragweite seiner Songs geradezu beschwören will. Kathy Foster bedient ihren Bass und lässt ihre Löckchen auf und ab fliegen. Lorin Coleman an den Drums agiert unauffällig aber doch gewaltig an den Drums. Und der Zusatzgitarrist ohne Namen gibt eine musikalische Unterstützung, die die Klangwelt der Thermals noch um eine Dimension erweitert.
Das Wort Pause kennt die Band nicht. Und auch ein Freund von längeren Ansagen zwischen den Songs ist Herr Harris nicht. Aber sie sind schließlich auch nicht gekommen um mit dem Publikum Konversation zu betreiben. Die wollen einfach nur spielen. Einfach auf den Punkt kommen. Und den treffen sie genau.
Nach „Our Trip“ folgt eine wunderbare Mischung aus „More Parts Per Million“, „Fuckin A“ und „The Body, The Blood, The Machine“. Wäre diese Mischung ein Kuchen würde er köstlich schmecken. Vor allem die neuen verspielteren Songs wie „Power Doesn´t Run For Nothing“ und „An Ear For Baby“ brachten die nötige Abwechslung zu den Zweiminütern. Mit der Zeit wurde auch das Publikum thermal und die kleine Fläche vor der Bühne verwandelte sich in eine Hüpfburg für junge, erwachsene Menschen. Und da musste sogar Herr Harris mal lächeln, dem es anscheinend gefiel, dass er gerade eine kleine Masse an Menschen, die seine Lieder sangen, unter seiner Kontrolle hatte.
Mit dem oben schon erwähnten „Power Doesn´t Run For Nothing“ und „Back To Gray“ endete das reguläre Konzert. Die Band ging dann kurz in den improvisierten Backstageraum, inhalierte an der einen oder anderen Zigarette und kam für die obligatorischen Zugaben wieder. Mit „God And Country“, „It´s Trivia“ und „Top Of The Earth“ setzten die Thermals dem Konzert die Krone auf. Durch die Forderungen des sehr motivierten Publikums weiterzuspielen sah sich Hutch Harris veranlasst nochmal auf die Bühne zu kommen um mit einem “That´s all we got“ das Konzert für beendet zu erklären. Der einzige Wermutstropfen war jedoch, dass das geliebte „Everything Thermals“ ausgeklammert wurde.
Aber auch das schönste und energiegeladenste Konzert muss einmal zu Ende gehen. Die Band ließ jedoch nur glückliche Konzertbesucher zurück. Vielleicht erzählen diese ihren Freunden wie grandios dieses Konzert war, so dass das nächste Mal ein etwas größerer Club angesteuert werden kann. Zu gönnen wäre es ihnen. Aber bis dahin: The Thermals go right to your head/The Thermals have sex in your bed/Everything in circles/Yeah, everything Thermals…
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