2010/12/16

[Platten] Portishead - Third

Image 10 Jahre. Eine verdammt lange Zeit. Für Portishead anscheinend gerade der nötige Abstand zwischen zwei Studioalben. Third, ist da. Und eins ist sicher, für den originellen Albumtitel bzw. imposante Coverartwork hat die Band um Ausnahmesängerin Beth Gibbons gerade einmal die letzten fünft Minuten vor dem endgültigen Release investiert.

Bleibt also genug Zeit um sich auf die Musik zu konzentrieren. Beim ersten Hören war ich schlichtweg enttäuscht, war ich doch die unbeschreiblich schönen Songs von "Dummy" gewöhnt und hatte ähnliches erwartet. Eine eiskalte, schon fast metallisch klingende Produktion beherrscht das aktuelle Album. Gibbons singt sich die Qualen der letzten Dekade von der Seele. So entsteht ein extrem düsteres, fast morbides Ambiente. Die Melodien der Songs wie "Machine Gun" oder "We carry on" spielen bewusst gegen den Gesang an und hindern den Hörer daran sich fallen zu lassen. Das Teil ist und bleibt ungemütlich.

Doch schon nach einigen Durchläufen habe ich mich eingehört. Langsam sickert die Erkenntnis in mein Hirn. Portishead brauchten eben genau diese ellenlange Zeit um den dunklen Drilling aus sich heraus zu holen. Nun ist er da und bildet das perfekte Gegenstück. "The Rip" etwa wartet mit Hoffnung auf. "Small" schaukelt sich in einen Drogenrausch, der schließlich in "Magic Door" ein würdiges Ende findet.

Letztendlich bleibe ich auf meinem Sessel sitzen. Die Musik ist längst verstummt. Dennoch habe ich diese Stimme in den Ohren. Hält mich gefangen. Komme mir vor wie ein an den Mast gefesselter Odysseus. Wenn Musik solche Empfindungen hervorrufen kann, dann kann sie doch nicht schlecht sein. Nur eben anders als gewohnt. 

http://www.portishead.co.uk/

VÖ: 25.04.2008 auf Island/Universal

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