2010/12/15

[Platten] Jimmy Eat World - Clarity

Image"Es ist doch wie jede Art künstlerischen Ausdrucks, ob es nun die Darstellende Kunst, Musik, Literatur oder was auch immer sei - wichtig ist doch nur, ob es dir etwas gibt. Wenn nicht, hätten wir versagt." Dies ist ein Zitat Jim Adkins´ Eins haben Jimmy Eat World definitiv nicht: Versagt. Denn diese Musik gibt was. Dieses Album gibt was. Und das ist schwer zu beschreiben. 

„Clarity“ kommt 1999 unter Capitol Records auf den amerikanischen Markt. Die Band aus Meza, Arizona spielen Konzerte vor ausverkauften Häusern und erspielen sich eine große Fangemeinde. Aber völlig unverständlich kommt die Platte aufgrund der schlechten Politik von Capitol Records in Europa nicht auf den Markt. Es passiert genau dasselbe wie mit dem Vorgängeralbum „Static Prevails“, das man in Europa zu dieser Zeit ebenfalls vergeblich in den Regalen der Plattenläden sucht.

1999 kommt dann der Split von Capitol Records, da sich die Band bewusst wurde, dass es besser wäre getrennte Wege zu gehen. Jimmy Eat World kauften von der Plattenfirma ihre eigenen Alben auf und organisierten ihre fünfwöchige erste Europatour selbst. Dort wurde dann Emimusic, die für den europäischen Vertrieb von Capitol Records zuständig sind, auf die labellose Band aufmerksam und dachten sich, dass sich eine Veröffentlichung auch in Europa lohnen könnte. Und sie dachten richtig.

Mit dem ersten Track der Platte lassen Jimmy Eat World gleich ihr ganzes Können aufblitzen. Geniale 4 Minuten und 20 Sekunden. „Table for Glasses“ lässt gleich das zu Tage kommen was die Band auszeichnet. Gesang, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt und harmonische, einprägsame Melodien, die einem das große Grinsen ins Gesicht zaubern. „Lucky Denver Mint“ ist  extrem tanzbar und mitsingbar. Ein Juwel. Der Song war schon auf der vor dem Album erschienenen EP enthalten und ließ erahnen, welch restliches Potential das Album haben würde.

Mit „Your New Aesthetic“ und „Believe in What You Want“ folgen zwei weitere Tracks, denen man das typische Jimmy Eat World Etikett aufdrücken kann. Wird dieses Album auch noch mal schwächeln? Die nächsten Songs geben eine präzise Antwort: Nein. Es fehlen einem eigentlich die Worte um diese Lieder zu beschreiben. Kann man das Emo nennen? Mit einordnen von Musik in Schubladen tut man sich seit jeher schwer. Aber hier ist die Emotionalität die in diesen Songs steckt unüberhörbar. Hier sage ich ja zum Schubladendenken. Das ist Emo pur. So schlimm dieses Wort auch ist.

Von „A Sunday“, das besonders gefällt, über „Crush“, „12.23.1995“ und „Ten“ geht es zu zwei weiteren Jimmy Eat World-Köstlichkeiten. “Just watch the fireworks“und „For me this is heaven“. „Here you can be anything” stellt Jim Adkins in „Just Watch the Fireworks“ fest. Und es ist wirklich so. Fröhlich, traurig, nachdenklich. Man kann alles sein. Die Band überlässt es dem Hörer die Songs zu interpretieren. Je nach Gemütslage sind die Songs anders aufzunehmen. Es scheint so als ob sich für jede erdenkliche Situation des Lebens ein Lied auf dieser Platte befindet. Ein Lebenssoundtrack.

Nach diesen beiden etwas melancholischen Stücken folgt „Blister“. Einer der vielen Höhepunkte dieses Albums und auch bei Konzerten immer wieder ein Genuss wenn tausende Kehlen fragen: „How long would it take me to walk across the United States all alone“?. Eines der besten Lieder die Jimmy Eat World jemals veröffentlichten, kein Zweifel. „Clarity“ und das über 16 Minuten lange, leider irgendwann endende, „Goodbye Sky Harbour“ sind der würdige Abschluss eines Albums, das seines Gleichen sucht. Ohne Übertreibung ein Meisterwerk, dass auch noch in Jahren zu dem Besten gehören wird, was dieses Genre jemals zu hören bekommen hat…

www.jimmyeatworld.com

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